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Marktplätze sind zentrale Orte für den Handel. In den letzten Jahren durchdringt die Digitalisierung fast alle Bereiche des Lebens – dadurch wächst auch die Anzahl digitaler Marktplätze für den Online-Handel rasant.

Laut dem Statistik-Portal Statista wird der E-Commerce bis 2024 einen Umsatz von mehr als 6 Milliarden US-Dollar erwirtschaften. Letztes Jahr lag der Umsatz bei 4,2 Milliarden US-Dollar. Ein wesentlicher Faktor für das außergewöhnliche Wachstum sind vor allem digitale Marktplätze.

Die Covid-Pandemie gab dem Online-Shopping einen enormen Schub, doch schon zuvor waren laut einem Bericht von McKinsey & Company digitale Märkte für die Hälfte des weltweiten Online-Umsatzes verantwortlich.

Was sind digitale Marktplätze?

Digitale Marktplätze sind Online-Plattformen sowohl für Verkäufer als auch für Käufer. Sie vernetzen Käufer, die ein Produkt oder eine Dienstleistung suchen, mit den passenden Anbietern.

Beispiele für digitale Marktplätze

Für die nächsten zehn Jahre ist ein anhaltendes und massives Wachstum des Online-Handels prognostiziert. Digitale Marktplätze sind vielfältig, deshalb ist ein Blick auf die unterschiedlichen Arten und Dienste sinnvoll:

  1. Business-to-Consumer (B2C) Marktplätze – Kategorie der Online-Marktplätze mit vielen Nutzern auf Kunden- und Unternehmensseite. Vertreten sind globale Giganten wie Amazon, aber auch regionale Marktführer wie TMALL und com in China oder Mercado Livre in Lateinamerika. Bedeutend sind in dieser Kategorie auch B2C-Nischen-Marktplätze, die sich auf Elektronik, Kleidung oder Heimwerkerbedarf konzentrieren.
  2. Business-to-Business (B2B) Marktplätze – Ein großes finanzielles Wachstumspotenzial bergen B2B-Marktplätze. Herausragende Beispiele sind hier Alibaba oder Amazon Business.
  3. Peer-to-Peer (P2P) oder Kunden-zu-Kunden (C2C) Marktplätze – Bekannte Beispiele sind hier eBay, Airbnb, TaoBao, Mercari oder Etsy. Auf diesen viel genutzten digitalen Marktplätzen agieren Kunden sowohl als Verkäufer als auch als Käufer.
  4. Consumer-to-Manufacturer (C2M) oder Consumer-to-Business (C2B) Marktplätze – Ein Beispiel für diese Art von Marktplatz ist PinDuoDuo in China. In wenigen Jahren hat dieses Einkaufsmodell (Einkaufen in Gruppen für niedrige Endpreise) einen Anteil von vier Prozent am globalen E-Commerce-Geschäft erreicht.

Vorteile von digitalen Marktplätzen nutzen

Durch digitale Marktplätze ist es für Unternehmen einfacher ihre Produkte zu verkaufen und zu wachsen. Wichtig sind dabei straffe und nahtlose Verkaufs- und Serviceprozesse. Weitere Vorteile für Kunden und Unternehmen sind:

Einfachheit. Beispielswiese machen es Amazon sowie andere Marktplätze Nutzern leicht, Produkte über den Amazon-Marktplatz zu verkaufen. Amazon bietet Schritt-für-Schritt-Anleitungen, einfache Möglichkeiten für Produkt-Uploads, Werbeaktionen und Tipps zur Preisgestaltung.

Zugang zu einem festen Kundenstamm. Verkäufer wünschen sich Marktplätze, die einem treuen Kundenstamm Einkaufserlebnisse aus einer Hand bieten. Verkäufer und Hersteller nutzen gerne digitale Marktplätze als Startpunkt für den Ausbau des eigenen Geschäfts, bevor sie andere Kanäle nutzen.

Abwicklung, Zahlung und Logistik. Verkäufer sparen Zeit und Geld, wenn sie die Angebote digitaler Marktplätze für die Organisation von Lagerhaltung, Versand und Bezahlung nutzen.

Special Events. Digitale Marktplatz-Betreiber sind Meister darin, permanente Kaufanreize zu schaffen. Zum Beispiel mit dem Singles Day als Alternative zum Valentinstag in China. Der Umsatz machte bereits mehr als 74 Milliarden Dollar aus, Tendenz steigend. Der Prime Day von Amazon, der im Vorjahresvergleich um 60 Prozent gewachsen ist, setzte weltweit mehr als sechs Milliarden Dollar um.

Innovation. Marktplatz-Betreiber fördern Innovationen. Der Erfolg von Smart Speakern wie Google Nest oder Alexa machte, durch die sprachgesteuerte Online-Suche, die Nutzung von digitalen Marktplätzen noch bequemer.

Exklusive Angebote. Marktplätze locken Kunden mit Leistungen wie kostenlosem Versand sowie Streaming und bieten oft eine Mitgliedschaft mit weiteren exklusiven Vorteilen an.

Marketing, Analysetools und Personalisierung. Die großen digitalen Marktplätze nutzen komplexe KI-basierte Technologien, um Beziehungen zu Kunden zu personalisieren. Zudem bieten sie Verkäufern ausgefeilte Analysen-Instrumente zur Optimierung von Preisen, Werbeaktionen und Angeboten. Mittlerweile nutzen Unternehmen Daten von Marktplätzen zur Steuerung der Produktion und zur Optimierung von Betriebsabläufen mit großem Erfolg.

Post-Sales-Kundenservice. Digitale Marktplätze haben die gesamte Customer Experience im Blick, auch nach Kaufabschluss. Dieser Kundenservice-Support macht Kunden zu loyalen Fans.

Globale Reichweite. In einer globalisierten Wirtschaftswelt können Unternehmen mit Hilfe international agierender Marktplätze enorme Reichweiten erzielen.

All diese Vorteile gelten nicht für alle Marktplätze. B2B-Marktplätze stellen beispielsweise ganz spezielle Anforderungen an Zahlungsabwicklung, Finanzierung oder Logistik.

Strategien für den digitalen Marktplatz entwickeln

Diskutieren Sie im Unternehmen intensiv Kosten und Nutzen, Kundenerwartungen und den Wettbewerb, um Ihre Marktplatzstrategie zu optimieren. Beobachten Sie auch die Strategie von Premium-Unternehmen, bewusst nicht auf digitalen Marktplätzen mitzumischen. Nike zum Beispiel hat den Verkauf auf Amazon Ende 2019 eingestellt, um die Integrität der Marke zu schützen. Heute verkauft Nike erfolgreich nur noch über eigene Direktkanäle.

Digitale Marktplatz-Anbieter betreiben nicht nur ein Geschäft, die Marktplätze selbst sind das Geschäft. Dies sollte ein Leitgedanke für jedes Unternehmen sein, das erwägt einen eigenen digitalen Marktplatzes zu gründen.

Eigenen digitalen Marktplatz gründen

Es kann von Vorteil sein, einen eigenen digitalen Marktplatz aufzubauen. Gründe dafür:

  1. Sie haben als Einzelhändler bereits eine Filiale, in der Sie Produkte von Drittanbietern verkaufen und möchten auf eine digitale Plattform expandieren.
  2. Als Handelsunternehmen möchten Sie Ihr Sortiment mit Produkten von Drittanbietern erweitern und im Gegenzug eigene Marken und Produktlinien fördern.
  3. Als B2B-Unternehmen mit großem Händlernetz möchten Sie für eine bessere Kontrolle über Ihre Produkte und Services einen eigenen Marktplatz aufbauen.

Viele Anbieter von SaaS-Cloud-Plattformen bieten entweder integrierte Funktionen für die Verwaltung von Marktplätzen oder enge Partnerschaften mit SaaS-Plattformanbietern. 

Was birgt die Zukunft des E-Commerce?

Digitale Marktplätze werden sich immer stärker fragmentieren und es  wird zu Konsolidierungen kleiner, lokaler Nischen-Marktplätze kommen. Reibungslose Kundenerlebnisse werden für die Attraktivität von Marktplätzen noch entscheidender.

Verstärken wird sich aber auch die Tendenz großer Marken, ihr bestes Sortiment nur in den eigenen Shops anzubieten. Social Media wird zunehmend als Vertriebskanal genutzt. Instagram und Pinterest sind bereits beliebte Orte für Online-Shopping.