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SAP S/4HANA for Group Reporting: Neue Möglichkeiten mit der Konzernkonsolidierung 4.0

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Je komplexer die Organisation, desto anspruchsvoller die Konzernkonsolidierung. Das war immer so, das wird immer so sein? Mitnichten, denn eine neue Technologie verändert gerade den Berichtsprozess; SAP spricht von der Konzernkonsolidierung 4.0. Wir haben mit Experten von Deloitte und SAP gesprochen, die es wissen müssen.

Herr Heinrich, Sie sind als Director bei Deloitte seit Jahren an Finanztransformationen beteiligt. Dabei haben Sie sich auch intensiv mit dem KonzernReporting und der Konsolidierung befasst. Wo sehen Sie die aktuellen Herausforderungen?

Jens Heinrich: Unternehmen beschäftigen sich gerade damit, ihre Geschäftsmodelle an das digitale Zeitalter anzupassen. Damit ändern sich auch die Anforderungen an das Reporting und die Konsolidierung. Zahlreiche B2B-Unternehmen beispielsweise öffnen sich nun dem B2C-Markt, darunter die Automobilhersteller. Jahrzehntelang lief bei denen alles über Großhändler. Jetzt machen sie zusätzlich direkt Geschäfte mit den Endkunden, bieten etwa digitale Services wie einen Parkpiloten an. Dafür muss der Autobauer aber plötzlich Dinge über die Kunden wissen, über die er sich nie Gedanken gemacht hat. Welche Profitabilität kann ich mit welchem Kunden erwarten? Wie sieht der Kundenlebenszyklus entlang meines Portfolios aus? Um das zu erfahren, braucht man weltweit konsolidierte Daten zu Kunden, Regionen und Produkten.

Herr Steuck, als SAP S/4HANA Solution Advisor Finance bei SAP Deutschland kennen Sie das SAP-Portfolio genau. Lassen sich die Anforderungen an die Konsolidierung nicht schon mit den aktuellen Konsolidierungslösungen abbilden?

Michael Steuck: Grundsätzlich sind die bisherigen SAP-Lösungen für die Konsolidierung sehr ausgereift. Das Prinzip dahinter war immer, die für die Konsolidierung erforderlichen Informationen aus allen Einzelbelegen herauszulösen und dann mithilfe eines zusätzlichen Tools zusammenzuführen und abzugleichen. Das ist ein klar definierter Prozess, der zu festen Zeitpunkten ansteht und gut funktioniert. Inzwischen aber ändern sich die geschäftlichen Rahmenbedingungen so schnell, dass ich mit dieser Art der Konsolidierung nicht mehr flexibel genug reagieren kann. Ich brauche heute konzernweite Transparenz. Der Trend geht beispielsweise zu kurzfristigen Finanzprognosen auf Basis intelligenter Algorithmen. Die brauchen ihre Datenbasis sofort, nicht erst am Ende einer Periode.

Jens Heinrich: Die heute nötige Transparenz kann mit den aktuell verfügbaren Tools nicht durchgängig und vollständig hergestellt werden. In der Konzernkonsolidierung wird heute mit aggregierten Daten gearbeitet, die periodisch aus der ERP-Ebene übergeben werden. Detailauswertungen sind dadurch natürlich nur begrenzt möglich. An dieser Stelle sehe ich persönlich den spannendsten Wandel: Dank der Performance heutiger In-Memory-Technologien wie SAP S/4HANA können wir größere Datenmengen verarbeiten und zukünftig auf Einzelbelegebene konsolidieren. Mit einer modernen Konsolidierungslösung werde ich also in der Lage sein, ad-hoc konsolidierte steuerungsrelevante Daten flexibler zu ermitteln und zur Verfügung zu stellen. Das heißt, es entstehen viel präzisere Berichte und Prognosen. Und das natürlich auch schneller, weil Prozessschritte wegfallen.

Was steckt technisch dahinter?

Michael Steuck: Der Schlüssel ist ein neues Datenmodell, das wir mit SAP S/4HANA im Finanzwesen eingeführt haben. Es stellt eine einheitliche Quelle für alle Daten aus dem Rechnungswesen zur Verfügung. In dieses Universal Journal integrieren wir nun auch die konzernweite Finanzkonsolidierung. Wir haben also keine getrennten Systemwelten mehr. Ein Reporting, für das ich früher Stunden, manchmal sogar Tage brauchte, geht dann ad hoc.

Jens Heinrich: Das verändert auch die Art und Weise, wie Unternehmen an den Berichtsprozess herangehen. Bislang haben sie am Periodenende konsolidiert. Nun können sie auch unterperiodisch verlässliche Zahlen ermitteln, die sich dann für die Unternehmenssteuerung heranziehen lassen. Ein wertvoller Informationsvorsprung gegenüber Wettbewerbern. Und ich kann mit dem Universal Journal noch eine weitere Herausforderung lösen – nämlich das externe Rechnungswesen einfacher in ein internes Management-Reporting überführen. Ein Drittel der Konzerne verwendet für beides noch immer getrennte Systeme und Prozesse. Das ist aufwändig und fehleranfällig.

Eine einheitliche Datenquelle für alle Gesellschaften und Aufgabenfelder: Das ist eine Vision von vielen Unternehmen. Die Realität sieht aber oft anders aus.

Michael Steuck: Tatsächlich steigen seit der Einführung von SAP S/4HANA immer mehr Unternehmen auf eine One-ERP-Strategie um. Aber natürlich ist uns klar, dass wir nicht-angebundene Gesellschaften auch künftig unterstützen müssen. Dazu bieten wir flexible Möglichkeiten an – vom manuellen Daten-upload bis zum halbautomatisierten Meldevorgang. Diese Möglichkeiten gab es bereits in der Vergangenheit und wir werden sie natürlich auch in der Zukunft unterstützen. Doch das Alleinstellungsmerkmal der neuen Lösung ist der integrierte Ansatz: Einzelabschluss und Gruppenabschluss erfolgen in einem System und auf einem Datenmodell, also „embedded“. Nach der manuellen Konsolidierung, der Konsolidierung per Excel und dem Einsatz spezieller Konsolidierungssoftware eröffnen wir jetzt mit dem integrierten Ansatz die nächste Epoche: Konzernkonsolidierung 4.0.

Jens Heinrich: Man muss wissen: Die neue Group-Reporting-Lösung von SAP lässt sich implementieren, ohne gleich komplett auf SAP S/4HANA umzusteigen. Einerseits kann dies sinnvoll in die SAP-S/4HANA-Gesamtstrategie passen und andererseits wird die Lösung mit dem nächsten Release alle Anforderungen an eine Konsolidierungslösung erfüllen. Unternehmen können sofort loslegen und das volle Potenzial des Universal Journals dann eben später heben.

Michael Steuck: Je nach Wunsch kann ein Unternehmen komplett in die Cloud gehen, vollständig on-Premise bleiben oder ein Hybridszenario wählen. Während das ERP-System on-Premise bleibt, bindet man dann das Group Reporting über die Cloud an. In vielen Fällen zahlt sich zudem der Central-Finance-Ansatz aus. Dabei wird das Universal Journal aufgebaut, ohne gleich alle Systeme auf die SAP-S/4HANA-Welt umzustellen. Man schließt die vorgelagerten Systeme an, repliziert alle Buchungsdaten und schafft so eine vollständige Transparenz über alle Finanzdaten. Darauf kann die Konsolidierung dann direkt zugreifen.

Vielen Dank für die Einblicke!

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