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Lange ließ sie zu wünschen übrig. Doch mittlerweile kann sich die Innovationskraft deutscher Unternehmen durchaus sehen lassen: Laut aktuellem Ranking der Boston Consulting Group (BCG) stammen fast 20 Prozent der 50 innovativsten Unternehmen der Welt aus der Bundesrepublik. Glenn Gonzalez, Chief Technology Officer (CTO) bei SAP Deutschland, weiß, was diese richtig machen.

Der Weg von der Idee bis zur Marktreife ist lang und steinig. Studien zufolge bleibt die Mehrzahl der Innovationsprojekte auf halber Strecke stecken. Zudem setzen viele Betriebe bei der Entwicklung von Innovationen offenbar falsche Prioritäten. Gibt es einen Fahrplan, mit dem man sicher ins Ziel kommt?

Ich glaube nicht. Oder zumindest nur bedingt. Denn obwohl am Anfang jeder Innovation immer eine initiale Idee steht, hat das Endergebnis oft gar nichts mehr mit der Grundidee zu tun. Anders gesagt: Es ist wichtig, ein Ziel ins Auge zu fassen und loszugehen. Ebenso wichtig ist es aber auch, auf dem Weg offen für Abzweigungen zu bleiben. Oft merkt man erst unterwegs, dass eigentlich etwas ganz anderes benötigt wird. Das zeigen auch viele bahnbrechende Innovationen der Weltgeschichte: So sind beispielsweise Penicillin oder die Röntgendiagnostik keinesfalls das Resultat gezielter Forschungen, sondern entstanden rein zufällig. Eine ergebnisoffene Vorgehensweise ist deshalb ein unverzichtbarer Bestandteil erfolgreicher Innovationsprojekte.

Also einfach mal loslegen und dann schauen, wie es weiter läuft?

Vorsicht: Ergebnisoffen heißt nicht planlos. Wer ein Wettrennen gewinnen will, läuft ja auch nicht in Sandalen los, sondern zieht ordentliche Laufschuhe an. Meine Empfehlung lautet deshalb: Von Beginn an eine Ziel-Architektur – oder besser noch – eine Richtungs-Architektur ins Auge fassen. Diese sollte zukunftsorientiert ausgelegt und skalierbar sein. Schließlich will man nicht durch unzureichende Technik ausgebremst werden, wenn das Innovationsprojekt gerade so richtig schön Schwung aufnimmt.

Viele Unternehmen tun sich mit dieser Aufgabe allerdings recht schwer. 80 Prozent der Kunden, mit denen ich über datengetriebene Innovationsprojekte rede, wollen möglichst schnell Ergebnisse sehen. Sie schaufeln also eine Menge Informationen in irgendeinen Topf, fangen an zu analysieren, stellen fest, dass sie aus den Daten tatsächlich Mehrwert ziehen können – und stehen dann vor dem Problem, dass ihnen die dafür erforderlichen Systeme und Werkzeuge fehlen. Wenn man Daten einen Sinn geben will, dann muss man nicht nur verstehen, was sie bedeuten und was man damit anfangen kann, sondern auch, wie man ans angepeilte Ziel gelangt.

Angesichts der BCG-Zahlen scheint sich diese Erkenntnis hierzulande mehr und mehr durchzusetzen. Stimmt das?

Es ist ein bisschen wie beim Goldrausch vor rund 150 Jahren. Da hatte jemand glitzernde Steine im Fluss gefunden und schon pilgerten ganze Heerscharen zum Yukon, um sich ihr Stück vom Goldkuchen zu sichern. Die wenigsten wussten damals allerdings, wie sich das Edelmetall dem Fluss am besten entreißen ließ – und brachten dementsprechend auch selten das richtige Werkzeug dafür mit. Heute sieht das ganz ähnlich aus: Die innovativsten Unternehmen haben bereits herausgefunden, wie sie Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammenführen können und überlegen nun, was sich daraus so alles machen lässt. Die Mehrzahl der Unternehmen ist allerdings noch nicht ganz so weit: Sie wissen zwar, dass Daten das neue Gold und entsprechend wertvoll sind – aber eben nicht, wie sie dieses Gold gewinnen können.

Warum ist es so schwierig, aus Daten echten Mehrwert zu erzeugen?

Vor allem, weil es inzwischen ausgesprochen viele Daten aus unterschiedlichen Quellen und ganz unterschiedliche Datenformate gibt. Früher mussten Unternehmen lediglich ihre transaktionalen Daten im Griff haben. Heute sammelt das Internet unendliche Datenmengen aus unendlichen Quellen ein. Es gibt Streaming-Daten, Social Media-Daten, Sensorik-Daten, Betriebs- und Experience-Daten – und alle müssen unter einen Hut gebracht werden. Das ist eine enorm große Herausforderung. Aber für eine ganzheitliche Perspektive unerlässlich. Früher hieß es immer, man solle nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Genau das ist heute aber gefragt: Statt sich nur mit dem Apfel oder nur mit der Birne zu befassen, gilt es, beide parallel in den Blick zu nehmen. So lassen sich Zusammenhänge herstellen, die bei getrennter Betrachtung nicht zu erkennen wären. Man entdeckt etwas, wonach man eigentlich gar nicht gesucht hat. Optimale Voraussetzung, um echte Innovationen zu anzustoßen.

Wie unterstützt SAP diesen Prozess?

Wir versehen hoch agile Technologien wie Machine Learning, Blockchain oder IoT mit Stabilität. Und liefern damit alles, was Unternehmen für ihre zukunftsorientierte „Richtungs-Architektur“ benötigen. Unsere In-Memory-Datenplattform SAP HANA ist dabei nur die Speerspitze. Zum Beispiel lassen sich mit der SAP Cloud Platform Innovationen agil testen, bevor sie in die operativen Systeme überführt werden. SAP Data Hub ermöglicht, unterschiedliche Datenquellen smart zu orchestrieren. Parallel erzeugen Basis-Technologien im Standard Stabilität. Außerdem bringen wir nicht nur Systemkomponenten und Daten, sondern auch Menschen aus ganz unterschiedlichen Industrien und Bereichen zusammen. Das schärft deren Blick über den Tellerrand. Auch das ist wichtig, um Innovationen voranzutreiben.

Dieser Beitrag ist Teil der Themenserie

Givedatapurpose – Datenmanagement als Unternehmenswert

Daten sind das neue Gold – vorausgesetzt, man nutzt sie richtig. Denn nur wenn sie gezielt ausgewertet werden, lassen sich daraus wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Folgende Beiträge zeigen, was es braucht, damit CIOs, Daten- und Innovationsmanager, Lösungsarchitekten und ERP-Verantwortliche aus Daten echten Mehrwert schaffen.

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