Wie so viele Eltern muss auch Jan Gilg seinen Kindern erklären, dass wir Raubbau an unserem Planeten betreiben. Er jedoch hat die Möglichkeit, die Dinge zum Positiven zu verändern und anderen mit gutem Beispiel voranzugehen. Als President of SAP S/4HANA ist Jan für erfolgreiche SAP-Branchenlösungen in den Bereichen ERP und digitale Lieferkette verantwortlich.
„Meine Position ermöglicht es mir, etwas zu bewegen“, erklärt Jan. Er sieht sich selbst als Change Agent mit großem Einfluss. Da 70 Prozent der weltweiten Transaktionen über ein SAP-System laufen, kommt der Software von SAP eine bedeutende Rolle in der Weltwirtschaft zu. Daraus ergibt sich jedoch auch eine große Verantwortung. „Wir brauchen ehrgeizige Ziele, da wir vor gewaltigen Herausforderungen stehen“, betont er. „Wir sind dringend gefordert, unsere Lebens- und Arbeitsweise grundlegend zu verändern. Wenn wir überleben wollen, müssen wir nachhaltig werden.“
Diese Grundeinstellung prägt die Arbeit von Jan, der auch dem SAP Sustainability Council angehört. Die Mitglieder dieses Ausschusses werden vom Vorstand nominiert und sind dafür verantwortlich, den Aspekt der Nachhaltigkeit in den zentralen Abläufen ihres jeweiligen Vorstandsbereichs zu verankern. Jans Aufgabe besteht darin, das Produktportfolio an Nachhaltigkeitskriterien auszurichten.
Probleme mit Software lösen
Führungskräfte wissen, dass die digitale Transformation nicht einfach nur das neueste Schlagwort der Branche ist. Vielmehr handelt es sich um einen Trend – einen deutlichen Wandel der Arbeitsweise, des Wettbewerbsverhaltens und der Art, wie Unternehmen wachsen. Ziel ist es, durch den Einsatz von Technologien Abläufe effizienter, effektiver und nachhaltiger zu gestalten.
Durch die COVID-19-Pandemie haben Unternehmen erkannt, wie viel Arbeit im Bereich Digitalisierung noch vor ihnen liegt. Jetzt treten die tatsächlichen Schwierigkeiten zutage: Bei vielen Prozessen, die in normalen Zeiten funktioniert hatten, zeigten sich im Krisenmodus deutliche Schwächen. Das hat in vielen Unternehmen dazu geführt, dass digitale Projekte schneller vorangetrieben werden.
Jan verweist auf die einzigartigen Vorteile der SAP. Zum einen spielt SAP-Software eine entscheidende Rolle bei der Steuerung aller Unternehmensfunktionen – von der Fertigung über den Versand und die Auslieferung von Produkten bis hin zum Finanz- und Personalwesen. Zum anderen weiß die SAP, dass die Wirtschaft weltweit vernetzt ist. In Netzwerken haben Unternehmen Einblick in die Transaktionen, Geschäftspraktiken, Logistikprozesse und Bestände ihrer Handelspartner. Die SAP betreibt mit dem SAP Ariba Network selbst das größte Netzwerk für den B2B-Einkauf. Weitere Geschäftsnetzwerke sind das SAP Logistics Business Network und das SAP Asset Intelligence Network. Durch die Zusammenführung dieser Netzwerke sollen Kunden nun von einem einfacheren und einheitlichen Erlebnis profitieren.
Eine neue Dimension
Das Erfolgsprodukt SAP S/4HANA ist eine Suite von Unternehmensanwendungen, mit denen sich Abläufe optimieren lassen. Sie helfen Unternehmen, ihren Umsatz und ihren Gewinn zu verbessern. „Wir haben beschlossen, eine grüne Dimension des Erfolgs einzuführen“, erläutert Jan. „Diese ökologische Perspektive sorgt für Transparenz, was die Nutzung natürlicher Ressourcen, die verfügbaren Alternativen, die Lieferanten und den Transport betrifft. Indem wir diese drei Dimensionen miteinander verknüpfen, ermöglichen wir bessere Entscheidungen.“
Dieser Denkansatz ist der Ausgangspunkt für die SAP-Initiative Climate 21. Durch die Integration von Nachhaltigkeit als neue Dimension des Erfolgs in Analyse- und Transaktionsanwendungen können SAP-Systeme für ERP und das Intelligente Unternehmen Ressourcen nicht nur innerhalb eines Unternehmens, sondern in seiner gesamten Wertschöpfungskette und über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg optimieren.
Wieder einmal erweist sich damit ERP als Zukunftstechnologie, die Unternehmen dabei hilft, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und ihrer Verpflichtung zur Einhaltung der Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) nachzukommen.
„Das Ende der linearen Wirtschaft ist erreicht“, erklärt Jan. „Es entsteht ein neues Kreislaufmodell, das klare wirtschaftliche und ökologische Vorteile bietet. Wir können nicht länger hinnehmen, dass wie in den vergangenen Jahrzehnten Ressourcen verschwendet werden. Wir benötigen Software, die einen durchgängigen Ansatz in allen Dimensionen unterstützt.“
Nun muss gehandelt werden
Noch nie war der Handlungsbedarf so groß. Der durch Menschen verursachte Klimawandel wirkt sich bereits auf unser Leben aus, und doch nutzen wir weiter fossile Brennstoffe, holzen riesige Waldflächen ab und dezimieren die natürlichen Bestände. Die wissenschaftlichen Daten sprechen eine klare Sprache, doch ein aktueller Bericht der Vereinten Nationen kommt zu dem Schluss, dass weltweit kein einziges der 2010 vereinbarten Ziele für den Erhalt der Artenvielfalt erreicht wurde.
Jan sieht darin eine enorme Chance für die SAP. „Mit unserem Programm Climate 21 verfolgen wir das Ziel, Kunden bei der Messung und Verringerung der CO2-Bilanz ihrer Produkte und Abläufe in ihren Wertschöpfungsketten zu unterstützen“, führt er aus.
Speziell für diesen Zweck hat die SAP die Anwendung SAP Product Carbon Footprint Analytics entwickelt, mit der Unternehmen ihre Treibhausgasemissionen erfassen können. Sie können auf diese Weise nicht nur ihre eigene CO2-Bilanz verbessern, sondern der Austausch von Daten mit Stakeholdern kann ihnen auch Wettbewerbsvorteile verschaffen und ihren Wandel zum emissionsarmen Unternehmen beschleunigen. Mit Blick auf zukünftige Innovationen schwebt Jan eine Art Nachhaltigkeitskonto vor, das verschiedene Merkmale und Auswirkungen von Produkten und Dienstleistungen (z. B. Energieverbrauch, Plastik, giftige Inhaltsstoffe, Wasserverbrauch, Biodiversität oder Flächennutzung) berücksichtigt.
Eine weitere Entwicklung für den Klimaschutz ist die SAP Plastics Cloud, ein neuer Marktplatz, der den Handel mit recyceltem Plastik und alternativen Materialien vereinfacht.
Anzeichen erster Fortschritte
Es muss noch sehr viel mehr getan werden, doch gibt es Anzeichen für positive Veränderungen. Kunden nutzen die Software von SAP, um sowohl ihre ökologische als auch ihre wirtschaftliche Leistung zu verbessern. So hat Döhler als erster Kunde SAP Product Carbon Footprint Analytics implementiert, und der Schweizer Einzelhandelskonzern Coop nutzt die Komponente Unified Demand Forecast, um durch effiziente Steuerung des Nachschubs Abfall zu vermeiden. Auf diese Weise konnte das Unternehmen trotz der Krise seinen Marktanteil ausbauen.
Besonders stolz ist Jan auf die Erfolgsgeschichte von Queen of Raw. Das Start-up-Unternehmen aus New York betreibt einen Marktplatz für nicht verkaufte Stoffe und hat eine App auf Basis von SAP S/4HANA für nachhaltigere Abläufe in der Textilindustrie entwickelt. „Abfall ist für die Textilindustrie ein riesiges Problem“, erläutert Jan. „Dadurch ist die Branche die ideale Zielgruppe für Nachhaltigkeitsinitiativen.“
Jährlich landen Stoffe und Materialien im Wert von rund 120 Mrd. US-Dollar aus der gesamten Lieferkette auf dem Müll, was massive Umweltprobleme und finanzielle Verluste zur Folge hat. In manchen Unternehmen schmälert dies den Gewinn jedes Jahr um bis zu 15 Prozent. Queen of Raw bringt Anbieter von nicht verkauften Stoffen und Materialien mit potenziellen Käufern zusammen. Das Unternehmen entwickelte gemeinsam mit der SAP, die zu den wichtigsten Anbietern von Services für die Modebranche zählt, einen benutzerfreundlichen, automatisierten Prozess auf einem leistungsfähigen Backend-System.
Mithilfe von Technologien wie Blockchain und maschinellem Lernen identifiziert die App Produkte und überprüft die Integrität von Lieferanten. Die 175.000 weltweiten Nutzer der Plattform von Queen of Raw können die Stoffe dann im Online-Shop kaufen. Finden Verkäufer und Käufer zusammen, erstellt das System außerdem eine ökologische Kosten-Nutzen-Analyse.
„Queen of Raw geht es nicht nur um die gute Sache. Was das Unternehmen tut, ist auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll“, betont Jan. „Mit Tools wie diesen können wir den Return on Investment und den Nutzen der Kreislaufwirtschaft aufzeigen.“
Laut Jan genügt es nicht, unseren Kindern beizubringen, dass wir unsere Meere und Wälder schützen müssen. Wir müssen ihnen zeigen, dass wir etwas bewegen. „Es liegt in unserer Hand, welche positiven Veränderungen wir anstoßen. Deshalb bin ich stolz, dass ich meinen Kindern erzählen kann, für ein Unternehmen zu arbeiten, das sich um die Welt kümmert, in der sie später leben werden.“
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