Das SAP AppHaus wird zehn Jahre alt. SVP Andreas Hauser erklärt, was das SAP AppHaus so einzigartig macht und warum das Lernen nie aufhört.
Das SAP AppHaus wurde vor zehn Jahren gegründet, um gemeinsam mit Kunden Innovationen zu schaffen. Andreas Hauser, Senior Vice President und Leiter des SAP AppHaus Network, erläutert, was das AppHaus einzigartig macht, wie es sich in den letzten zehn Jahren weiterentwickelt hat, was Innovation ist und wie er Führung definiert.
SAP News: Was ist die zentrale Idee hinter dem SAP AppHaus?
Andreas Hauser: Das SAP AppHaus war seit jeher Vorreiter bei der Entwicklung neuer Produkte, Technologien und Methoden. Bisher haben wir mehr als 1.000 gemeinsame Innovationsprojekte mit Kunden abgeschlossen. Aber einzigartig ist, dass bei unseren Innovationen der Mensch im Mittelpunkt steht. Dieses Konzept basiert auf den Methoden des Design Thinking (DT) und Architecture Thinking.
Bei einem Kundenworkshop im SAP AppHaus kommen die Mitarbeitenden aus unterschiedlichen Abteilungen eines Kundenunternehmens oft zum ersten Mal in einem Raum zusammen – Kollegen aus der IT, dem Business oder die eigentlichen Anwender. Und hier beginnt der Dialog, wobei die Endanwender im Mittelpunkt des Prozesses stehen.
Bei unserer Methode geht es in erster Linie darum, deren Problem zu verstehen. Die Suche nach einer Lösung für dieses Problem ist sozusagen unser Leitstern von der ersten Iteration bis zum Produktivstart. Deshalb, glaube ich, arbeiten Kunden gerne mit uns zusammen, denn wir helfen ihnen, das eigentliche Problem zu verstehen, bevor wir zu einer Lösung kommen und ihnen Software verkaufen.
Unser Mantra lautet: Innovation zur Realität werden lassen und sie den Endanwendern in die Hand geben.
Andreas Hauser, Senior Vice President und Leiter des SAP AppHaus Network
Was ich bei Unternehmen generell immer wieder beobachte, ist die Tendenz, Produkte zu entwickeln, zu verkaufen oder zu vermarkten, bevor das Problem des Kunden überhaupt klar erkannt ist. Ein gutes Beispiel hierfür ist KI. Bei neuen Technologien glauben viele, dass die neue Software alle ihre Probleme lösen wird, aber auch generative KI kann das nicht schaffen. Deshalb haben wir einen neuen Workshop konzipiert, den Generative AI Explore Workshop. Ziel ist es, Anwendungsfälle zu ermitteln, bei denen generative KI die perfekte Lösung ist, um einen möglichst hohen Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen.
Was ist der Auslöser für Wandel und Innovation?
Die Kundenerfahrung treibt den Wandel voran. Vor zehn Jahren wünschten sich unsere Kunden bei ihren SAP-Anwendungen eine Nutzererfahrung wie bei Amazon, und damit verlagerte sich unser Schwerpunkt auf die Erfahrungen und Erwartungen der Nutzer. Plötzlich stand für uns die Frage im Vordergrund: Was brauchen die Kunden und ihre Endanwender?
Kreativität und neue Ideen sind nutzlos, wenn sie nicht umgesetzt werden – und wenn wir etwas umsetzen, das niemand braucht, ergibt das keinen Mehrwert. Und ohne Mehrwert keine Innovation.
Daher definiere ich Innovation als Kreativität multipliziert mit praktischer Umsetzung. Echte Innovation schafft einen Mehrwert für das Unternehmen und die Kunden profitieren davon.
Wie messen Sie den Erfolg des SAP AppHaus? Wie lauten Ihre KPIs?
Wir versuchen unermüdlich, Kunden auf die Bühne zu bringen, die ihre Geschichte erzählen, denn Erfahrungsberichte von Kunden sind unsere Währung.
Nichts ist so wirksam, wie Kunden, die selbst über ihre erfolgreichen Implementierungen sprechen und erklären, wie sie SAP-Lösungen einsetzen – damit beeinflussen wir, wie SAP-Produkte im Markt wahrgenommen werden. Mit unserem auf Menschen ausgerichteten Ansatz zeigen wir, dass wir auf mehrfache Weise zu den strategischen Zielen der SAP beitragen: indem wir den Verkauf unserer Software und Services fördern, die Kunden bei der Nutzung ihrer Software unterstützen, Produkte auf der Grundlage von Kundenfeedback verbessern und natürlich auch, indem wir SAP als Innovationspartner der Wahl positionieren. Unsere Kundenbeziehungen sind langfristig: Wir begleiten sie bis zum Produktivstart, helfen ihnen, mit ihrer neuen SAP-Lösung erfolgreich zu arbeiten und stehen ihnen bei weiteren Verbesserungen und Innovationen zur Seite.
Die Kunden, auf die wir uns im SAP AppHaus konzentrieren, brauchen typischerweise schnelle Innovationen und eine Lösung innerhalb weniger Monate oder sogar Wochen. Diese Kunden bei Veranstaltungen wie der SAPPHIRE NOW und der SAP TechEd live auf die Bühne zu bringen, ist ein wichtiger Erfolgsindikator für das SAP AppHaus.
Auf der diesjährigen SAP TechEd waren wir zum Beispiel mit Erfolgsgeschichten von AMD, Döhler, Henkel, Pif Paf und Orbia vertreten. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass diese Erfolge immer das Ergebnis von Teamarbeit sind, an der verschiedene Bereiche im ganzen Unternehmen beteiligt waren: Marketing & Solutions, Customer Success, Technology and Innovation und SAP Product Engineering. Alle Bereiche tragen mit ihrem Knowhow, ob im Business oder in der Entwicklung, zum Gesamterfolg bei. Was wir als SAP AppHaus zusätzlich einbringen, sind Methoden, um die Bedürfnisse der Menschen zu verstehen (User Research), Methoden zur Visualisierung der potenziellen Lösungen (User Experience Design) und die Fähigkeit, ein Kundenprojekt ganzheitlich abzuwickeln.
Wie skaliert das SAP AppHaus seine Tätigkeit?
Bereits 2016 haben wir darüber nachgedacht, wie wir unser Konzept ausweiten und noch mehr Kunden-Erfolgsstorys produzieren können. Das hat dazu geführt, dass wir unser erstes Pilotprojekt mit einem Partner in Amsterdam starteten. Heute umfasst das SAP AppHaus Network 22 Standorte und Teams – drei Standorte werden von SAP betrieben und 19 von Partnern. Insgesamt hat das Netzwerk über 15.000 Mitarbeitende. Somit gibt es einen SAP-AppHaus-Partner auf jedem Kontinent. Unser jüngster Partner ist NEORIS in Mexiko.
Alle Partner sind dem Netzwerk als Einzelunternehmen beigetreten. Doch im Laufe der Zeit hat sich das Netzwerk weiterentwickelt. Die Mitglieder rund um die Welt haben sich zu einer Community zusammengeschlossen. Was sie eint, ist ihre gemeinsame Vision, Innovation zu verwirklichen, die bei den Bedürfnissen der Menschen und nicht bei der Technologie ansetzt. Ein Beispiel: Das Netzwerk hat eine sehr aktive Enterprise-Architect-Community mit etwa 120 Mitgliedern, die sich derzeit auf generative KI konzentrieren.
Und welchen Nutzen bringen uns die Partner? Sie müssen jedes Jahr zwei Kunden-Erfolgsstorys liefern oder zwei Produkte vorweisen, die auf der SAP BTP basieren.
Das SAP AppHaus arbeitet generell mit lokalen SAP-Market-Units zusammen, um kleinere, agile Partner zu ermitteln, die die Kultur des Landes sehr gut kennen und sich auf diese Region oder dieses Land konzentrieren.
Was ist das Besondere am Team des SAP AppHaus?
Im Team herrscht eine Kultur der Offenheit. Es gibt keine Hierarchien, dafür gibt es Raum für verschiedene Meinungen und Zeit, um eine Einigung zu erreichen. Vor allem würde ich sagen, dass wir eine lernende Organisation sind. Das Team hat die erstaunliche Fähigkeit, sich ungefähr alle zwei Jahre neu zu erfinden, um neue Produkte, Methoden und Trends aufzugreifen.
Was haben Sie während Ihrer Zeit im SAP AppHaus über Führungsqualitäten gelernt?
Zu lernen, Teams auf die richtige Art und Weise zu führen, ist ein andauernder Prozess. Ich bin fest davon überzeugt, dass man den Mitarbeitenden Verantwortung übertragen sollte, damit sie ihr Bestes geben und ihr Potenzial entfalten können. Aber das bedeutet auch, dass sie für ihre Handlungen verantwortlich sind. Die Aufgabe einer Führungskraft ist es, ein Gleichgewicht zu finden.
Was aus meiner Erfahrung wirklich hilft, ist einfach authentisch zu sein: Klartext reden und das eigene Ego beiseite lassen. Es geht einzig und allein um das Team und darum, dass wir uns gemeinsam auf den Erfolg unserer Kunden konzentrieren. Ich bin ein Mensch wie alle anderen. Und, ja, ich habe eine bestimmte Rolle, aber, wie jeder andere auch, hatte ich Herausforderungen zu bewältigen.
Ich leite das SAP AppHaus seit seiner Gründung vor zehn Jahren. Während dieser Zeit hatte ich zweimal Krebs. Das war für mich ein Anlass, mein Leben zu überdenken. Heute bin ich dankbar für diese Erfahrung, denn sie hat mir geholfen, eine bessere Work-Life-Balance zu finden und eine bessere Führungskraft zu werden. Meine wichtigste Erkenntnis ist, sich auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren, diese zu erledigen und anderen den Raum zu geben, das zu tun, was sie am besten können.
Das SAP AppHaus Team lädt zum Tag der offenen Tür am 1. Dezember 2023 ein. Schauen Sie vorbei, wenn Sie in der Nähe sind!