Ehrung für Hasso Plattner: Bei der Abschiedsfeier für den SAP-Mitgründer und langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden würdigte Bundeskanzler Olaf Scholz dessen Lebenswerk.
Über „die unfassbar globale Erfolgsgeschichte aus Deutschland“ sprach Bundeskanzler Olaf Scholz bei der Abschiedsfeier für SAP-Mitgründer Hasso Plattner. Dieser hatte bei der Hauptversammlung am 15. Mai nach mehr als zwanzig Jahren seinen Posten als Aufsichtsratschef abgegeben. Sein Nachfolger ist der Finne Pekka Ala-Pietilä.
„Als Mitbegründer der SAP, als unermüdlicher Ideengeber und Antreiber, als Technologiechef, als Vorstandssprecher und schließlich, über zwanzig Jahre lang, als Vorsitzender des Aufsichtsrats“ habe Plattner Wirtschafts- und Globalisierungsgeschichte geschrieben, so Scholz. „Heute läuft die gesamte Weltwirtschaft auf Software der Marke SAP.“
Doch es sei kein Alleingang gewesen, sondern Plattners Markenzeichen, immer mit anderen im produktiven Wettstreit zu handeln. Gemeinsam mit vier ehemaligen IBM-Kollegen hatte Plattner 1972 die SAP gegründet und davon geträumt, eines Tages einhundert Mitarbeiter zu haben. Heute sind es über 110.000 weltweit, die Plattner „mit seinem unbändigen Vorwärtsdrang“ immer wieder mitgerissen und motiviert habe.
Plattner habe einmal gesagt: „Notwendige Erneuerung darf man eben nicht zu lange vor sich herschieben. Wenn man es doch tut, dann wird sich das irgendwann rächen, dann hat man eben weniger Kraft, sich zu behaupten.“ Für diese Mahnung sei er dankbar, erklärte der Kanzler. Innovation sei keine Bedrohung, sondern eine Chance. Aktuell habe das Thema künstliche Intelligenz (KI) das Potenzial, der SAP noch einmal einen ganz neuen Schub zu verleihen.
Rund 4.000 Gäste hatten sich am 16. Mai in der SAP-Arena in Mannheim versammelt, darunter auch ca. 3.500 SAP-Mitarbeiter. TV-Moderator Günther Jauch führte durch das Programm. Für die musikalische Unterhaltung des Rockfans Hasso Plattner sorgte die Sängerin und Songwriterin Anastacia, begleitet vom SAP Sinfonieorchester.
„Haken schlagen können wie ein Hase“
„Wir haben in unserer Geschichte nicht allzu oft die Zukunft verpasst“, erklärte Plattner selbst. Damit sei die Firma erfolgreich geworden. Nicht immer sei dabei alles glatt gelaufen, erinnert er sich. „Aber wenn wir eine falsche Richtung eingeschlagen haben, haben wir es nicht allzu spät erkannt und den Fehler behoben.“
Man dürfe vor allem nicht mit dem Kopf durch die Wand wollen, um eine originäre Strategie zu erfüllen. „Man muss Haken schlagen können wie ein Hase.“
„Er hat es gerockt“
Wie, fragte sich SAP CEO Christian Klein in seiner Rede, solle er die Lebensleistung Plattners in nur zehn Minuten würdigen? „Meine Kinder würden sagen: Er hat es gerockt!“, so Klein. Grenzenlosen Mut hätten die fünf Firmengründer vor über einem halben Jahrhundert bewiesen, angetrieben von der Idee, etwas zu schaffen, was es noch nicht gab.
An Plattner sehe man, was die SAP nie verlieren dürfe: „den absoluten Kundenfokus und das Talent zuzuhören und gemeinsam mit den Kunden Innovation zu entwickeln.“
Nicht zuletzt habe Plattner den Konzern mit seinem globalen Denken geprägt: „Er hat die Internationalisierung der SAP vorangetrieben, und wenn wir heute Geschäfte in über 130 Ländern machen, dann hat das mit unseren Gründern und mit Hasso zu tun.“
Sein Engagement in den USA habe vor allem gezeigt, dass er unermüdlich danach strebe, die Grenzen des Möglichen zu verschieben, erklärte SAP-Aufsichtsratsmitglied Aicha Evans. Er stehe außerdem für eine Zukunft, in der „Technologie und Humanität“ miteinander Hand in Hand gehen.
Weggefährte Dietmar Hopp
Ebenfalls im Publikum: Dietmar Hopp, Mitgründer der SAP und langjähriger Weggefährte. Ihm sprach Plattner seinen Dank aus. „Dietmar hat mich geformt, er hat mir vor allem beigebracht, mit Kunden zu arbeiten. Das hat mich geprägt, ich habe immer wieder Endbenutzer aufgesucht in meinem ganzen Leben und versucht, deren Leben mit unserer Software besser zu machen.“
Auch Ehrgeiz und Wettbewerb gehören zum Erbe der Gründer. Beim Tennisspielen gegen Hopp in den frühen Jahren „sei auch schon mal ein Schläger geflogen“, erzählte Klein. Plattner habe ihm aber mit auf den Weg gegeben: „Wichtig ist es zu gewinnen, aber SAP ist mehr als nur gewinnen, wir tun auch etwas für die Gesellschaft.“
Mäzen, Stifter und Förderer der Wissenschaft
In einer Videobotschaft meldete sich Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu Wort. Neben Plattners Unternehmergeist und Gestaltungswillen würdigte er dessen „großes Gefühl für Verantwortung auch weit über Ihre Unternehmenstätigkeit hinaus, gerade in Bildung, Kunst und Sport.“
So zog es Plattner neben der unternehmerischen Laufbahn auch in die Forschung. 1998 gründete er das Hasso-Plattner-Institut an der Universität Potsdam.
Darüber hinaus engagiert er sich im Bildungs- und Kultursektor und entwickelte eine besondere Liebe zur Kunst: Unter anderem baute er das Museum Barberini in Potsdam wieder auf, das eine beeindruckende Sammlung impressionistischer Gemälde beherbergt.
„An Ihrem Potsdam hängen Sie mit ganzem Herzen“ bekräftigte Scholz. Plattners Wirken als Stifter, Mäzen und Förderer sei „entscheidend für das Aufblühen von Potsdam in den letzten Jahrzehnten“ gewesen.
Er sei überzeugt, Plattner werde auch in Zukunft „immer wieder neue Ideen ausbrüten, immer wieder kühne Pläne schmieden, immer wieder ehrgeizige Vorhaben vorantreiben“, sagte Scholz. „Ich glaube, Sie können auch gar nicht anders; dafür brauchen Sie gar kein Amt.“
Fotos mit freundlicher Genehmigung von Ingo Cordes.