Innovative Technologien wie Blockchain helfen Unternehmen dabei, ihren höheren Zweck zu verfolgen und Geschäfte auf vertrauenswürdige Weise abzuwickeln. Vertrauen und Technologie zueinander in Beziehung zu setzen, ist auf den ersten Blick nicht sehr überzeugend. Tatsache ist aber, dass führende Unternehmen unbeirrt den Weg des digitalen Wandels weitergehen – nicht zu ihrem eigenen Besten, sondern, um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen.

Der Reiz der Blockchain ist leicht zu verstehen. Die Distributed-Ledger-Technologie erfasst alle Transaktionen zwischen mehreren Beteiligten in einer einzigen, theoretisch unveränderbaren Kette. Da jeder in der Kette alle Daten, inklusive sämtlicher Transaktionen, sofort sehen kann, sinkt das Betrugsrisiko. Hinzu kommt, dass Unternehmen einfacher die Einhaltung von Vorschriften nachweisen und so teure Prüfungen vermeiden können.

Im Folgenden werden die jüngsten Prognosen zur Blockchain-Technologie vorgestellt. Besonders im Blickpunkt steht ein Projekt aus der Bauwirtschaft, das sich in einer frühen Proof-of-Concept-Phase befindet.

Mit digitalem Wandel zu mehr Vertrauen

Laut Gartner geben fast 70 Prozent der Vorstände an, dass ihre Digitalisierungsinitiativen angesichts der Auswirkungen dreier Krisen – der Pandemie sowie der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krise – schneller vorangetrieben werden. Bei der Lektüre des jüngsten Hype Cycle for Emerging Technologies von Gartner fiel mir vor allem der zweite Trend ins Auge, den Gartner „Algorithmic Trust“ nennt, was so viel heißt wie „Vertrauen in Algorithmen“. Angesichts einer Flut an Verbraucherdaten, Falschmeldungen und -videos sowie vorurteilsbehafteter künstlicher Intelligenz (KI) setzen Unternehmen laut Gartner heute ihr Vertrauen weniger in Zentralstellen und mehr in Algorithmen. Dies deckt sich zweifellos mit dem, was die Blockchain-Technologie verspricht.

Die Analysten von Gartner erklären, dass Vertrauensmodelle auf Basis von Algorithmen den Schutz und die Sicherheit von Daten, die Herkunft von Vermögenswerten und die Identitäten von Personen und Dingen sicherstellen. Beispielsweise lasse sich mit einer Blockchain die Herkunft von Vermögenswerten authentifizieren, um sicherzustellen, dass es sich nicht um Fälschungen handele.

Doch die Analysten bringen auch einen wichtigen Einwand vor, nämlich, dass sich zwar mit einer Blockchain Güter authentifizieren lassen, diese aber nur auf die Informationen zurückgreifen könne, mit denen sie versorgt werde.

Alle Wirtschaftszweige brauchen Vertrauen

IDC hat eine lange Liste von Wirtschaftszweigen veröffentlicht, in denen die Blockchain für mehr Vertrauen sorgen könnte. Dazu zählen die öffentliche Verwaltung, das Gesundheitswesen, Logistik und Transport und natürlich die Finanzwirtschaft, aus der die Technologie ja stammt. Die Analysten prognostizieren, dass das US-Gesundheitsministerium bis 2022 Standards für die auf der Blockchain basierende digitale Identität im Gesundheitswesen einführen wird. Damit werden ein universeller Austausch medizinischer Daten, umfassende Kunden-/Patientendaten, Gesundheitszustandsbewertungen, sogenannte „Health Scores“, und KI möglich. Auch sehen sie endlich die Möglichkeit einer elektronischen Stimmabgabe bei Wahlen auf Basis der Blockchain. Bis 2023 werden acht Prozent aller Länder weltweit entsprechende Systeme testen.

Im selben Zeitraum dürfte laut IDC für 65 Prozent der transkontinentalen Transporte per Gesetz der Einsatz einer Blockchain vorgeschrieben werden, die Informationen zur Gesundheit der Besatzung und zur Bunkerölbeschaffung sowie Daten zur Herkunft der Güter umfasst. Bis nächstes Jahr wird für 15 Prozent aller Supply-Chain-Transaktionen die Blockchain-Technologie eingesetzt werden, um die Einhaltung ethischer Standards und Nachhaltigkeitsanforderungen nachzuweisen und so mehr Vertrauen zu schaffen. Und bis 2025 dürften laut IDC 10 Prozent aller Finanzinstitute die Blockchain-Technologie für die Legitimationsprüfung einsetzen, um transparente, prüfbare Datensätze aufzubauen.

Blockchain für die moderne Bauwirtschaft

Die Bauwirtschaft hat seit Jahrzehnten damit zu kämpfen, dass sie ihre Produktivität kaum steigern kann, weil ihre Lieferketten zu isoliert und komplex sind. Damit eignet sie sich hervorragend, um mit der Blockchain-Technologie zu experimentieren. Benjamin Stoeckhert, Business Development Manager für Blockchain bei der SAP, stellte auf der jüngsten SAP TechEd ein Beispiel vor. Er demonstrierte, wie mit Blockchain ein großes westeuropäisches Schienenbauprojekt verwaltet werden könnte, wobei die Bauplaner mit Stahllieferanten und zahlreichen weiteren Unterauftragnehmern zusammengebracht würden. Der Proof of Concept wurde auf SAP Cloud Platform Workflow Management mit der Blockchain-Technologie durchgeführt.

„Eine vollständige Digitalisierung der unternehmensübergreifenden Prozesse bedeutet, manuelle, fehleranfällige Genehmigungen und Zahlungsfreigaben durch Echtzeittransparenz zu ersetzen. Damit wird es leichter, das Bauprojekt pünktlich und ohne Budgetüberschreitung fertigzustellen“, erklärte Stoeckhert. „Mit digitalem Vertrauen durch eine optimierte Workflow-Automatisierung können Unternehmen Projektrisiken mindern sowie effizienter und nachhaltiger arbeiten. Wenn zum Beispiel dauerhafte Aufzeichnungen der in einem beliebigen Gebäude verwendeten Materialien geführt würden, könnten Unternehmen diese möglicherweise wiederverwenden, anstatt sie zu vernichten, wodurch sie ihren CO2-Ausstoß verringern würden.“

Er fügte hinzu, dass die Blockchain auch dem Zahlungsverzug entgegenwirken könnte, unter dem die kleinen und mittleren Unternehmen leiden, die die Bauwirtschaft größtenteils ausmachen.

Blockchain erreicht die Produktivphase

Martha Bennett, Vice President und Principal Analyst bei Forrester Research, geht davon aus, dass 30 Prozent aller Blockchain-Projekte die Produktivphase erreichen. Das führt sie unmittelbar darauf zurück, dass die Technologie durch die Beschleunigung in der Pandemie ausgereifter geworden ist. Bennett hat beobachtet, dass China am schnellsten gehandelt und die Blockchain zu einem integralen Bestandteil der nationalen Infrastrukturinitiative gemacht hat. Sie nennt das chinesische Blockchain Service Network und die European Blockchain Services Infrastructure als zwei unterschiedliche, aber gleichermaßen ehrgeizige regionale Initiativen.

Digitales Vertrauen als wichtigstes Argument für die Blockchain

Es gibt viele Unbekannte für die Zeit, in der sich die Wirtschaft von der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie erholen und wieder dem künftigen Wachstum widmen kann. Was wir wissen, ist, dass Corporate Purpose – der über die reine Gewinnorientierung hinausgehende höhere Zweck, den ein Unternehmen verfolgt – and Vertrauen keine schwer greifbaren Schönwetterideale sind. IDC stellte jüngst fest, dass sich heute diejenigen Unternehmen der größten Beliebtheit erfreuen, die nicht nur Sicherheit bieten, sondern auch etwas zurückgeben. Vertrauen entsteht nicht mehr nur durch Sicherheit, sondern auch durch Verantwortung.“

Was die Rolle der Blockchain bei der Rückgewinnung von Vertrauen betrifft, wird die Zeit zeigen, welche Innovationen langfristig am meisten bewirken werden. Die Optimistin in mir möchte gern glauben, dass das kollektive Verlangen nach Vertrauenswürdigkeit wachsen und eine bessere Zukunft schneller Wirklichkeit werden wird, als wir zu hoffen wagen.


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Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Forbes.com unter der Rubrik SAP BrandVoice veröffentlicht.