Working Capital Management zielt auf die Sicherung und Optimierung der Liquidität eines Unternehmens ab. Es hilft Unternehmen, ihr Umlaufvermögen effektiv zu nutzen und einen ausreichenden Cashflow aufrechtzuerhalten, um so kurzfristige Ziele und Verpflichtungen zu erfüllen. Durch ein effektives Management des Betriebskapitals (Working Capital) können Unternehmen Barmittel freisetzen, die sonst in ihren Bilanzen gebunden wären. Infolgedessen können sie den Bedarf an externen Krediten verringern, ihr Geschäft ausweiten, Fusionen oder Übernahmen finanzieren oder in Forschung und Entwicklung investieren.
Betriebskapital ist für die Gesundheit eines jeden Unternehmens unerlässlich, aber sein effektives Management ist mitunter ein Balanceakt. Unternehmen müssen über genügend Mittel verfügen, um sowohl geplante als auch unerwartete Kosten zu decken, und gleichzeitig die verfügbaren Mittel optimal nutzen. Dies wird durch ein effektives Management von Verbindlichkeiten, Forderungen, Vorratsbeständen und Barmitteln erreicht.
Working Capital Management ist der Prozess der Verbesserung der Geldumschlagsdauer (Cash Conversion Cycle CCC) über die Optimierung von Verbindlichkeiten, Forderungen und Vorräten. Die Geldumschlagsdauer wird typischerweise in Tagen angegeben und definiert die Zeit, wie schnell ein Unternehmen seine Investition in den Lagerbestand wieder in Barmittel umwandeln kann. Dabei wird die Geldumschlagsdauer wie folgt berechnet:
CCC = DSO + DIO – DPO.
- DSO (Days Sales Outstanding) ist die Anzahl der Tage, die vom Zeitpunkt der Rechnungsstellung bis zum Zahlungseingang vergehen.
- DIO (Days Inventory Outstanding) oder Lagerreichweite, gemessen in Tagen, gibt an, wie lange ein Unternehmen Kapital in seinem Lagerbestand bindet.
- DPO (Days Payables Outstanding) gibt an, wann eine Gesellschaft durchschnittlich die eigenen Verbindlichkeiten begleicht. Das Ergebnis wird in Tagen dargestellt.
Die Liquidität eines Unternehmens kann in jedem dieser Bereiche gebunden sein. Die Mittel des Unternehmens sind nicht für andere Zwecke nutzbar, so lange sie in der Lieferkette gebunden sind. Dies gilt es zu vermeiden. Eine Verringerung der DSO, eine Verringerung der DIO und eine Erhöhung der DPO senken die Geldumschlagsdauer eines Unternehmens. Mit anderen Worten, der Cashflow wird beschleunigt.
Für jeden Bereich der Geldumschlagsdauer gibt es Lösungen, die dazu beitragen, die Liquiditätssituation eines Unternehmens zu verbessern.
- Lösungen für Verbindlichkeiten: Diese werden vom Käufer angestoßen, d.h. der Käufer ermöglicht es dem Lieferanten, Barmittel früher zu erhalten. In solchen Fällen basieren die Finanzierungskosten auf der Kreditwürdigkeit des Käufers. Da es sich bei den Käufern in der Regel um große Unternehmen mit Zugang zu attraktiven Finanzierungskonditionen handelt, ergeben sich für die Lieferanten günstigere Finanzierungsoptionen im Vergleich zu Angeboten, die auf ihrer eigenen Kreditwürdigkeit beruhen. Lösungen für Verbindlichkeiten gibt es in zwei Hauptformen:
- Supply-Chain-Finanzierung: Der Lieferant wird vorzeitig (vor der eigentlichen Fälligkeit der Rechnung) bezahlt unter Zuhilfenahme einer Finanzierung durch einen Dritten. Der Käufer zahlt dann zum Zeitpunkt der ursprünglichen Fälligkeit der Rechnung den Betrag an den Geldgeber zurück.
- Dynamisches Diskontieren: Der Käufer zahlt seine Rechnung vorzeitig und erhält vom Lieferanten im Gegenzug einen Rabatt auf die Rechnung.
- Forderungslösungen: Diese werden von den Lieferanten angestoßen, indem sie ihre Forderungen gegenüber einigen oder allen Kunden und dadurch ihren Barmittelzufluß beschleunigen.
- Lagerbestandslösungen: Das sind kurzfristige Kredite, die dabei helfen, die Finanzierung des Lagerbestandes zu optimieren.
Im Vergleich zu anderen Methoden der Liquiditätsbeschaffung ist das Working Capital Management für Unternehmen besonders vorteilhaft, da es direkt mit den Forderungen / Verbindlichkeiten zwischen Käufern und Lieferanten verbunden ist. Dadurch kann die Käufer-Lieferanten Beziehung gestärkt und finanzielle Vorteile für beide Partner generiert werden.