Seit 2001 setzt die Stahlfirma SPS Companies auf das ERP-System der SAP. Über die Jahre entstand eine unübersichtliche, komplizierte und selbst gecustomizte IT-Landschaft. Lesen Sie in diesem Beitrag mehr über das Leuchtturmprojekt, die anspruchsvolle Migration mittels selektiver Datenübernahme und wie das cloudbasierte ERP nachhaltig Komplexität reduziert.
SAP wird zentrale IT-Plattform für das Business
Das erste SAP-System von SPS Companies wurde im Jahr 2001 implementiert, und zwar SAP R/3 4.6c. Im Laufe der nächsten 17 Jahre baute SPS sein ERP-System sowohl organisch als auch durch die Eingliederung zugekaufter Unternehmen in seine SAP-Landschaft weiter aus. Die zentrale on-Premise-Plattform war so über die Jahre heterogen gewachsen und bestand aus entsprechend vielen eigenentwickelten Erweiterungen.
Dadurch war die IT-Landschaft unübersichtlich, komplex in der Handhabe und nicht mehr zeitgemäß. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, galt es, auf eine zentrale, zukunftsträchtige und performante Systemplattform mit moderner Benutzeroberfläche, neuen Funktionen und flexibler Prozessunterstützung umzusteigen. Ziel von SPS war es, einheitliche Strukturen zu schaffen, um ein unternehmensweites, identisches Reporting zu ermöglichen. Dazu gehören ein globaler Kontenplan und ein globaler Kostenrechnungskreis. Dafür entwickelte die IT-Abteilung eine individuelle Roadmap für den Umstieg nach SAP S/4HANA.
Nach der Analyse verschiedener Optionen, entschied sich SPS für den selektiven Ansatz von cbs. Bei dieser Herangehensweise wird eine Unternehmensplattform auf Basis von S/4HANA von Grund auf neu aufgebaut, die Datenmigration erfolgt selektiv. Eine selektive Datenübernahme geht über eine Standard-Neuimplementierung oder eine Systemumstellung (Conversion) hinaus. Denn der Kunde kann hierbei frei wählen, welche Altdaten er mitnehmen möchte in die neue Welt. Dies hat den Vorteil, dass Daten bereinigt und neu strukturiert werden können – wobei die Möglichkeit besteht, bewährte Prozesse und Best Practices beizubehalten. Nicht mehr benötigte Daten und Prozesse werden zurückgelassen.
Über SPS Companies
Gegründet 1935 als Kansas Wool and Hide stieg das amerikanische Unternehmen kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs schnell in das Altmetallgeschäft ein. Im Jahr 1959 wurde der Name offiziell in den heutigen geändert: SPS Steel and Pipe Supply Companies. Seit diesen frühen Jahren hat sich das Unternehmen von einem Standort in Manhattan, Kansas, zu einem der größten Stahlservicezentren in Privatbesitz in den Vereinigten Staaten entwickelt. SPS Companies hat sich von einem einzigen Servicecenter zu einer Reihe von Unternehmen entwickelt, die im gesamten Mittleren Westen, Süden und Mexiko eine breite Palette von Stahlprodukten, wertsteigernder Verarbeitung und stahlbezogenen Dienstleistungen anbieten.
Wichtige Daten selektiv aus dem Quellsystem herausgeschnitten
Zunächst wurden Objekte und Daten identifiziert, die SPS migrieren wollte. Als Nächstes wurden die betroffenen Daten selektiv aus dem ECC-Quellsystem herausgeschnitten und in neue Strukturen im Cloud-Zielsystem abgebildet. Schließlich galt es, diese zusammenzuführen, nachdem bestimmte widersprüchliche Konfigurationen aufgelöst und neue SAP S/4HANA-Funktionalitäten implementiert waren.
„Brownfield war einfach nicht möglich, und Greenfield hätte eine lange Projektlaufzeit mit mehreren Rollout-Phasen erfordert. Selective Data Transition bot zusätzliche Flexibilität, um die Laufzeit auf ein Jahr zu reduzieren.“
Justin Moldrup IT Director, SPS Companies
Selective Data Transition bot SPS Companies das Beste aus beiden Welten. Auf der einen Seite konnte die Stahlfirma eine völlig neue Systemlandschaft einrichten (eine Voraussetzung für SAP S/4HANA Cloud) und dabei neue Gesellschaften implementieren. Auf der anderen Seite war es möglich, viele benutzerdefinierte Prozesse in einer hochgradig angepassten Lösung beizubehalten, einschließlich wertvoller historischer Daten. Inzwischen läuft SPS Companies vollständig auf der SAP S/4HANA Cloud – und das, ohne größere Unterbrechungen des operativen Geschäfts. „Selective Data Transition löste eines der größeren Probleme, mit denen wir konfrontiert waren“, erklärt Justin Moldrup, IT-Direktor bei SPS Companies.
„Brownfield war einfach nicht möglich, und Greenfield hätte eine lange Projektlaufzeit mit mehreren Rollout-Phasen erfordert. Selective Data Transition bot zusätzliche Flexibilität und eine deutliche Reduzierung der Auswirkungen von Änderungen auf die Benutzer, so dass wir diese Zeitspanne für das Projekt auf ein Jahr reduzieren konnten“, erklärt IT-Leiter Moldrup. Neben dem einstufigen Umzug von SAP ECC On-Premise in die SAP S/4HANA Cloud bestand das Projekt aus zwei weiteren zentralen Transformationselementen. Das erste war eine signifikante Reduzierung des Datenumfangs durch die selektive Migration von fünf Jahren relevanter historischer Daten. Diese Reduktion beinhaltete, dass Organisationseinheiten umstrukturiert und umbenannt werden mussten. Das zweite Element war eine gründliche Reorganisation im Finance-Bereich, um die Funktionalitäten des neuen SAP S/4HANA Universal Ledger zu nutzen. Dies bedeutete die rückwirkende Konvertierung historischer Daten in neue SAP S/4HANA-Komponenten wie die Margenanalyse (kostenbasiert zu kontenbasiert CO-PA), die neue FI-Anlagenbuchhaltung (klassisches FI-AA zu neuem FI-AA) und die New G/L-Belegaufteilung (klassisches G/L zu New G/L).
Selektiver Ansatz bietet deutlich mehr Flexibilität
Ein weiteres cbs-Projekt mit Leuchtturmcharakter: Nachdem cbs Corporate Business Solutions 2019 mit Viessmann Pionierarbeit im Bereich Selective Data Transition geleistet hat, setzt der SAP Gold Partner nun mit dem Flaggschiff-Projekt „SPS/4WARD“ erneut Maßstäbe. „Was hier bei SPS erreicht wurde, hat es noch nie gegeben“, sagt Johannes Semel, Senior Practice Director SLT bei cbs. „Dieses Projekt beweist, dass Selective Data Transition SAP-Anwendern, die in die SAP S/4HANA Cloud migrieren wollen, mehr Flexibilität bietet.“
„Mit dem Transfer in die Cloud haben wir die Basis für einen effizienten und kostengünstigen Betrieb der SAP S/4HANA-Plattform gelegt“, bilanziert Justin Moldrup, IT Director bei SPS. Die weitreichenden Vorteile für SPS liegen auf der Hand: Eine moderne, einheitliche Finanzstruktur, optimierte Transparenz, harmonisierte Systeme, Wartungssicherheit, Zukunftsfähigkeit sowie einheitliche und beschleunigte Prozesse.
“Eine komplexe ERP-Landschaft, 15 Buchungskreise, viele Zukäufe, zahlreiche historische Daten – alle diese Puzzlestücke für sich genommen sind umfangreich, herausfordernd und ohne Selective Data Transition nicht gleichzeitig zu bewältigen.”
Johannes Semel, Senior Practice Director SLT, cbs America
Blueprint für künftige Migrationen in die Cloud
SPS/4WARD wird den Weg für Hunderte von SAP-Kunden ebnen, die neueste Technologien auf Unternehmensebene nutzen wollen, indem sie ihre gesamte SAP-Infrastruktur in der Cloud hosten. „Dieses Projekt ist wegweisend und bahnbrechend. Es zeigt, dass S/4-Transformationen nicht Jahre dauern müssen und dass sie einen echten Mehrwert für das Unternehmen bringen können. SPS/4WARD wird als Blaupause für zukünftige S/4-Migrationen in die Cloud dienen“, unterstreicht Lorenz Praefcke, CEO von cbs America.
Selective Data Transition (SDT)
Zeit ist beim SAP S/4HANA-Umstieg häufig der kritische Faktor. Die entscheidende Frage ist: Wie lässt sich das Projekt beschleunigen? Neben einer aufwendigen Neuimplementierung (Greenfield) oder einer Conversion des bestehenden Systems (Brownfield) gibt es nun einen alternativen Weg, der bereits im Markt etabliert ist. Es gilt, auf der Prozessebene nach Wertschöpfung zu suchen, aber nicht umfassend wie in einem Greenfield-Ansatz, sondern selektiv. Der individuelle Ansatz der „SAP S/4HANA SELECTIVE Transition“ verbindet selektives Prozess Re-Design und selektive Daten-Transformation. Dadurch verkürzt sich die Projektdauer um bis zu 50 Prozent. Unternehmen können Innovationen schneller nutzen. Dieser selektive Ansatz ist auch der von der SAP empfohlene Migrationsweg für die Kunden mit besonders großen SAP-Installationen. Der Selective Approach ist Teil des S/4HANA Move Programms und ermöglicht eine neue Kundenorientierung.