Mit einem Anteil von mehr als 24 Prozent am 114 Mrd. Dollar schweren US-Biermarkt ist das Craft-Beer-Segment das perfekte Versuchsfeld für Industrie 4.0 und die vernetzte Fertigung im intelligenten Unternehmen.
„Auf dem Biermarkt herrscht ein massiver Wettbewerbsdruck. Die Brauereien müssen sich von der Konkurrenz abheben und mit Innovationen auf den sich wandelnden Geschmack der Verbraucher reagieren“, so Ralf Lehmann, Senior Director für Solution Marketing bei der SAP. „Durch die Kombination von Experience-Daten (X-Data) und operativen Daten (O-Data) entsteht eine ganzheitliche Sicht, die hilft, fundiert über Produktverbesserungen zu entscheiden, den Betrieb effizienter zu machen und den Kunden einen Mehrwert zu bieten.“
Industrie 4.0: Personalisierung und Co-Innovation sind die beherrschenden Themen
Auf der SAPPHIRE NOW und ASUG Annual Conference 2019 konnten die Besucher den fast perfekten Nachbau einer Craft-Beer-Brauerei besichtigen. Die Installation, die die digitale Supply Chain eines Unternehmens nach dem Prinzip von Industrie 4.0 veranschaulichte, beeindruckte mit leuchtenden Dashboards, großen und kleinen Robotern in Aktion und glänzenden Industrieanlagen. Sie zeigte, wie vernetzte intelligente Technologien die Mauern zwischen Produktplanung und Design, Montage, Versand und Lieferung, Instandhaltung und Aktualisierungen einreißen.
„Immer mehr Unternehmen wenden sich von der Massenproduktion ab und der Massenindividualisierung zu“, erklärte Lehmann. „Wie Fertigungsunternehmen in allen Branchen brauchen auch Brauereien vernetzte Daten, um im Voraus erkennen zu können, was die Kunden trinken möchten, sodass sie die Rezepturen und die Auslieferung schnell anpassen können. Zudem müssen sie eng mit Start-ups und Partnern zusammenarbeiten, um ihre Betriebsabläufe um Technologien wie Eye-Tracking, Gestensteuerung und Robotik zu erweitern.“
Einblick in alle Geschäftsabläufe dank vernetzter Daten mit IoT
Der Nachbau einer Craft-Beer-Brauerei zeigte ein intelligentes Ventil, das mit einem riesigen, in mehrere Farben unterteilten Wassertank mit sprudelndem Inhalt verbunden. Die einzelnen Farben kennzeichneten die verschiedenen Geschmacksrichtungen des Craft Beer. Auf Basis von Daten aus SAP S/4HANA konnte das Ventil neue Inhaltsstoffe so schnell mixen, wie sich der Geschmack der Verbraucher verändert – nach Zielgruppe oder sogar nach Region. Die Rezeptvarianten waren dabei nur ein Aspekt.
„Wir erfassen und senden IoT-basierte Daten, die unsere Kunden für Instandhaltung und Reparaturen nutzen können“, führte Lehmann aus. „Als weitere Option versetzt die Blockchain-Technologie die Kunden in die Lage, die Qualitätskontrolle für Rezepturen aktiv zu steuern. Sie können nachweisen, dass sie in der Produktion regionale und andere Vorschriften einhalten und die Inhaltsstoffe den relevanten Normen entsprechen.“
Design für die kontinuierliche Weiterentwicklung von Produkten
Im Demonstrationsaufbau lieferte SAP-Software, darunter SAP Digital Manufacturing Cloud, die Daten, die die einzelnen Geschäftsprozesse intelligent machten. Ausgangspunkt war das Produktdesign. So liefen etwa in einem intelligenten Kiosk Daten aus Experience-Management-Lösungen von SAP (Qualtrics), intelligentem Produktdesign und integriertem Produktdesign zusammen und lieferten Echtzeitinformationen zu den sich veränderten Trinkgewohnheiten der Verbraucher und den Abläufen in der Brauerei.
„Mit einer eng integrierten Wertschöpfungskette können Unternehmen genau die Produkte herstellen, die gewünscht sind, und sie zur richtigen Zeit an die richtigen Kunden liefern“, unterstrich Lehmann. „Sie brauchen weniger Betriebskapital für die Bestandsführung und können ihre Produkte – in diesem Fall Craft Beer – schneller zum Kunden bringen, weil sie Rohstoffe schneller beschaffen und in Enderzeugnisse verwandeln können.“
Mehr Effizienz durch Echtzeitinformationen
Im weiteren Verlauf der Demonstration wurden Kundenaufträge eng in einen automatisierten Workflow eingebunden, der bis zu fahrerlosen Transportfahrzeugen (AGVs) für die Kommissionierung im Lager reichte, woraufhin die Produkte an bestimmten Arbeitsstationen zusammengesetzt werden konnten. Über ein Dashboard gelangten Informationen zum Kundenauftrag in den Fertigungsbereich, wo die Bediener so einen umfassenden Überblick über die Abläufe in der Brauerei erhielten – bis ins kleinste Fließbanddetail. Auf einem anderen Bildschirm lieferten Analysedaten aus SAP Digital Manufacturing Insights den Entscheidungsträgern im Unternehmen eine Gesamtübersicht über die Produktionsabläufe. Diese wurden zu Unternehmensstrategien und Leistungsindikatoren (KPIs) in Beziehung gesetzt.
„Im Fertigungsbereich ist es viel einfacher, Mitarbeiter für bestimmte Aufgaben einzusetzen oder umzudisponieren, wenn man Einblick in Kundenaufträge und ungeplante Ereignisse wie Ausfälle von Mitarbeitern oder Maschinenpannen hat. Wenn eine Fertigungslinie ausfällt oder Komponenten nicht mehr verfügbar sind, können Mitarbeiter und Maschinen schnell dorthin verlagert werden, wo sie die Produktion aufrechterhalten können“, betonte Lehmann. „Die Bediener können bei jedem Schritt genau sehen, was passiert, Fehler vermeiden und für bessere Rückverfolgbarkeit und Prozesssteuerung sorgen.“
Geschwindigkeit und Effizienz waren dank Echtzeitinformationen von Robotern und digitalen Zwillingen die Norm. Die Werkzeugbediener konnten die Roboter per Eye-Tracking steuern und hatten so für die Produktmontage die Hände frei. Jedes fertige Produkt, darunter das intelligente Ventil, wurde mit einem digitalen Zwilling verbunden, der eine Fülle von Daten lieferte. In Sekundenschnelle konnten Menschen überall die gesamte „Lebensgeschichte“ der Komponente sehen, angefangen bei der Montage der Ausgangsteile über den Versand bis hin zur Lieferung an den Kunden. Dazu gehörten auch der Betrieb vor Ort und Services, die ihrerseits in nützliche Produktaktualisierungen einflossen.
Im Zeitalter von Industrie 4.0 ermöglichen digitale Supply Chains ein einzigartiges Kundenerlebnis in jedem intelligenten Unternehmen.