Unternehmen möchten im Kampf gegen den Klimawandel eine Vorbildfunktion einnehmen und verpflichten sich deshalb öffentlich zur Verringerung ihrer CO2-Emissionen. Bislang haben über 400 Unternehmen weltweit den Climate Pledge unterzeichnet, im dem die Verpflichtung festgeschrieben ist, den CO2-Nettoausstoß bis 2040 auf null zu reduzieren.
Die Reduzierung der direkten Emissionen eines Unternehmens nach Scope 1 des Greenhouse Gas (GHG) Protocol und seiner indirekten, durch die Erzeugung oder Nutzung von Energie entstehenden Scope-2-Emissionen stellt eine Herausforderung, jedoch keine unlösbare Aufgabe dar. Es ist eigentlich ganz simpel: Wir müssen entweder unseren Energieverbrauch verringern, die Energieeffizienz verbessern, auf erneuerbare Energiequellen umstellen oder saubere Energie erwerben bzw. Emissionen durch Emissionsausgleiche kompensieren.
Scope-3-Emissionen
Ganz anders verhält es sich hingegen mit der Verringerung der Scope-3-Emissionen, die ein Unternehmen nicht selbst erzeugt oder die durch den Energieverbrauch entstehen.
Die Steuerung von Scope-3-Emissionen ist deshalb schwierig, weil sie nicht der Kontrolle des Unternehmens unterliegen. Die Messung und Bewertung dieser Emissionen erschwert sich dadurch, dass hierfür präzise Daten erhoben werden müssen. Und da an einer Lieferkette unterschiedliche Geschäftspartner beteiligt sind, herrscht Unklarheit darüber, wer für die Verringerung der Scope-3-Emissionen verantwortlich ist. Durch die Standardisierung und den sicheren Austausch von Nachhaltigkeitsdaten wäre das Problem bereits zur Hälfte gelöst.
In Kürze treten Vorschriften in Kraft, nach denen Unternehmen verpflichtet sind, Nachhaltigkeitsdaten zu erheben und auszutauschen. So schreibt beispielsweise das CO2-Grenzausgleichssystem (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM) der EU vor, dass Unternehmen bei der Einfuhr von Produkten nach Europa die Emissionsdaten ihrer Lieferanten ausweisen müssen. Das CO2-Grenzausgleichssystem gilt ab Oktober 2023 für die Einfuhr CO2-intensiver Waren wie Aluminium, Eisen, Stahl, Zement, Düngemittel und Strom. Es wird zunächst eine Übergangsphase geben, bis Unternehmen dann ab 2026 Informationen zur Anzahl der in die EU eingeführten Waren und den damit verbundenen Treibhausgasemissionen offenlegen müssen.
Diese Vorschriften, die Kontrolle durch Investoren und andere Stakeholder sowie die Anforderungen von Partnern entlang der Lieferkette machen einen einheitlichen Standard für den Austausch von Nachhaltigkeitsdaten erforderlich. 2021 haben führende Automobilhersteller gemeinsam mit Partnern das Catena-X Automotive Network ins Leben gerufen, um einen einheitlichen Standard für den sicheren Informations- und Datenaustausch in der gesamten automobilen Wertschöpfungskette zu schaffen. Nachhaltigkeit ist einer der fünf von Catena-X definierten zentralen Anwendungsbereiche. Ziel ist es, die Erhebung von Emissionsdaten entlang der Wertschöpfungskette zu standardisieren, präzise Daten zum CO2-Ausstoß zu dokumentieren und eine Vergleichsbasis innerhalb der Automobilindustrie zu schaffen.
Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Austausch von Emissionsdaten zwischen allen Partnern einer Lieferkette. Vor diesem Hintergrund hat die SAP als Gründungsmitglied von Catena-X nun die neue Lösung SAP Sustainability Data Exchange auf den Markt gebracht, mit der Unternehmen standardisierte Nachhaltigkeitsdaten beispielsweise zum ökologischen Fußabdruck ihrer Produkte sicher mit ihren Geschäftspartnern in der Wertschöpfungskette austauschen können. Die Lösung ermöglicht Unternehmen den effektiven Austausch von Emissions- und anderen Daten mit ihren Kunden und unterstützt so die Dekarbonisierung von Wertschöpfungsketten.
Als Teil des SAP Business Network nutzt SAP Sustainability Data Exchange die von der Partnership for Carbon Transparency (PACT) des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) entwickelten Standards für die Interoperabilität von Emissionsdaten. In die Lösung sind außerdem die Erfahrungen der SAP als Gründungsmitglied von Catena-X und Confinity-X eingeflossen. Im Rahmen dieses Programms wurden erstmals technische Spezifikationen für den standardisierten Austausch von Emissionsdaten definiert. Dadurch ist es möglich, Nachhaltigkeitsinformationen effektiv zwischen unterschiedlichen Lösungen zur Erfassung und Bilanzierung von CO2-Emissionen auszutauschen.
SAP Sustainability Data Exchange
SAP Sustainability Data Exchange basiert auf dem technischen Framework von GreenToken by SAP und ermöglicht Unternehmen, die diese Plattform nutzen, den internen Austausch von Nachhaltigkeitsdaten. Darüber hinaus stellt die Lösung die Interoperabilität mit anderen Netzwerken sicher, die die PACT-Standards des WBCSD nutzen. Kunden können SAP Sustainability Data Exchange zusammen mit der Lösung SAP Sustainability Footprint Management einsetzen, mit der sich sämtliche Emissionen berechnen und steuern lassen, die im Unternehmen selbst, in seiner Wertschöpfungskette und durch seine Produkte entstehen. Wenn Unternehmen bereits eine andere Lösung zur Berechnung ihres ökologischen Fußabdrucks verwenden, können sie SAP Sustainability Data Exchange alternativ für den sicheren Austausch dieser Daten nutzen. Die Beta-Version von SAP Sustainability Data Exchange ist nun verfügbar; die allgemeine Verfügbarkeit der Lösung ist für das dritte Quartal 2023 geplant.
„Wir setzen uns bei SAP aktiv für eine nachhaltige Zukunft ein und suchen deshalb laufend nach neuen Möglichkeiten, wie wir Innovationen voranbringen und unseren Kunden Mehrwert bieten können“, führt Nitin Jain aus, General Manager für GreenToken by SAP und SAP Sustainability Data Exchange. „Die Einführung von SAP Sustainability Data Exchange untermauert dieses Engagement. Wir haben unser Know-how und unsere Ressourcen für die Entwicklung einer zukunftsweisenden Plattformanwendung genutzt, mit der Unternehmen Informationen zur CO2-Bilanz ihrer Produkte mit Kunden und Lieferanten austauschen können. Dadurch sind unsere Kunden in der Lage, ihren ökologischen Fußabdruck zu messen und zu verringern und zugleich in der gesamten Lieferkette für Transparenz zu sorgen. Mit diesem neuen Angebot setzen wir Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit und ebnen den Weg in eine nachhaltigere Zukunft.“
SAP Sustainability Data Exchange ist ein weiterer wichtiger Meilenstein im Hinblick auf das Ziel der SAP, das Green Ledger – eine Art „grüne Buchhaltung“ – neben Umsatz und Betriebsergebnis als wichtige Kennzahl zu etablieren. Mit der Lösung können Kunden Kennzahlen zu ihrem CO2-Ausstoß offenlegen und so globale Standards einhalten. Ein standardisiertes Format für die Erhebung und den Austausch von Daten hilft Unternehmen, ihren Nachhaltigkeitsberichten anstelle von Schätzwerten präzise Istdaten auf Produktebene zugrunde zu legen. Durch die Möglichkeit, standardisierte und revisionssichere Nachhaltigkeitsdaten offenzulegen, kommen sie auf ihrem Weg zu Klimaneutralität schneller voran.
Vor 50 Jahren hat die SAP die Finanzbuchhaltung mit einer neuartigen Software für das Enterprise Resource Planning (ERP) revolutioniert. Heute definiert die SAP das „R“ in ERP neu, indem sie Unternehmen nicht nur die Steuerung ihrer Finanz- und Warenströme, sondern auch weiterer Ressourcen ermöglicht. Durch die CO2-Bilanzierung mithilfe eines Green Ledger werden außerdem die Voraussetzungen für eine präzise Darstellung der Nachhaltigkeitsleistung geschaffen. Dadurch können Unternehmen bei sämtlichen Entscheidungen im Rahmen eines Geschäftsprozesses neben finanziellen auch ökologische Kennzahlen nutzen. Das Green Ledger bietet durch die Integration in die Angebote RISE with SAP S/4HANA Cloud und GROW with SAP umfassende Einblicke und wird mit jedem Release um neue Funktionen ergänzt.
Weitere Informationen finden Sie unter sap.com/sustainability/climate-action.