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Welchen Einfluss haben künstliche Welten auf uns Menschen? Die aktuelle SAP-Kunstausstellung bietet spannende Denkanstöße.

ChatGPT beschreibt das Metaverse folgendermaßen: „Das Metaverse ist ein Konzept, das eine interaktive, virtuelle Realität beschreibt, in der Menschen in digitale Welten eintauchen, sie erkunden und selbst kommunizieren und interagieren können. Es ist eine erweiterte Version des Internets, die über Websites hinausgeht und eine 3D-Umgebung bietet, die es den Nutzern ermöglicht, sich in Echtzeit in virtuellen Welten zu bewegen und mit anderen zu interagieren.“ Weiterhin erwähnt ChatGPT Virtual-Reality-Headsets, Augmented-Reality-Geräte und mögliche Anwendungsszenarien vom einfachen Chatten und Videoanrufen bis hin zu komplexen virtuellen Geschäften, aber auch Spielen und Lernen.

Es liegt in der Natur einer künstlichen Intelligenz bei dieser Erklärung im ersten Schritt der emotionalen Seite keine weitere Bedeutung zu schenken. Aber gerade dieser Aspekt macht eine Diskussion über Chancen und Risiken des Metaverse oder virtueller Realitäten so komplex. Die Meinungen gehen hier auseinander und reichen von absoluter Begeisterung bis hin zu kompletter Ablehnung. Mancher ignoriert das Thema aus Unwissenheit oder Desinteresse. Andere sehen großartige Möglichkeiten und vielfältige Zukunftschancen.

Neue SAP-Kunstausstellung beschäftigt sich mit der virutellen Welt

Die aktuelle SAP-Kunstausstellung „Gretchenfrage 2.0 – Wie hältst Du’s mit der virtuellen Welt?“ beleuchtet dieses Thema. Bis zum 1. September 2023 präsentieren 13 Künstlerinnen und Künstler ihre vielfältigen Anschauungen an der Schnittstelle zwischen der realen und der digitalen Welt, zwischen Kunst und Technologie. Mit Hilfe unterschiedlicher Medien erforschen sie spielerisch Raum und Zeit und bewegen sich in verschiedenen Dimensionen bis hin zu einer erweiterten und virtuellen Welt. Die Ausstellung kann – in der realen Welt – im internationalen SAP-Schulungszentrum in Walldorf oder aber im Rahmen eines virtuellen Rundgangs besucht werden.

Alexandra Cozgarea, die Kuratorin der Ausstellung, hat einen besonderen Blick auf die Auswirkungen virtueller Welten und künstlicher Intelligenz auf die Kunst. „Das Schaffen von Kunst erforderte schon immer technische Hilfsmittel, sei es Hammer und Meißel, Farbe und Pinsel oder, im technologischen Zeitalter, Grafikprogramme, Algorithmen, und künstliche Intelligenz. Wir erleben eine rasant fortschreitende Entwicklung, in der Werkzeuge unsere körperlichen und geistigen Fähigkeiten erweitern. Die Möglichkeiten der Zukunft sind naturgemäß grenzenlos“, sagte sie in ihrer Eröffnungsrede der Ausstellung und betonte die Bedeutung eines verantwortungsvollen Umgangs mit innovativen Technologien für SAP.

Die für sie – und die in der Ausstellung vertretenen Künstler – grundsätzliche Frage ist vielmehr, ob digitale und physische Kunst zusammenleben kann. Ist Kunst auf Instagram noch Kunst oder nur im echten Leben? Oder ist Instagram nicht auch ein Teil des echten Lebens? „‘Wie hältst Du‘s mit der virtuellen Welt‘ ist natürlich nicht nur eine technische Frage, sondern eine nach unserer Vorstellung einer erstrebenswerten Zukunft und unseren Möglichkeiten, diese selbst zu gestalten“, ergänzt die Kuratorin.

Für sie ist es eine hybride Ausstellung, mit einem Bein in der realen und einem in der digitalen Welt; zwei Orte, die dabei sind mit einander zu verschmelzen. Und eine Ausstellung, deren Werke sich auch mit dem Menschenbild auseinandersetzen, dass wir als Gesellschaft anstreben und der Frage, welchen Platz wir den Maschinen darin zuweisen.

Kreative Kunst der Zukunft

Während der Eröffnung der Ausstellung hielt Jörg Kraus, federführend für die Konzeption dieser Ausstellung mit über 50 Werken und ebenfalls ausstellender Künstler, seine ‚Laudatio‘ auf das Metaverse, in der er die künstlerischen Positionen in all die ambivalenten Fragen nach dem Verhältnis von Mensch und Maschine einband.

‚Wie hältst du es mit der virtuellen Welt‘ ist für ihn eine Frage der eigenen Haltung. „Bist du ernsthaft bemüht, dir über die Veränderungen, die sich in unserem Leben durch die Digitalisierung schon ergeben haben und in großer Geschwindigkeit weiter ergeben werden, Gedanken zu machen?“, fragte er gleich zu Beginn seiner Rede.

„Für uns Künstler stellt sich die Frage: Wird die Bilderschwemme – die wir jetzt schon erleben – weiter zunehmen und alles nivellieren? Ob traditionell erstellte Kunst oder Kunst aus der Maschine – wird das noch jemanden kümmern? Werden wir überhaupt noch die Sensoren haben für das Zauberhafte oder auch das Kritische – oder geht alles im großen Rauschen unter?“

Auf die Frage „Wie hältst Du’s mit der virtuellen Welt“ antwortete Kraus: „Eine zentrale Frage für mich ist: Wie gehe ich mit meiner Aufmerksamkeit um? Denn wenn sie an der einen Stelle (zum Beispiel bei der Technik) gebunden ist, wird sie nicht mehr an der anderen Stelle (bei den Menschen) sein.“

In der Ausstellung geht es um Kunst und daher in erster Linie um die Anschauung und immer auch um die Ästhetik mit der die Gedanken der Künstlerinnen und Künstler sich Ausdruck verschaffen. In Bildern, Plastiken, Installationen, Videos, und auch in einem virtuellen Ausstellungsraum werden die Themen zwischen real und digital, von zweidimensional zu dreidimensional durchgespielt.

Im Gespräch mit den Künstlerinnen und Künstlern über ihr Schaffen wird deutlich, dass Digitale Kunst, Medienkunst oder Online-Kunst die Vorstellung von Autorenschaft und Eigentum, auf die sich der Kunstmarkt bisher gestützt hat, in Frage stellt. Die Künstler bekommen in virtuellen Welten nicht nur neue Werkzeuge und Möglichkeiten an die Hand, sondern müssen sich auch der Entwicklung stellen, wie wir als Gesellschaft mit dem noch nicht umfassend geklärten Thema der Verwendung von kreativen Inhalten in der Zukunft umgehen werden. In ihren Augen stehen wir als Gesellschaft an einer Schwelle, an der es nicht mehr nur um das Abwägen des Nutzens eines technologischen Fortschritt geht. Als Gesellschaft müssen wir vielmehr nach den „Deals“ zwischen Mensch und Maschine, zwischen Mensch und Ökonomie fragen. Und wie hältst du es mit der virtuellen Welt? Auch Künstler haben nicht die eine Antwort auf diese Frage.

SAP-Kunstausstellung „Gretchenfrage 2.0 – Wie hältst Du’s mit der virtuellen Welt?“

Die SAP-Kunstausstellung „Gretchenfrage 2.0 – Wie hältst Du’s mit der virtuellen Welt?“ findet im internationalen SAP-Schulungszentrum (Gebäude 5), Dietmar-Hopp-Allee 20, 69190 Walldorf, statt. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 10:00 bis 18:30 Uhr.

Ausstellende Künstler: Christiane Rath, Eunjeong Kim, Helga Schwalt-Scherer, Helen Shulkin, Jörg Kraus, Lukas Einsele, Michaela Schrabeck, Paul Hirsch, Paul Wiersbinski, Peter Zuppa, Susanne Freiler-Höllinger, Thomas Schneider, Volkmar Hoppe