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Um es frei nach einem großen Schriftsteller zu sagen: Die Nachricht vom Tod der Blockchain – vor ihrer Verbreitung – ist stark übertrieben. Hier kommen die jüngsten Blockchain-Prognosen führender Branchenanalysten.

Egal, was die Kritiker sagen: Immer mehr Unternehmen setzen sich ernsthaft mit dem Thema Blockchain auseinander. Laut der jüngsten Umfrage von IDC erwarten mehr als 50 Prozent der Unternehmen, dass in den nächsten drei bis fünf Jahren die Blockchain-Technologie den digitalen Wandel voranbringen wird. Gartner berichtet, dass 60 Prozent der befragten CIOs davon ausgehen, in den nächsten drei Jahren auf irgendeine Weise Blockchain zu implementieren.

Blockchain gehört die Zukunft

Was Branchen angeht, die die Blockchain-Technologie bereits implementiert haben oder eine Implementierung in den nächsten 12 Monaten planen, hat Gartner dies ermittelt: „die Finanzdienstleistungsbranche geht voran (18 Prozent), gefolgt von der Dienstleistungsbranche (17 Prozent) und der Transportbranche (16 Prozent)“. Blockchain ist attraktiv für Fachleute in diesen Branchen, die die Technologie in Bereichen wie Aktenführung und Datenmanagement nutzen möchten.

Bei Forrester haben die Analysten beobachtet, dass der irrationale Überschwang, der Mitte des letzten Jahrzehnts herrschte, „pragmatischen und realistischen Ansätzen für Blockchain-Projekte“ weicht. Die Zahl der Blockchain-Projekte ist zwar übersichtlich, aber dafür sind sie „ernsthafte Bestrebungen der Unternehmen und keine spekulativen Machbarkeitsnachweise“. Vor allem haben die Analysten festgestellt, dass Interoperabilität ins Zentrum des Interesses rückt. Die Menschen wollen verstehen, auf welche Weise Teilnehmer mit ihren Daten interagieren können. Folglich prognostiziert Forrester eine zunehmende Fokussierung auf die Integration in bereits vorhandene Systeme.

Neue Chancen in der Lieferkette: Video zeigt, wie es geht

Überlegt man, wo Blockchain den größten geschäftlichen Nutzen verspricht, kommt man schnell zu dem Schluss, dass die Lieferkette nach wie vor der Favorit ist. Hinter jeder Palette mit Versandwaren steht nämlich eine ganze Reihe von miteinander verzahnten Unternehmen, wozu Hersteller, Distributoren, Logistikdienstleister und Einzelhändler zählen. In der Vergangenheit führten die Unternehmen Papierakten, um den Überblick über die Paletten zu behalten. Das war mit hohem Aufwand verbunden, und es schlichen sich schnell Fehler ein. In diesem Demo-Video von der SAP TechEd präsentiert Jose Prados, Entwicklungsexperte bei der SAP, wie Unternehmen Blockchain-Daten von Paletten entlang der Lieferkette mit Unternehmensdaten kombinieren können, um mit Blockchain-Services von SAP, SAP HANA und SAP Analytics Cloud neue Erkenntnisse zu gewinnen.

„Wie viele Paletten versendet wurden, ist bei Weitem nicht genug an Information für moderne, globale Unternehmen“, erklärt Prados. „Blockchain-Daten liefern allen automatisch Echtzeitinformationen darüber, welche Paletten wann und wo ausgeliefert wurden. Diese Daten können Unternehmen dann nutzen, um präzisere und effizientere Zahlungen an Partner anzustoßen, etwa an Lieferanten oder Logistikdienstleister. Sie können auch ein Lieferanten-Dashboard entwickeln, um ihre Strategien zur Bezugsquellenfindung auf Grundlage von Rückrufen seitens der Hersteller oder ihrer Zahlungsmoral zu optimieren. Auch ist es möglich, neue KPIs zu berechnen und neue Vorhersagemodelle mit präziseren Daten zu erstellen, um fundierter zu planen. Das funktioniert in jeder Branche.“

IDC sagt voraus, dass bis 2023 85 Prozent des Containerverkehrs weltweit mit Blockchain verfolgt werden dürften. Bei 50 Prozent dieser Transporte dürften Blockchain-gestützte grenzüberschreitende Zahlungen zum Einsatz kommen. Die Analysten gehen davon aus, dass Unternehmen im selben Zeitraum „fast 11 Milliarden US-Dollar in Blockchain-Services (Beratung, Implementierung, Wartung und Support), mehr als ein Drittel davon in Managed Services“, investieren werden.

Das Potenzial von Blockchain ausschöpfen

Einige Branchenbeobachter setzen große Hoffnungen in die entscheidende Fähigkeit der Blockchain, Vertrauen und Transparenz im Geschäftsleben zu schaffen. IDC meint, Blockchain „verspricht, so manche Vertrauensprobleme im digitalen Leben zu lösen“. Gartner prognostiziert, dass Blockchain bis 2023 „technisch skalierbar sein und vertrauenswürdige private Transaktionen mit dem gebotenen Maß an Datenvertraulichkeit unterstützen wird“. IDC sagt voraus, dass bis 2024 mehr als 75 Prozent aller regulierten Unternehmen Blockchain einführen werden, um erklärbare künstliche Intelligenz (KI) zu nutzen.

Unbegrenzte Möglichkeiten zur Wertschöpfung mit Blockchain

Blockchain kann überall dort gut geeignet sein, wo Daten auf sichere Weise von mehreren Beteiligten gemeinsam genutzt werden müssen. Gartner nennt als mögliche Einsatzbereiche die Fallbearbeitung im Automobilbereich, Landwirtschaft, Reisen, Lebens- und Krankenversicherung sowie Produktrückrufe. Auch Smart Cities führt Gartner in der Liste der Anwendungsfälle auf. Dort würden Blockchain und IoT-basierte Daten „Energiehandel ohne Zwischenstation, die Verwaltung von Ladestationen für Elektroautos, Smart-Grid-Management und die Steuerung von Abwassersystemen“ unterstützen.

Die Blockchain-Technologie spielt ganz klar eine Rolle beim Identity-Management ebenso wie bei Zahlungen und Abrechnungen – man denke nur an Lizenzzahlungen, Wertpapierabrechnungen, Interbankenzahlungen und das gewerbliche Kreditgeschäft. IDC meint, dass bis 2022 25 Prozent aller digitalen Rechte in von Distributoren und den Erstellern von Inhalten verwalteten Blockchains verarbeitet werden. Damit werden Vertrauen und Transparenz geschaffen und die kostenlose Nutzung und illegale Weitergabe von Inhalten verhindert.

In einer perfekten Welt trägt Blockchain dazu bei, Identitätsbetrug und Produktfälschungen zu bekämpfen. Mithilfe der Technologie könnten wir schnell herausfinden, woher kontaminierte Lebensmittel stammen – bis zum genauen Punkt auf dem Feld. Über Nacht wird das nicht passieren, aber auf die eine oder andere Weise wird Blockchain ein Teil unserer Zukunft sein.