>

Wenige Tage nach einer großen Modenschau in Paris, New York, London oder Mailand gibt es billigere Kopien der vorgestellten Modelle zu kaufen. Die Textilindustrie ist von dem Trend erfasst worden, immer schneller neue Modeartikel zu geringeren Kosten (und oft in minderer Qualität) zu produzieren. Man nennt das Fast Fashion. Aber kann das nachhaltig sein?

Die Umwelt zahlt den Preis für billige Kleidung

Leider belastet die Produktion der billigen Kleidung die Umwelt. In den letzten Jahren ist unser Verlangen nach immer neuer Mode gewachsen. Und leider gehört die Modeindustrie zu den größten Umweltverschmutzern der Welt.

Dazu hat der WWF diese Zahlen:

  • Die Textilindustrie bläst jährlich 1,7 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Luft.
  • 20 000 Liter Wasser sind nötig, um 1 kg Baumwolle zu erzeugen. Das entspricht einem T-Shirt oder einer Jeans.

Fast 40 Prozent aller Kleidungsstücke enthalten Baumwolle. Am zweithäufigsten werden Synthetikfasern wie Polyester oder Nylon verwendet. Sie finden sich in fast 72 Prozent aller Modeartikel. Auch diese Materialien haben negative Folgen für die Umwelt.

Die Kleidungsproduktion insgesamt – vom Baumwollanbau bis zum Färben und Waschen – verschlingt Unmengen von Wasser und Pestiziden. Hinzu kommt, dass diese Kleidungsstücke sich kaum recyceln lassen und auch nicht die Qualität haben, die die Modemarken und die Verbraucher verlangen.

Angesichts der Umweltprobleme, die Fast Fashion verursacht, hat sich eine Gegenbewegung hin zu „Slow Fashion“ gebildet: Fashion4Climate.

Ein neues Geschäftsmodell für Mode

 Immer mehr Verbraucher und Hersteller verlangen eine Abkehr von der bisherigen Lieferkette und die Besinnung auf nachhaltige Mode.

Einen Ansatz dafür liefert die Kreislaufwirtschaft. Diese zielt darauf ab, Wachstum neu zu definieren, und soll der gesamten Gesellschaft zugute kommen. Wirtschaftliche Aktivitäten sollen nach und nach vom Verbrauch endlicher Ressourcen entkoppelt werden und Abfall soll ganz vermieden werden. Grundlage des Modells ist ein geschlossenes System aus Wiederverwertung, Teilen, Reparatur, Aufarbeitung, Überholung und Recycling, mit dem der Ressourcenverbrauch minimiert wird und kaum noch Abfall anfällt. Umweltverschmutzung und Emissionen wird damit der Kampf angesagt.

Eine Studie der Ellen MacArthur Foundation unterscheidet hier zwischen vier Phasen:

  1. Verwendung hochwertiger Ausgangsstoffe für mehr Stabilität und weniger Umweltverschmutzung
  2. Design und Herstellung von Produkten mit langer Lebensdauer
  3. Recyclingdenken von Anfang an und Verbesserung der Recyclingtechnik
  4. Weniger Nutzung neuer Ressourcen und vermehrte Nutzung erneuerbarer Ressourcen

Einige Modemarken haben sich diese Strategie auf die Fahne geschrieben und überarbeiten ihre Nachhaltigkeitsstrategie. Zum Beispiel hat das schwedische Bioökonomieunternehmen Re:newcell eine neue Technik entwickelt, um Kleidung in einem geschlossenen Kreislauf immer wieder zu nutzen. Das Unternehmen übernimmt Kleidung, die für Second-Hand-Läden zu abgetragen ist, schreddert und entfärbt sie und verwandelt sie in einen Brei, aus dem alle Schadstoffe entfernt sind. Es entsteht Zellulose – das biologisch abbaubare organische Material, aus dem Pflanzen bestehen.

Alternative Materialien für nachhaltige Mode

 Ein anderer Ansatz ist, Mode aus alternativen Materialien zu kreieren, die sowohl nachhaltig als auch biologisch abbaubar sind. Hier einige Beispiele:

  • Biohanf wird schon seit Jahrhunderten für Textilien verwendet.
  • Bioleinen ist eine natürliche Faser aus der Flachspflanze.
  • Tencel ist ein Zellulosegewebe, das aus aufgelöstem Zellstoff hergestellt wird. Das Gewebe zeichnet sich durch feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften aus, wie sie in Sport- und Outdoorkleidung erwünscht sind.
  • Pinatex ist eine vegane Lederalternative, die aus den Fasern von Ananasblättern hergestellt wird.
  • Econyl ist eine aus Plastik, Textilabfällen und Fischernetzen aus dem Meer hergestellte Faser.

Transparenz in der Lieferkette

Als Verbraucherin möchte ich Unternehmen unterstützen, die der Welt etwas Gutes tun. Und ich bin bereit, für nachhaltige Produkte etwas mehr zu bezahlen.

Fast-Fashion-Unternehmen sehen sich einem immer größeren Druck seitens der Verbraucher ausgesetzt, Umweltschutz wirklich ernst zu nehmen. Einige von ihnen haben inzwischen angefangen, ihre Lieferketten transparenter zu machen. Verschiedene Unternehmen sind auch dazu übergegangen, Transparenz in der Produktion zu schaffen, vom Design bis zum Transport. Der schwedische Moderiese H&M Group beispielsweise hat seine Lieferantenliste online gestellt.

Da die meisten Verbraucher auch auf den Preis schauen, machen manche Unternehmen die Kosten für Material, Arbeit, Transport, Zölle und Kennzeichnung transparenter. Das US-Unternehmen Everlane zum Beispiel bietet den Verbrauchern Einblick in all diese Kosten.

Neue Technologien für die Modebranche

Damit Modeunternehmen Transparenz schaffen können, brauchen sie Rückverfolgbarkeit entlang der Lieferkette. Nur dann können sie ihre Produktionsprozesse verbessern und eine nachhaltige Lieferkette aufbauen.

Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) und Blockchain können Modeunternehmen dabei helfen, nachhaltige, durchgängige Einzelhandelsmodelle umzusetzen, denn sie machen jeden Schritt in der Wertschöpfungskette transparent und rückverfolgbar, von der Rohstoffbeschaffung über die Fertigung bis zum Versand und zur Wiederverwendung.

Wenn es ihnen gelingt, eine optimierte Lieferkette zu bieten, machen sie die Welt ein Stückchen besser. Weitere Informationen finden Sie auf der SAP-Webseite zu Nachhaltigkeit und gesellschaftlichem Engagement.

Laden Sie die IDC-Studie Leveraging Your Intelligent Digital Supply Chain herunter, um zu erfahren, wie eine durchgängige digitale Lieferkette – von Entwurf und Planung bis hin zu Fertigung, Logistik und operativem Betrieb – Unternehmen hilft, nachhaltiger zu werden.

Über Sin To

Sin To ist Senior Director of Marketing Communications bei SAP. Sie hat viel Erfahrung im Verfassen von Texten zu den Themen Wirtschaft, digitale Werbung und Ad-Server-Technologie.


Dieser Artikel wurde ursprünglich im Digitalist Magazine by SAP unter der Rubrik “Improving Lives” veröffentlicht.