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Sie sind klein, unabhängig und basieren nicht auf einer festgelegten Programmiersprache: Microservices sind wie geschaffen für Cloud-basierte Strukturen. Für diese modularen Softwarebausteine schafft SAP nun mit der SAP Cloud Platform Extension Factory eine entsprechende Infrastruktur.

Wenn Facebook oder Amazon neue Releases aufspielen, ist das keine große Sache: Fast im Sekundentakt aktualisieren die Konzerne ihre Software. Der Grund dafür liegt darin, dass sie oft erst gar keine komplexen Anwendungen mehr schaffen, sondern sich auf Microservices konzentrieren. Diese kleinen Funktionalitäten entstehen am laufenden Band. Sind die Softwarebausteine fertig, können sie idealerweise bereits funktionsbereichsübergreifend eingesetzt werden.

Ansturm im Supermarkt: Neue Kassen aufmachen

Stephan Fester vergleicht den Einsatz von Microservices im Unternehmen mit einem Supermarkt, der plötzlich sehr viele Kunden gleichzeitig zu bedienen hat. „Dann wird nicht schnell ein kompletter Supermarkt nebenan gebaut“, erläutert der Innovation Officer SAP Customer Experience bei SAP, „Sie machen einfach ein paar neue Kassen auf und bekommen so den großen Ansturm bewältigt.“ Microservices sind wie Kassen im Supermarkt. Modular sollen sie sein, universell einsetzbar und in Tagen, wenn nicht sogar Stunden, gebaut: Microservices gehören in diese Zeit, die Agilität und Flexibilität einfordert, schlicht dazu.

Von der Virtualisierung zur Containertechnologie

Den ersten Schritt in Richtung des Supermarkt-Prinzips in der Softwareentwicklung machte einst VMWare mit der Entwicklung der Virtualisierung. „Gamechanger“ nennt der Microservice-Experte Marco Palladino diese virtuellen Maschinen heute, die eine erhebliche höhere Skalierbarkeit ermöglichten, ohne neue Server anschaffen zu müssen. Die Unternehmen installierten einfach eine virtualisierte Infrastruktur, auf deren Basis sie ihre Kapazitäten weit besser ausnutzen konnten. Die nächste Evolutionsstufe sind nun so genannte Container, die Microservices enthalten. „Sie ermöglichen uns, weit mehr Prozesse als bisher auf den virtuellen Maschinen laufen zu lassen“, so Palladino in „Kubernetes: The Future of Infrastructure“. Ressourcen werden also noch mal besser ausgenutzt, zudem Programmiercode in Form von Microservices schneller entwickelt und Container noch dazu in Sekunden ans Laufen gebracht.

Black Friday: Microservice für Preisfindung beliebig oft einsetzen

„Letztlich geht es darum, Unternehmen einen Source Code zur Verfügung zu stellen, der für diverse Anwendungen eingesetzt werden kann“, erläutert Innovations-Manager Fester. Denn das Konzept der Microservices, das die SAP ihren Kunden ab Mai 2019 in Form der SAP Cloud Factory Extension Platform zur Verfügung stellen wird, sieht vor, dass diverse Anwendungen von einem Microservice gleichermaßen profitieren und diesen zudem beliebig skalieren können. Wie im Supermarkt neue Kassen aufgemacht werden, ist es nun möglich, einfach mehrere Container hochzufahren, sie also mehrfach zu „instanzieren“, wie Fester sagt. Am Black Friday etwa, an dem Produkte zu sehr günstigen Konditionen gekauft werden können, kann etwa ein Microservice für die „Preisfindung“so oft genutzt werden wie nötig.

 „Erweiterungen können entwickelt werden, Microservices sind sauber entkoppelt“ (Stephan Fester,SAP Customer Experience)

Microservices verschaffen Unternehmen neue Flexibilität. „Erweiterungen können entwickelt werden wie bisher, denn die Microservices sind sauber entkoppelt“, erläutert Fester. Künftige Gesamtanwendungen müssen nicht komplett durchgetestet werden, was bei individuellen Erweiterungen der Kernsoftware in der Regel erforderlich ist. Erweiterungen können mit der SAP Cloud Platform Extension Factory als Microservices entwickelt werden, die etwa auf Events reagieren. Dadurch wird eine 1:1-Integration verhindert, was die Flexibilität der Erweiterung erhöht. Darüber hinaus werden bestehende Services der SAP-Software (SAP S/4HANA, SAP C/4HANA, etc.) wiederverwendet und können mit den Services der SAP Cloud Platform und anderer Anbieter von Mehrwertdiensten kombiniert werden. Um diese Flexibilität zu ermöglichen und gleichzeitig die IT-Sicherheit und Integration zu gewährleisten, hat die SAP basierend auf dem Open-Source-Projekt Kyma die SAP Cloud Platform Extension Factory entwickelt.

Zukunft Cloud: Flexibilität durch Microservices

Ein wichtiger Vorteil zudem: Wer seine bestehende Infrastruktur durch Microservices erweitern will, kann das tun, ohne die Upgrade-Fähigkeit der Systeme zu beeinträchtigen und deren Lauffähigkeit in Frage zu stellen. Fester sieht im Microservices-Ansatz der SAP gerade für Unternehmen eine Chance, sich zu verändern, die in der Vergangenheit den Weg in den Cloud-Standard weitgehend ausgeschlossen hatten. Denn gerade aufgrund der neuen Erweiterungsmöglichkeiten durch die Containertechnologie von SAP ist nun trotz stabilem Kern weit mehr Flexibilität möglich als zuvor – eine Eigenschaft, die nicht nur im übertragenen Sinne Schlangen an Supermarktkassen, sondern vor allem den Aufwand für die Entwicklung neuer Software dezimiert.

Weitere Informationen:

FAQs zur SAP Cloud Platform Extension Factory

Feature-Bild via Shutterstock.