Anfang des Jahres gewann Nicolas Neumann den HPFA für Posting Automation, einem Tool, das die Buchhaltung stark vereinfacht und beschleunigt. Das ist seit dem passiert.
Nicolas Neumann ist der erste Einzelgewinner der renommierten SAP-Mitarbeiterauszeichnung. Mit dem Award werden interne Projekte ausgezeichnet, die den Innovationsgeist, den Unternehmergeist und den Mut der Gründer widerspiegeln.
Bei der Preisverleihung im Januar sagte der 21-Jährige strahlend: „Ich bin sehr glücklich! Der Preis motiviert mich sehr bei diesem Projekt. Und die Anerkennung meiner Arbeit ist ein wichtiger Schritt für meine berufliche Zukunft.”
Posting Automation: Mit Technologie Prozesse revolutionieren
Die Bearbeitung komplexer firmenübergreifender Rechnungen ist ein aufwändiger Prozess, der bisher bis zu mehreren Tagen dauerte. Das manuelle Erstellen solcher Rechnungen ist zudem sehr fehleranfällig und ineffizient.
Nicolas, der 2016 im Rahmen des Programms „Autism at Work“ zur SAP kam, arbeitet als Accounts Payable Analyst in Buenos Aires. Als ein solcher fühlte sich von den tausenden zu bearbeitenden Buchungspositionen zunehmend überwältigt. Er machte sich deshalb Gedanken, wie Technologie ihm helfen könnte, dieses „Problem“ zu lösen und entwickelte Posting Automation.
Corona-Pandemie macht Nicolas Strich durch die Rechnung
Mit dem HPFA im Rücken, schien auch Nicolas‘ Traum Entwickler zu werden, ein Stück näher gerückt. Doch dann wirbelte die Corona-Pandemie seine Pläne durcheinander.
Bereits kurz nach der Rückkehr aus Walldorf, wo die Preisverleihung stattfand, breitete sich das Coronavirus von China aus beginnend, weltweit aus. Die SAP ließ daraufhin ihre zwölf Niederlassungen in China schließen, um die Mitarbeiter zu schützen. Kurz danach wurden weltweit auch die anderen Standorte geschlossen und die Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt.
Damit konnte eine von Nicolas geplante Reise zu einem Entwicklerteam in China wie auch ein herbeigesehntes Fellowship vor Ort nicht stattfinden. Vor allem letzteres sollte ihn seinem Ziel, als Entwickler zu arbeiten, näher bringen.
Stattdessen musste er sich zunächst in seinem Elternhaus einrichten und von dort virtuell mit den chinesischen Kollegen an der Entwicklung weiterarbeiten. Trotz einiger Herausforderungen aus dem Homeoffice sind sie im Zeitplan und rechnen mit der fertigen Lösung gegen Ende des Jahres – zunächst SAP-Intern.
Die ersten geplanten Regionen, die das Tool nutzen können, sind Nordamerika und Asien-Pazifik, verrät Nicolas. Nach und nach soll das Tool auch für externe Kunden verfügbar sein, wobei jeweils rechtliche Richtlinien für jedes Land zu berücksichtigen sind.
Monatelanger Lockdown in Argentinien
Seit Mitte März herrscht in Argentinien ein harter Lockdown. Das öffentliche Leben findet praktisch kaum noch statt. So gut wie alles ist geschlossen. Das Land hat eine der längsten Plicht-Quarantänen weltweit. Zwar wurde die Ausbreitung des Virus nicht vollständig gestoppt, doch im Unterschied zu Peru und seinem Nachbarstaat Brasilien, ist die Pandemie noch nicht völlig außer Kontrolle.
Auch Nicolas‘ Familie ist betroffen: Nachdem sein Vater starke Symptome zeigte, brachte ein Test Gewissheit: Er ist COVID-19-positiv. Nur wenige Tage später zeigte auch Nicolas Symptome und die Familie musste daraufhin für 14 Tage in Quarantäne. Ein schwerer Verlauf der Krankheit blieb zum Glück bei allen aus. Mittlerweile sind wieder alle auf den Beinen und fühlen sich gut.
Hasso Plattner Founders‘ Award – Ein Preis, der Vieles ermöglicht
Dass er sein Fellowship nicht antreten konnte, frustriert Nicolas und seine Mentoren ein wenig: „Das wäre wirklich toll gewesen. Aktuell arbeite ich immer noch zu 50 Prozent im Finanzbereich und 50 Prozent in der Softwareentwicklung. Mein Ziel und Traum sind aber 100 Prozent in der Entwicklung arbeiten zu können.“
Auf die Frage was sich seit der Preisverleihung am meisten verändert habe, sagt er: „Ich fühle, dass man mir zuhört. Dass man meine Pläne und Ideen ernst nimmt.“ Neben Posting Automation entwickelt er aktuell auch eine Lösung, um die manuelle Bearbeitung von Steuern zukünftig zu automatisieren.
Auch privat hat sich einiges getan. Nach drei Monaten Lockdown wurde das Arbeiten aus dem Wohnzimmer für den jungen Erfinder zunehmend zur Herausforderung. Daher überwand er sich und beschloss eine eigene Wohnung zu suchen. „Diese Entscheidung hat einen großen Einfluss auf mein Leben und auf meine persönliche Entwicklung“, berichtet er.
Möglich wurde die Wohnungssuche durch das Preisgeld, das er beim Hasso Plattner Founders‘ Award gewonnen hat. Für Nicolas ist der dieser Schritt ist enorm wichtig und er zeigt, wie er stetig über sich hinauswächst.
Die Wohnung bedeutet Verantwortung, die er selbst übernehmen muss und sie macht ihn unabhängiger: „Vor allem die Ruhe, die ich jetzt habe, tut mir gut. Es macht mich viel selbstständiger. Jetzt habe ich viel mehr Zeit sowohl für meine Arbeit aber auch für mich. Ich habe durch diese Erfahrung sehr viel dazugelernt. Dafür bin ich dankbar!“ stellt er fest.