Die SAP entwickelt zusammen mit der Deutschen Telekom im Auftrag der Bundesregierung eine App, die bei der Rückverfolgung von Infektionsketten in der COVID-19-Pandemie helfen soll. Erfahren Sie mehr über den Zweck und die Funktionsweise der Software. Ein Überblick.
Die Umgebungsuntersuchung ist eine bewährte Methode zur Bekämpfung von Epidemien. Im ersten Schritt sollen alle angesteckten Personen gefunden werden. Danach wird überprüft, welcher Personenkreis mit den Infizierten in Kontakt stand, und daher möglicherweise ebenfalls angesteckt wurde. Durch die Benachrichtigung aller Betroffenen, die sich daraufhin in Quarantäne begeben sollten, kann so die Ausbreitung des Erregers eingedämmt werden.
Auch in der COVID-19-Pandemie wird dieses Verfahren angewandt. Manuelle Befragungen von SARS-CoV-2-Positiven helfen derzeit dabei, Ansteckungsketten festzustellen. Dieses Verfahren trägt so dazu bei, weitere Infektionen durch frühzeitige Isolation von Kontaktpersonen zu reduzieren.
- Wie kann eine App bei der Eindämmung der Pandemie unterstützen?
- Meldet die App, wenn sich in der Nähe ein mit SARS-CoV-2 infizierter Nutzer aufhält?
- Wie funktioniert die App?
- Wie sieht die Arbeitsteilung zwischen der Telekom und der SAP aus?
- Um erfolgreich zu sein, muss die App von einem hohen Anteil der Bevölkerung genutzt werden. Wie lässt sich das erreichen?
- Wird die Software quelloffen sein?
Wie kann eine App bei der Eindämmung der Pandemie unterstützen?
Die Corona-Warn-App informiert Nutzer per Mitteilung, wenn sie sich in der Vergangenheit für eine bestimmte Zeit innerhalb der näheren Umgebung eines mit SARS-CoV-2 infizierten anderen Nutzers aufgehalten haben.
Im Vergleich zu manuellen Befragungen kann so eine schnellere Benachrichtigung über ein Infektionsrisiko erreicht werden. Gleichzeitig werden die Gesundheitsämter durch die Automatisierung entlastet. Auch können unbewusste Ansteckungsketten erfasst werden – beispielsweise zufällige Begegnungen mit Unbekannten in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Eine präzisere Umgebungsuntersuchung trägt dazu bei, Testkapazitäten für COVID-19 besser zu steuern. Personen mit festgestelltem Infektionsrisiko könnten etwa bevorzugt getestet werden. Zudem ließen sich Isolationsmaßnahmen gezielter einsetzen.
So funktioniert die Corona-Warn-App.
Meldet die App, wenn sich in der Nähe ein mit SARS-CoV-2 infizierter Nutzer aufhält?
Nein. Um die Schutzrechte ihrer Nutzer zu wahren, meldet sie nicht in Echtzeit, ob sich etwa in einem Supermarkt ein infizierter Nutzer befindet. Abstand halten, sowie unterstützend das Tragen eines Schutzes für Mund und Nase, ist auch mit Verwendung der Corona-Warn-App wichtig. Die Applikation liefert schnell Anhaltspunkte für eine mögliche Weitergabe des Erregers, nicht über eine tatsächliche Ansteckung.
Wie funktioniert die App?
Die Software nutzt eine spezielle Bluetooth-Technologie, um andere Smartphones in der Nähe zu erkennen, welche die App ebenfalls installiert haben. Die Geräte tauschen dann anonymisiert verschlüsselte Daten über die Dauer und die physische Distanz ihres Zusammentreffens aus. Der Ort des Kontakts wird dabei nicht übertragen. Ein Algorithmus dient als Maß dafür, ob Zeitraum und Abstand für eine Infektion ausreichen würden. Jene Treffen, bei denen das der Fall ist, werden für eine bestimmte Zeit lokal auf dem Gerät hinterlegt.
Wird nun ein Nutzer positiv auf SARS-CoV-2 getestet, kann er das freiwillig in der App angeben. Nach Bestätigung des Testergebnisses erhalten daraufhin alle relevanten Kontakte eine Warnung auf ihr Smartphone. Sie erfahren jedoch nicht, wann, wo oder mit wem sie ein entsprechendes Zusammentreffen hatten. Datenerhebungen über den vereinbarten Zweck der App hinaus sind ausgeschlossen.
Bluetooth Low Energy (BLE)
Die in der Corona-Warn-App eingesetzte Bluetooth-Technologie unterscheidet sich deutlich von der meist im Alltag genutzten Variante. Eine Kommunikation zwischen diesen Standards ist nicht möglich. BLE ist um ein Vielfaches stromsparender und beeinflusst die Akkuleistung mobiler Geräte kaum. Diese Sparsamkeit wird durch eine geringere Datenübertragungsrate und Reichweite erzielt.
Wie sieht die Arbeitsteilung zwischen der Telekom und der SAP aus?
Die beiden Unternehmen haben ein Team geformt und arbeiten mit Hochdruck an der Lösung. Die Deutsche Telekom bringt ihre Expertise rund um Netzwerk- und Mobilfunktechnologie ein und stellt einen sicheren und effizienten Betrieb bereit. Die SAP stellt über eine technische Plattform die erforderliche Software-Technologie zur Verfügung und treibt die Entwicklung voran.
Um erfolgreich zu sein, muss die App von einem hohen Anteil der Bevölkerung genutzt werden. Wie lässt sich das erreichen?
Da die Corona-Warn-App dem persönlichen und gemeinschaftlichen Schutz der Bürgerinnen und Bürger dient, setzen die SAP und die Deutsche Telekom auf einen verantwortlichen Umgang mit der App und eine hohe Nutzung. Durch größtmögliche Einsicht in die Funktionsweise der Applikation soll Transparenz für Experten, Vereinigungen, Verbände und die breite Bevölkerung geschaffen werden.
Wird die Software quelloffen sein?
Ja. Die Lösung wird „Open Source“ sein und der Quelltext dementsprechend vollständig veröffentlicht. Durch diesen Ansatz können Öffentlichkeit und Experten die Funktionsweise der App einsehen, überprüfen und darüber hinaus durch Verbesserungsvorschläge aktiv zum Erfolg beitragen. Seit dieser Woche ist eine GitHub-Seite online, auf welcher der Quelltext nach und nach geteilt werden wird.
Weitere Informationen:
- Offizielle Seite des Open-Source-Projektes für die Corona-Warn-App
- Themenseite der Bundesregierung zur Corona-Warn-App
- Themenseite der Deutschen Telekom zur Corona-Warn-App
- GitHub: Corona-Warn-App
- Die Antwort der SAP auf COVID-19