An der Fischtheke im Supermarkt hat sich schon so mancher Kunde gefragt, wie der Fisch aus dem Ozean in den Handel kam und von wem er gefangen, verpackt und transportiert wurde. „Immer mehr Kunden und Konsumenten wünschen sich Transparenz hinsichtlich Lebensmittelproduktion und -sicherheit“, erklärt Tony Costa, Chief Information Officer (CIO) beim Unternehmen Bumble Bee Foods, das seit 1899 zu den größten und bekanntesten Fischproduzenten Nordamerikas gehört. „Mithilfe von Blockchain-Technologie werden Käufer bald in der Lage sein, detaillierte Informationen über ihren Fisch einzuholen und zu prüfen, ob dieser nachhaltig gefangen wurde. Dazu müssen sie einfach nur einen QR-Code mit ihrem Smartphone scannen.“
Laut eines Berichts des Weltwirtschaftsforums zu Blockchain und dem Schutz der Erde sind Experten im Fischereigewerbe davon überzeugt, dass mithilfe neuer Technologien der Weg eines Fischs vom Fang bis zum Teller verfolgt werden kann. Exakte und nachvollziehbare Daten ermöglichen einen besseren Entscheidungsfindungsprozess und nachhaltiges Management.
„Wir freuen uns sehr über die Einführung der SAP-Blockchain-Lösung für das Gelbflossen-Thunfischprodukt von Anova“, berichtet Costa. Anova Food, ein führender Produzent von Wild- und Zuchtfisch, wurde 2014 von Bumble Bee übernommen. „Wir arbeiten mit einer Reihe von Partnern zusammen, etwa der indonesischen Regierung, Lieferanten, Anbietern aus dem verarbeitenden Gewerbe und Nichtregierungsorganisationen wie Fair Trade USA, um den Weg unseres Thunfischs vom Fang in Indonesien bis zum Einzelhandel in den Vereinigten Staaten zu verfolgen.“
Nachhaltigkeit: In sauberen Gewässern fischen
Costa hat mehrere Male das Dorf Ampera auf Seram, einer indonesischen Insel, besucht. Dort hat er die Männer und Frauen getroffen, die für den Fischereibetrieb mit Fairtrade-Zertifikat arbeiten und deren Existenz vom Tagesfang abhängt. Das Fairtrade-Zertifikat gewährleistet, dass die Fischer faire Löhne erhalten und sichere Arbeitsbedingungen haben. Außerdem trägt der Fischereibetrieb zum Umweltschutz bei und kümmert sich um Anliegen der Gemeinde.
„Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, diese entlegenen indonesischen Fischerdörfer zu besuchen und zu sehen, mit welcher Leidenschaft sich die Menschen dort für nachhaltige Fischerei und den Umweltschutz einsetzen“, erzählt Costa. „Wenn die Fischer mit ihrem Fang zurückkehren, kommt das ganze Dorf zum Feiern zusammen. Die Fische werden zum örtlichen Handelsposten gebracht, wo die Blockchain beginnt.“
Jafar ist einer der einheimischen Männer, die vom Thunfischfang für amerikanische und japanische Kunden leben. Er ist stolz darauf, dass seine harte Arbeit und die Qualität und Frische des Fangs mithilfe von Technologie festgehalten wird.
Der Weg vom Ozean auf den Esstisch ist lang. Zunächst wird der Fang der Fischer in ein Werk gebracht, wo der erste Scanpunkt der Blockchain wartet.
„Wir verkaufen nicht nur Fisch“, erläutert Werksbesitzer Robert Tjoanda, einer der zahlreichen Lieferanten von Anova. Er ist davon überzeugt, dass das Blockchain-Projekt ihm Wettbewerbsvorteile sichert. „Über den QR-Code erfahren wir alles über den Fisch – woher er kommt, wie er verarbeitet wurde, wer ihn gefangen hat. Wir können damit belegen, dass unser Fisch in sauberen Gewässern und unter fairen Bedingungen gefangen wurde.“
Die Fische werden gewogen, verpackt und markiert. Danach werden sie zur streng kontrollierten Fischfabrik in Surabaya auf Java transportiert, wo sie zum fertigen Produkt verarbeitet werden. In der Fabrik schneiden die Arbeiter die Fische gemäß den Vorgaben von Kunden, darunter große Lebensmittelketten und renommierte Restaurants, zurecht. Danach erfolgt der Transport in die Vereinigten Staaten.
Blockchain sorgt für strenge Qualitätskontrollen
Die nächste Etappe ist das Labor, das die ISO-17025-Zertifizierung vergibt, die für den höchsten Qualitätsstandard weltweit bürgt.
„Dieses Ergebnis kann nicht manipuliert werden, da das Labor als unabhängige Einrichtung die Blockchain-Daten pflegt. Deshalb ist Blockchain-Technologie so wichtig“, führt Costa weiter aus. In einer Welt, in der jeder Fünfte Thunfisch verzehrt, ist Qualitätssicherung ein wichtiges Thema. Ohne Technologie wäre es nicht möglich, die verschiedenen Etappen der Fischproduktion nachzuverfolgen und zu überwachen.
Bumble Bee setzt schon seit längerer Zeit auf nachhaltige Thunfischproduktion. Mit der Gründung der Vereinigung International Seafood Sustainability Foundation (ISSF) legte das Unternehmen den Grundstein für eine weltweite Partnerschaft von Forschern, der Thunfischindustrie und der weltweit führenden Naturschutzorganisation World Wildlife Fund (WWF).
„Für uns ist wichtig, dass der Fischfang vorschriftsmäßig erfolgt, sodass auch zukünftige Generationen von Fisch und Meeresfrüchten als Nahrungsmittelgrundlage profitieren. In unseren Fischereibetrieben werden wissenschaftliche Daten ausgewertet und die Auswirkungen des Fischfangs auf die Arten und das Ökosystem berücksichtigt“, betont Costa.
Laut Don Tapscott, Vorstandsvorsitzender der Denkfabrik Tapscott Group sowie Mitbegründer und Executive Chairman des Blockchain Research Institute, dient Blockchain nicht nur zur Kontrolle von Finanzvorgängen, sondern kann für viele verschiedene Anwendungsfelder designt werden. Diese Flexibilität macht Blockchain zu einem idealen Werkzeug für Lieferketten, in denen mehrere beteiligte Parteien zusammenkommen und den Prozess fortwährend gegenseitig dokumentieren (siehe Kasten).
Vertrauen schaffen durch Datentransparenz
Das Blockchain-Projekt von Bumble Bee verschafft Kunden detaillierte Informationen zur Herkunft der Produkte. Außerdem gibt es Drittanbietern und Nichtregierungsorganisationen die Möglichkeit, für sie relevante Kennzahlen rund um den Fischfang einzuholen – etwa, wie viele Fische an welcher Landestelle und zu welchem Datum gekauft wurden und von welchem Fischer sie stammen. Außerdem können sie sich über ein Überwachungs-Dashboard davon überzeugen, dass die von Anova bereitgestellten Daten nicht manipulierbar sind.
So ist die Authentifizierung aller an der Thunfischproduktion beteiligten Partner sichergestellt. Es geht jedoch nicht nur darum, den Weg eines Fischs vom Meer auf den Esstisch nachzuverfolgen. Branchenexperten und Umweltschützer glauben, dass Blockchain auch DNA-Barcodes und Smart Contracts ermöglichen kann, die Gemeinden und Fischern bestimmte Nutzungsrechte sichern.
Blockchain steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber Unternehmen wie Bumble Bee und Anova sind Vorreiter für den Einsatz neuer Technologien. Die neue App und das Dashboard ermöglichen es Nutzern, Informationen aus unterschiedlichen Perspektiven zu sehen. Über Berechtigungen sorgt die App dafür, dass alle Beteiligten nur die für sie relevanten Daten anzeigen können.
„Die Zusammenarbeit mit der SAP und ihrem Team aus SAP Digital Business Services war für uns ideal“, so Costa. „Die SAP ist einer unserer wichtigsten strategischen Partner. Der neue Fokus auf cloudbasierten Analysefunktionen und Plattformen in Verbindung mit Blockchain hat uns geholfen, Technologie auf neue Art und Weise einzusetzen und dabei die Lösungen trotzdem einfach und benutzerfreundlich zu halten.“
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