In maßgeschneiderter Kleidung sieht Esther einfach am besten aus. Doch leider kann sie sich nur Kleidung von der Stange leisten und musste deshalb bisher immer versuchen, den bestmöglichen Kompromiss zu finden. Aber jetzt, da sie iFashion Cloud entdeckt hat, kann sie sich genau das bestellen, was ihr gefällt – gefertigt nach ihren persönlichen Maßen, in ihrer Wunschfarbe, mit dem gewünschten Schnitt und favorisierten Stoff.
Kleidung in Standardgrößen anzuprobieren kann frustrierend sein. Und damit ist Esther nicht allein. Laut dem Online-Magazin Slate basieren die Größen für Damenbekleidung auf dem X-Figurtyp, einer Sanduhr-Figur mit sehr definierter Taille. Doch nur etwa acht Prozent der Frauen gehören diesem Figurtyp an. Und da die Preise für maßgefertigte Kleidungsstücke gestiegen sind, müssen sich immer mehr Frauen mit einer schlechten Passform abfinden.
Um dem entgegenzuwirken, gründete Lingmei Chen im Februar 2018 die Firma Shenzhen iFashion Cloud Technology. Das Unternehmen entwirft, produziert und verkauft maßgeschneiderte Kleidung zu den niedrigen Preisen einer Massenfertigung. iFashion Cloud hat manuelle Prozesse durch Automatisierung ersetzt.
Die individuelle Anpassung mit KI automatisieren
iFashion Cloud betreibt Filialen in ganz China, in denen Kunden ihre Bestellungen aufgeben können. Dort können sie sich Muster der angebotenen Kleidungsstücke ansehen und die Stoffe anfassen. Die Mitarbeiter im Laden nehmen Maß und helfen beim Ausfüllen der Bestellung.
Alternativ kann man auch von zuhause aus bestellen. Das Unternehmen hat eine App entwickelt, die virtuelle Darstellungen der verfügbaren Modelle, Schnitte und Materialien zeigt. Zusätzlich kommt künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz, die bei der Modeauswahl berät. Zum Maßnehmen können die Kunden Selfies hochladen und die App ermittelt Schulterbreite, Brustumfang, Taillenweite und Schrittlänge.
Sobald ein Auftrag erteilt ist, folgt eine Reihe automatisierter Prozesse – von der Bestellung der Materialien bis zur Produktionsterminierung in der Fabrik in Yudu. In der ersten Phase der Herstellung werden die verschiedenen Stoffteile automatisch von CNC-gesteuerten Maschinen zugeschnitten. Ein Hängesystem sammelt die individuellen Zuschnittteile eines Outfits ein und transportiert sie automatisch zu den Nähstationen. Eine Woche nach Anlegen der Bestellung erhält der Kunde seine maßgefertigen Kleidungsstücke.
Viele der Automatisierungssysteme, die in der Fabrik eingesetzt werden, sind als Standardprodukt von SAP oder anderen Technologieherstellern erhältlich. Was die Fabrik in Yudu so einzigartig macht, ist die Integration der verschiedenen Anwendungen und Hardwarekomponenten. „SAP gestaltet die Architektur so, dass Geschäftsprozesse und Internettechnologie optimal aufeinander abgestimmt sind“, betont Du Wulue, Chief Director von Intelligent Manufacturing bei iFashion Cloud.
Einsparungen durch die digitale Lieferkette
Die Automatisierung bringt iFashion Cloud nicht nur deutliche Effizienzsteigerungen, sondern reduziert auch die Lagerhaltungskosten, weil weniger Warenüberschüsse anfallen. Lingmei Chen, Managing Director bei iFashion Cloud weiß, dass Kleidungsstücke, die stark nachgefragt werden, meist vergriffen sind, während weniger gefragte Artikel sich in den Geschäften stapeln und dann mit hohen Preisnachlässen verkauft werden. „iFashion Cloud vermeidet derartige Ineffizienzen und erzielt somit 20 Prozent Einsparungen gegenüber klassischen Lieferketten“, berichtet Chen.
Zusätzlich zu den Einsparungen in Fertigung und Logistik profitiert iFashion Cloud von einer effizienteren Forschung- und Entwicklung. Auch sind weniger Manager nötig. Chen geht davon aus, dass der Produktentwicklungszyklus um mehr als 30 Prozent verkürzt werden kann und dass im Vergleich zu traditionellen Bekleidungsherstellern mindestens 30 Prozent weniger Führungspersonal benötigt wird.
Weltweiter Trend
iFashion Cloud konzentriert sich zunächst auf den chinesischen Markt, weil dort das Interesse an Luxusgütern zunimmt. Nach Angaben des amerikanischen Magazins Barrons, hat das Reich der Mitte die USA als größten Luxusmarkt der Welt überholt. Chinas Anteil an den globalen Luxusausgaben lag im Jahr 2017 bei 32 Prozent. Weiter heißt es in dem Bericht, dass chinesische Frauen Luxusartikel als langfristige Investition in ihr Image sähen, was ihnen wiederum helfe, beruflich voranzukommen.
Für Esther geht es darum, dort zu suchen, wo sie am ehesten fündig wird. Bei iFashion Cloud muss sie sich keine Sorgen mehr um den Preis oder die Passform machen. Sie kann sich ganz auf das konzentrieren, was für sie zählt: der Look.