Doutores das Águas (Ärzte auf dem Wasser) ist eine NGO in Brasilien, die in den abgelegenen Gemeinden des Amazonasbeckens medizinische und zahnärztliche Behandlungen anbietet. Ana Khouri, Mitarbeiterin von SAP SuccessFactors begleitet sie bei einer Expedition auf dem Amazonas.

In Dunkel der stillen Amazonasnacht gleitet ein breites Boot zügig auf einem Nebenfluss des Rio Madeira dahin. Es ist auf dem Weg zu einem winzigen Dorf aus Holzhäusern und Strohhütten am Flussufer. Doch das sich nähernde Boot ist für die Dorfbewohner keine Überraschung. Als es sich dem Ufer nähert, kündigt der begeisterte Jubel der Kinder seine Ankunft an: „Die Ärzte sind da! Die Ärzte sind da!“

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Und so beginnt ein neuer Einsatztag für Ana Khouri, Managerin für Partner Delivery Management von SAP SuccessFactors. Khouri war Mitglied der Expedition 2023 von Doutores das Águas (Ärzte auf dem Wasser), einer Nichtregierungsorganisation (NGO) in Brasilien, die in den abgelegenen Gemeinden des Amazonasbeckens medizinische und zahnärztliche Behandlungen anbietet sowie grundlegendes Wissen über sozial-ökologische Zusammenhänge vermittelt. „Wir wurden so herzlich willkommen geheißen“, berichtet Khouri rückblicken auf ihre Erlebnisse in den Dörfern, die die Expedition vom 31. Juli bis 12. August entlang der Flüsse Acari und Canumã besucht hat. „Wir kamen nachts dort an. Das Boot hatte noch nicht angelegt und alles war still, da warteten schon all diese Kinder am Ufer auf uns. Sie begannen zu schreien und zu jubeln. Das hat mich schon ziemlich berührt.“ 

Gesundheitsversorgung für abgelegene Gemeinden

Es ist die zwölfte Expedition von Doutores das Águas. Für die Menschen in diesen Gemeinden bedeutet der Besuch des Krankenhausboots einmal im Jahr oft die einzige Gelegenheit für eine medizinische Untersuchung. Ihre Dörfer sind so abgelegen, dass sie sonst viele Tage mit dem Boot reisen müssten, nur um zum nächsten Gesundheitszentrum zu kommen. Viele haben dem Besuch der NGO mit Freude entgegengeblickt. Vorab erhalten die Familien ein Kennwort, das sie berechtigt, das Behandlungsspektrum an Bord in Anspruch zu nehmen. Sie können sich untersuchen und impfen lassen, wichtige Medikamente und zahnärztliche Leistungen sowie Zahnersatz erhalten.

Einmal im Jahr schickt Doutores das Águas eine Expedition ins Amazonasbecken. Auf zwei aufeinanderfolgenden Teilstrecken nimmt diese entweder Kurs nach Norden oder nach Süden. Khouris Expedition fuhr in zwölf Tagen südwärts den Acari und den Canumã hinab und machte dabei in sechs Dörfern Station. Auf dem 21 Meter langen und 7 Meter breiten Boot befinden sich Schlafkojen für 32 Team- und 12 Besatzungsmitglieder. Mit seinem 300-PS-Motor legt es durchschnittlich 15 Kilometer in der Stunde zurück und kann bis zu 13.000 Liter Kraftstoff tanken. Das reicht für einen ganzen Monat. Außerdem sind noch zwei Generatoren an Bord. Das Boot wurde speziell für Doutores das Águas gebaut und ist mit modernen medizinischen Geräten ausgestattet, einschließlich einem Ultraschallgerät, vier Zahnarztstühlen und einem tragbaren Waschbecken, an dem gezeigt werden kann, wie man richtig Zähne putzt. Sein Vorrat an Impfstoffen und Medikamenten reicht, um die Gemeinden ein Jahr lang zu versorgen, bis das Boot zum nächsten Mal vorbeikommt.

2023 besuchte die Expedition in 23 Tagen 36 Gemeinden und führte 2.081 ärztliche Untersuchungen oder Impfungen sowie 1.890 Zahnbehandlungen und 62 kleine medizinische Eingriffe durch. Und das Zahnlabor an Bord stellte 265 Mal Zahnersatz in Form von Teil- oder Vollprothesen her. Vielen Menschen verhalfen sie dadurch zu einem neuen Lächeln.

Verborgene Kompetenzen offenbaren Faible für das Gesundheitswesen

Im Amazonasgebiet sind sogar die Wintermonate sehr heiß, mit Temperaturen von bis zu 37 Grad Celsius, hoher Luftfeuchtigkeit und häufigen Regenfällen. Das laute Surren der Mücken lässt nie nach. Die Geschöpfe des Regenwaldes sind kaum sichtbar und lauern auf ein verrutschtes Hosenbein oder Hemd, um hineinzukriechen.

Die Kundenerfahrung ist der Motor des Wandels

Für Khouri, die 1999 bei der SAP anfing, ist das Leben auf dem Krankenhausboot weit weg von ihrem Arbeitsplatz bei SAP Brazil in Rio de Janeiro. Dort sorgt sie dafür, dass Partner alle Tools und die nötige Unterstützung erhalten, um Kunden die gewünschte Leistung bieten zu können. Mit ihrer schwungvollen, freundlichen Art im Umgang mit Menschen sowie ihrem Willen zur Problemlösung – – Eigenschaften, mit denen sie ihre Arbeit bei der SAP meistert –, ist ein dynamisches Umfeld genau ihr Ding. 

Doch Ana Khouri hat auch eine andere Seite, von der nur wenige ihrer Kolleginnen und Kollegen wissen. Sie besitzt einen Masterabschluss in Ernährungswissenschaften von der Michigan State University. Dank dieser verborgenen Fähigkeiten, die fester Bestandteil von Khouris Persönlichkeit sind, war sie eine passende Kandidatin für die Expedition, um als Expertin für soziale sowie Umwelt- und Ernährungsbelange teilzunehmen. „Mir hat das Gesundheitswesen schon immer gefallen“, sagt Khouri. „Mein Ansporn ist also dort zu sein und den Menschen auf diese Weise helfen zu können und Teil des Teams zu sein. Durch uns erhalten die Menschen Zugang zu medizinischer Versorgung.“

Gesundheits- und Hygieneregeln spielerisch vermittelt

Früh am Morgen versammeln sich die Dorfbewohner, um dem Arzt, dem Zahnarzt und dem Team für Umwelt, Soziales und Ernährung zuzuhören. In Gesprächen erfahren Sie, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung und Hygiene für dauerhafte Gesundheit sind. Danach stellen sich die Erwachsenen an, um nacheinander zur Behandlung aufgerufen zu werden. „Wir bleiben bei den Kindern und Jugendlichen. Wir spielen Spiele, in denen es um Nahrungsmittel, Nährwerte, Müllentsorgung und Recycling geht“, erklärt Khouri. Dieses Jahr konnten 750 Kinder an Aktivitäten in den Bereichen Umwelt, Soziales und Ernährung teilnehmen.

Bei einem der Spiele wird geschaut, welches der Teams am meisten Müll in einem großen Sack sammeln kann. „Die Kinder rennen alle und wir rennen ihnen nach – bei dieser enormen Hitze“, berichtet Khouri. Der Gewinner mit dem meisten Müll erhält einen Preis. In den Säcken landen viele Batterien und Plastikflaschen. „Ziel dieser Übung ist es, ihnen klarzumachen, dass sie nicht einfach Dinge auf den Boden schmeißen dürfen, weil sie am Ende im Fluss landen werden.“

Zähne putzen für Kinder

Zweimal täglich zeigt das Team den Kindern, wie man richtig Zähne putzt. Auf dem Krankenhausboot schaut sich der Zahnarzt ihre Zähne an. „Wir bringen ihnen mit Spielen und Musik bei, wie sie putzen sollen“, freut sich Khouri. „Auf dem Boot haben wir ein großes Waschbecken mit acht Plätzen, sodass acht Kinder gleichzeitig putzen können und wir geben ihnen eine kleine Zahnbürste und Zahnpasta.“

Kinder, die bei ihrer jährlichen Untersuchung keine Löcher in den Zähnen haben, bekommen ein Abzeichen. In den Gemeinden, die das Boot schon einmal besucht hat, steigt die Zahl der Kinder ohne Karies – ein Zeichen dafür, wie wichtig die NGO für die Gesundheitsversorgung in der Region ist. „Zu uns kommen viele kleine Kinder, fünf Jahre alt oder sechs, vielleicht sieben. Auf ihrem Abzeichen steht „Kein Karies“, so Khouri. „Wir bringen ihnen richtiges Händewaschen bei und, dass sie sich vor dem Essen immer die Hände waschen müssen.“

„Die Kinder hängen dann irgendwie an dir“, sagt Khouri. „Sie kennen dich nicht, aber dann sitzt du am Ende des Tages irgendwo, um dir ein wenig Ruhe und eine Pause zu gönnen, und sie kommen und umarmen dich. Sie bleiben bei dir. Das fand ich rührend.“

Natürliche Ressourcen für den Weltmarkt

Die Menschen in den Gemeinden am Flussufer leben ein einfaches Leben vom Land und vom Wasser. Manchmal verkaufen sie die Früchte, Cashewnüsse und Manioks (Grundlage von Tapioka), die sie anbauen. Viele verdienen sich mittlerweile ein wenig Geld, indem sie Kopaivaöl verkaufen, das in traditionellen Arzneimitteln verwendet wird. Zur Ölgewinnung wird mit traditionellen und nachhaltigen Methoden Baumharz abgezapft. Wegen seiner entzündungshemmenden Eigenschaften ist das Öl in hochwertigen Kosmetika und Arzneimitteln beliebt, etwa in Sonnenschutzmitteln. „Einige der Gemeinden gewinnen das Öl“, berichtet Khouri. „Leider verkaufen sie es dann sehr billig an den Zwischenhändler, der es für viel Geld an Kosmetikfirmen weiterverkauft.“

Die NGOs, die in der Region tätig sind, so auch Doutores das Águas, rufen die Gemeinden dazu auf, eine Genossenschaft zu gründen, um Kopaivaöl direkt verkaufen und so mehr Geld dafür bekommen zu können, da das Öl „wirklich billig und zurzeit total angesagt ist“, wie Khouri erläutert.

Ein Boot reicht nicht

Khouri möchte auch an der nächsten Expedition von Doutores das Águas teilnehmen, die im April 2024 stattfinden soll. Denn die Gemeinden verändern sich im Laufe der Zeit, wie Khouri feststellt: „Einige der Gemeinden verschwinden. Sie sind so klein, dass die Bewohner abwandern.“ Eine der Gemeinden hat sich weiterentwickelt, seit sie an die Hauptstraße der Region angebunden ist. Dadurch verbesserte sich der Zugang zur Gesundheitsfürsorge für die Bewohner.

„Meine Hoffnung ist, dass diese Gemeinden einfacheren Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten, dass sich die Hygiene bessert und sie mehr auf den Fluss achten, indem sie ihren Müll wie von uns gezeigt sammeln“, erklärt Khouri. „Ich möchte, dass sich die Menschen dieses Problems und der Tatsache bewusst sind, dass das Amazonasgebiet wirklich Hilfe benötigt. Ein Boot reicht nicht.“

Aufzeichnung von SuccessConnect Virtual


Foto oben mit Genehmigung von Ana Khouri

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