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SAP-Mitarbeiterin und Sozialfotografin Dana Rösiger setzt sich im Vorfeld der Frauen-Fußball-WM international für Frauenrechte ein. Ihr Anliegen: Sie will den Sportlerinnen ein Gesicht geben.

Am 7. Juni startete die Frauenfußball-WM in Frankreich. Den besten Spielerinnen der Welt geht es dort um die Anerkennung ihrer sportlichen Leistung – in anderen Ländern treibt Frauen oft Grundlegenderes an: Fußball bietet ihnen die Grundlage für ein neues Leben.

Frauenfußball: Mädchen, das Fußballl spielt in Rio
Ein Naturtalent in einer Favela in Rio De Janeiro

Dana Rösiger aus dem Bereich Media Relations MEE bei der SAP und international anerkannte Sozialfotografin engagiert sich seit 2009 zusammen mit internationalen NGOs für Frauenrechte und die Sichtbarkeit des Frauenfußballs. Im Vorfeld der Frauen-WM hat sie ein Projekt initiiert, das diesen Frauen ein Gesicht geben soll.

Sie haben in den letzten Jahren mit der NGO „Equal Playing Field“ Fußballspiele auf dem Kilimanjaro und am Toten Meer dokumentiert. Worum geht es bei dem neuen Projekt #kickitlikelira und warum gerade Frauenfußball?

Dana Rösiger: Es geht mir darum, den fußballspielenden Frauen ein Gesicht zu geben. Ich möchte zeigen, was junge Frauen mit Fußball erreichen können. Mein Interesse geht weit über den rein sportlichen Aspekt hinaus. Als leidenschaftliche Fotografin möchte ich das Schicksal hinter der Spielerin auf dem Platz beleuchten. In vielen Ländern dieser Erde ist es für Frauen gesellschaftlich nicht anerkannt, Fußball zu spielen – oder aber der Sport ermöglicht ihnen, einen Schritt aus ihrer verfahrenen Situation zu machen und ihr Leben zu ändern.

In Ländern wie Deutschland geht es im Frauenfußball um Anerkennung, um Wahrnehmung. Mein Anliegen ist die positive Darstellung des Frauenfußballs. Ich möchte den Spielerinnen eine Plattform geben und mit meinen Bildern untermauern, was sie leisten – auch ohne den finanziellen Spielraum, den die Popularität des Männerfußball mit sich bringt.

Frauenfußball: Syrische Mädchen
Den syrischen Mädchen gibt der Sport Selbstvertrauen.

Wie transportieren Sie diese Idee in ihren Bildern – sprich: wie arbeitet ein „social photographer“ und wie verstehen Sie diese Rolle?

Mir geht es in erster Linie um Frauen- und Menschenrechte. Meine Fotos halten Augenblicke im Leben benachteiligter Menschen in Entwicklungsländern oder aus einem schwierigen sozialen Umfeld fest. Damit will ich mich für eine Welt einsetzen, in der Mädchen und Frauen Sport treiben können, ohne aus irgendeinem Grund diskriminiert zu werden. Ich will die Ästhetik und Ausdrucksstärke der Fotografie nutzen, um soziale, ökologische und wirtschaftliche Ungerechtigkeit in der Welt bekannt zu machen.

Was war die Motivation für die Fotoausstellung #kickitlikelira?

#kickitlikelira will Mut machen und inspirieren, Stärke zu zeigen: für die Freiheit, als junge Frau für die eigenen Träume einzustehen und Herausforderungen mit Kampfgeist zu meistern. „Auf dem Spielfeld sind wir alle gleich“ ist ein Leitspruch der Initiative, die aus einer Fotoausstellung und einer Social-Media-Kampagne besteht.

Die Fotoausstellung konzentriert sich derzeit auf deutsche Amateur- und Profispielerinnen, doch die begleitende Social-Media-Kampagne setzt darauf, über das Internet auch weniger liberale Länder dieser Erde zu erreichen. Das Ziel: Mädchen und Frauen weltweit den virtuellen Ball zuzuspielen und ihr Leben positiv zu beeinflussen: mit emotionalen Fotos, motivierenden Zitaten, bewegenden Geschichten und packenden Videoformaten.

Frauenfußball: Aufbau des Fußballfelds am Kilimanjaro in 6.000 Metern Höhe
Aufbau des Fußballfelds am Kilimanjaro in 6.000 Metern Höhe.

Was steht als nächstes auf der Liste?

Es geht nach Südfrankreich zum längsten Fußballspiel der Welt. Fünf Tage lang halten 3.500 Spielerinnen den Ball am Laufen.

Werden Sie auch auf dem Platz stehen?

Fußball ist persönlich nicht mein Sport, aber ich werde mich für dieses Spiel zehn Minuten ins Tor stellen. Für den Rest der Zeit bleibe ich lieber hinter der Kamera.

Frauenfußball: Von 1970 bis heute

Über 700.000 verkaufte Tickets, Eröffnungs- und Endspiel der Damen finden vor ausverkauften Stadien statt. Die Zahlen der diesjährigen WM zeigen: Frauenfußball ist auf der Weltbühne angekommen. Im Rahmen der Fußball-WM vom 7. Juni bis zum 7. Juli treten in Frankreich die weltweit besten Teams gegeneinander an. Ein Blick zurück in die Geschichte des Fußballs verrät: Bis 1970 war der Frauenfußball in Deutschland sogar verboten! Keine fünfzig Jahre ist das Verbot her, heute ist dies – zumindest in westlichen Ländern – unvorstellbar