Künftig sollen Organisationen und Unternehmen nachhaltig arbeiten und dies auch belegen. Das Beratungsunternehmen PwC bietet Firmen, die SAP-Anwendungen im Einsatz haben, eine Software-Lösung, um die neuen European Sustainability Reporting Standards (ESRS) einzuhalten.
Unternehmen in Deutschland und Europa müssen laut EU-Beschluss – in mehreren Wellen unterteilt – eine Nachhaltigkeitsberichterstattung aufbauen. Der erste Schwung an Firmen muss die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) erstmals für das Geschäftsjahr 2024, also für die im Jahr 2025 zu veröffentlichenden Geschäftsberichte, umsetzen.
Für weitere Unternehmen tritt die Direktive Anfang 2025 und 2026 in Kraft. „Am Ende werden davon rund 15.000 Unternehmen in Deutschland und rund 50.000 auf europäischer Ebene betroffen sein“, sagt PwC-Berater Benjamin Lösken. Für die ESG-Reporting-Pflicht sind die Entscheidungskriterien eine Anzahl von mindestens 250 Beschäftigten sowie ein Nettoumsatz ab 50 Millionen Euro und eine Bilanzsumme ab 25 Millionen Euro.
Globales Sustainability Framework von PwC
Um die Verpflichtungen erfüllen zu können, bietet SAP seinen Kunden bereits den SAP Sustainability Control Tower an, eine SAP-Softwarelösung, die als zentrale Quelle der Wahrheit („Source of Truth“) für die Nachhaltigkeitsleistung über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg fungiert. Die Lösung sammelt die Kennzahlen aller Nachhaltigkeitsaspekte ein, harmonisiert und konsolidiert diese und stellt sie für die ganzheitliche Steuerung und das Berichtswesen, das CSRD-Reporting, zur Verfügung.
PwC ergänzt den SAP Sustainability Control Tower nun mit einer eigenen Lösung: dem „ESG Reporting Manager – CSRD“, der die Datenpunkte bis auf das unterste Datenelement herunterbricht und mit weiteren Workflows und Kennzahlen „die Anforderungen der europäischen Corporate Sustainability Reporting Direktive (CSRD) vollständig und prüfungssicher abdeckt“. Mit dem globalen Framework können Unternehmen die komplexen Anforderungen des neuen europäischen Rahmenwerks CSRD und der European Sustainability Reporting Standards meistern, verspricht das Beratungsunternehmen.
Zu der automatisierten KPI-Berechnung, workflowbasierten Datensammlung von quantitativen und qualitativen Informationen sowie faktenbasierter Entscheidungsfindung durch eine Reihe von Datenanalyse- und Auswertungsfunktionen kommen vordefinierte Dashboards und Visualisierungen, die einen umfassenden Blick auf die gesamte Nachhaltigkeitsleistung ermöglichen.
Unternehmen setzen auf externe Unterstützung bei Umsetzung der Nachhaltigkeitsstandards
„Als Wirtschaftsprüfungsgesellschaft verfügt PwC über tiefe Kenntnisse der Regulatorik“, sagt Lösken. Die CSRD-Cloud-Produkte wurden als content-basierte Lösungen in enger Partnerschaft mit SAP entwickelt. PwC hat dafür eine eigene Abteilung geschaffen, die sich um die technologische Umsetzung aller ESG-Reporting-Themen in Unternehmen mit besonderem Fokus auf die SAP-Technologie kümmert.
Laut einer Studie von PwC („CSRD 2023 – eine Analyse“) planen über 80 Prozent der befragten Unternehmen, externe Unterstützung bei der Umsetzung der CSRD-Anforderungen in Anspruch zu nehmen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Umsetzung der CSRD für die meisten Unternehmen mit großen Hürden verbunden ist, wie etwa der technischen Komplexität, Ressourcenbeschränkungen und Zeitdruck.
Um die (technische) Komplexität des Implementierungsprozesses zu bewältigen, planen über 50 Prozent der von PwC Befragten den Einsatz von Softwarelösungen, um die geforderten Berichtsstandards zu erfüllen. Weiteres Ergebnis ist, dass nur 14 Prozent gut über die verfügbaren Softwarelösungen informiert sind, während die übrigen die verschiedenen Möglichkeiten noch nicht genau kennen.
Zwölf Reporting-Standards vorgeschrieben
„Viele Themen in den vorgeschriebenen zwölf Reporting-Standards sind für Unternehmen neu“, betont Lösken und stellen erhebliche Herausforderungen dar. So gelte es über 1.000 Datenpunkte zu berücksichtigen, davon zwischen 80 und 120 quantitative Kennzahlen plus qualitative Informationen, in denen man etwa seine Nachhaltigkeitsstrategie oder interne Richtlinien, Risiken und Chancen beschreiben muss.
Alle relevanten Daten müssen identifiziert und aus verschiedenen Quellen (unter anderem SAP- und Nicht-SAP-Systemen sowie externen Quellen) gesammelt werden, bevor sie harmonisiert und aggregiert werden können, wobei gleichzeitig die Datengranularität für Berichts- und Steuerungszwecke sichergestellt werden muss.
Dies erfordert die Anpassung bestehender finanzieller und nicht-finanzieller Prozesse, den Ausbau des internen Kontrollsystems und die Definition eines zentralen Datenmodells mit einer End-to-End-Prozessperspektive – von der Datenerfassung bis zum Reporting.
Noch keine Pflicht für Software-Einsatz beim Thema Nachhaltigkeit und CSRD
Aktuell ist es noch keine Pflicht, für das Reporting eine Software einzusetzen. Unternehmen könnten es also auch mit händischen Bordmitteln und Excel durchführen. In den ersten Jahren werde der Wirtschaftsprüfer nicht darauf bestehen, dass hinter den Zahlen immer auch ein IT-System steckt, es gilt eine „limited assurance“, sagt Lösken.
Dann aber steigen die Anforderungen auf „reasonable assurance“ oder „hinreichende Sicherheit“ an und der Prüfer geht davon aus, dass robuste Prozesse, Kontrollen und IT hinter den Zahlen stehen. Spätestens dann brauchen Unternehmen eine Technologielösung. „Wenn man das Thema CSRD aber schon angeht, wollen viele Kunden es mit einer Software gleich richtig machen“, sagt Lösken.
Der Zeitaufwand sei gering, da in den Content-Paketen von PwC, die die Leistungen und die Funktionen des Sustainability Control Tower von SAP erweitern, das komplette Datenmodell und alle Kennzahlen bereits fertig gestellt sind. Das beschleunige die Implementierung der PwC-Lösung sehr.
Die Einführung des SAP Sustainability Control Tower selbst dauere zwischen wenigen Wochen und mehreren Monaten, je nachdem, wie viele Kennzahlen ein Unternehmen abdecken muss und in welcher Form die Datenintegration erfolgen soll. Die PwC Lösung sorgt für eine Reduktion der Implementierungsaufwände von bis zu 50 Prozent. Da nicht jeder Kunde gleichermaßen von der CSD-Direktive betroffen ist, bietet PwC Unternehmen drei verschiedene Software-Pakete an.
Die Lösung umfasst spezielle Inhaltspakete (Content Packages) mit vorgefertigten Datenmodellen für alle Nachhaltigkeitskennzahlen, die individuell angepasst und mit zusätzlichen Tabellen und Quellen kombiniert werden können.
Um ein umfassendes Reporting zu gewährleisten, hat PwC für die Erfassung der benötigten qualitativen Datenpunkte standardisierte Formulare und Workflows entwickelt. Dies ermöglicht die Kombination von quantitativen Informationen und qualitativen Beschreibungen, die sich aus übergreifenden und thematischen Standards für das Unternehmens-Reporting ergeben.
„Jeder Kunde, der von SAP den Sustainability Control Tower erwirbt, hat die Möglichkeit, das PwC-Paket hinzuzubuchen – mit einer Ausnahme, Unternehmen, die wir als Wirtschaftsprüfer prüfen, können das Produkt nicht erwerben,“, sagt Lösken.
Andererseits können auch Kunden, die in ihren Unternehmen nicht den Sustainability Control Tower von SAP beziehungsweise SAP S/4HANA in der Cloud verwenden, die Lösung einsetzen. Lösken: „Wir nutzen dann SAP Datasphere und die SAP Analytics Cloud als Layer. Später können die Nutzer leicht auf den SAP Sustainability Control Tower migrieren.“
Datenqualität muss stimmen für Reporting
Größtes Problem sei aktuell neben der Auswahl und Integration der geeigneten Softwarelösung, die eine ESG-fähige IT-Architektur schafft und gleichzeitig eine CSRD-konforme und revisionssichere Berichterstattung gewährleistet, die Qualität der vorhandenen Daten.
„Wenn ich keine ordentlichen Daten habe, kann ich auch mit der besten IT-Lösung die Kennzahlen nicht richtig berechnen“, gibt Lösken zu bedenken. „Das sollte man rechtzeitig angehen.“ Dazu komme die Herausforderung, Prozesse für die verschiedenen Fachbereiche aufzusetzen, die die richtigen Daten zum richtigen Zeitpunkt liefern müssen.
Eine andere nicht-technische, aber wichtige Frage in den Workshops von PwC lautet: „Wie muss sich mein Unternehmen verändern?“ und die Entscheidung darüber, wer in der Organisation eigentlich für das Thema Nachhaltigkeit zuständig ist: Die Nachhaltigkeitsabteilung, das Controlling, das Finanz- und Rechnungswesen, die IT oder alle zusammen? „Man sollte das Thema Nachhaltigkeit nicht als lästiges Übel wahrnehmen“, sagt Lösken, „sondern erkennen, dass es den Business Value des Unternehmens beeinflusst“.
Unternehmen sollten für das Nachhaltigkeits-Reporting zudem rechtzeitig mit ihrer IT sprechen, die eigenen IT-Experten frühzeitig einbinden und das Thema einer ganzheitlichen und umfassenden ESG-Berichterstattung gemäß der CSRD IT-strategisch denken, damit es später auch technisch problemlos ins Unternehmen hineinpasst.