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Eine universelle KI-Plattform für alle Bundesbehörden: Das will das Informationstechnikzentrum Bund (ITZBund) schaffen und setzt dabei auf ein skalierbares Baukastensystem auf Basis von SAP HANA und SAP Data Intelligence. Inzwischen ist eine SAP-KI-Plattform bei der ersten Behörde live.

Künstliche Intelligenz für die Bundesverwaltung

Ein neues Themenfeld ist künstliche Intelligenz (KI) – laut Koalitionsvertrag der Bundesregierung eine der Schlüsseltechnologien der nächsten Jahre. Das ITZBund hat gemeinsam mit SAP eine Plattform geschaffen, auf der erste KI-Projekte umgesetzt werden können. Auf der Grundlage der Lösungen SAP HANA und SAP Data Intelligence wurde eine integrierte Entwicklungs- und Produktionsplattform für KI-Modelle gebildet, die Datenbereitstellung, Modellentwicklung und Modellanwendung in einer Lösung zusammenführt. „Damit haben wir KI für die öffentliche Bundesverwaltung erstmalig und systematisch erschlossen“, sagt Holger Lehmann, Leiter des Leitungsstabs beim ITZBund.

KI-gestützte Methoden können beispielsweise wirtschaftliche Entwicklungen voraussagen, große Datenmengen analysieren und damit auffällige Strukturen erkennen. Mit KI lassen sich auch Zusammenhänge in Texten und/oder Bildern herstellen. Anwendungsfälle gibt es genug: Künstliche Intelligenz kann Betrugsversuche aufdecken, im Verkehrssektor zur Stausteuerung eingesetzt werden, mittels Bildanalysen Sturmschäden in Wäldern erkennen oder vor Krisen warnen, um nur einige zu nennen.

SAP konnte Bundesbehörden überzeugen

„Wir als ITZBund entwickeln keine eigenen Basistechnologien“, erklärt Lehmann. „Wir kaufen und betreiben marktfähige Lösungen und adaptieren diese an die Bedürfnisse unserer Kunden, der Bundesbehörden. Mit SAP arbeiten wir seit Jahren gut zusammen und stehen im intensiven Austausch.“

Eines der ersten Projekte hatte hohe politische Aufmerksamkeit, das Produkt von SAP konnte sich durchsetzen und wurde als geeignete Lösung identifiziert. Besonders relevant bei der Auswahl von Technologien sind dabei Aspekte des Datenschutzes und der IT-Sicherheit.

„Wir agieren im ITZBund mit hochsensiblen Daten und mit Steuergeldern, da können wir uns keine Fehlschläge leisten“, sagt Lehmann. „Die Technologie muss ausgereift sein und unsere extrem strengen Datenschutzvorgaben erfüllen. Die Bürgerinnen und Bürger müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Daten dauerhaft geschützt sind.“

KI: Platform as a Service

Gemeinsam entwickeln das ITZBund und SAP eine KI-Referenzarchitektur, die später für verschiedene Bundesbehörden für unterschiedliche Vorhaben genutzt werden kann. Die Erfahrungen aus den ersten Projekten sollen hierbei aufgegriffen und beim Aufbau eines Platform as a Service (PaaS) berücksichtigt werden. Die KI-Plattform wird dabei im Rechenzentrum des ITZBundes betrieben, die Bundesbehörden greifen direkt darauf zu. Um Wartung und Pflege kümmert sich das ITZBund. Es bietet damit zukünftig PaaS für alle Bundesbehörden an, die Interesse an KI haben.

KI-Plattform als Baukastensystem

„Wichtig ist für uns, dass wir eine Plattform schaffen, in die wir einmal investieren müssen und die wir anschließend mehrfach für alle unsere Kunden nutzen können“, sagt Wiebke Bedenknecht, Referatsleiterin Softwareentwicklung. „Wir wollen quasi ein Baukastensystem schaffen, mit dem wir technologisch sehr schnell verschiedene Anforderungen umsetzen können.“ Die Plattform ist ideal für agile Entwicklungen und skalierbar, um auch einer größeren Anzahl von Einsätzen gerecht zu werden.

Projektlaufzeit: Neun Monate

Rund ein Dreivierteljahr nach Projektstart war die KI-Plattform betriebsbereit. Der erste Kunde ist bereits live: Das Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) nutzt im Rahmen seines Projekts „Answer“ die Methoden der KI, um Steuerdaten zu analysieren, zu verknüpfen und auszuwerten. Mithilfe von Clustering und NLP spürt das intelligente System Anomalien und Zusammenhänge in den Steuerdaten auf, die bei einer herkömmlichen Einzelfallbetrachtung nicht zu erkennen wären. Und auch ein weiterer Kunde steht schon in den Startlöchern: Als Nächstes soll das Bundesfinanzministerium an die KI-Plattform angegliedert werden und KI für seine Einsatzzwecke nutzen können.

Gemeinsam für die Digitalisierung des Bundes

Auch in Zukunft setzt das ITZBund auf Partnerschaften mit der Wirtschaft: Die Konsolidierung der Bundesverwaltung ist noch nicht abgeschlossen. „Wir müssen als öffentliche Verwaltung die Kontrolle und die Datenhoheit haben – aber nicht alles selber tun“, sagt Lehmann. „Wenn wir digital souverän sein wollen, brauchen wir leistungsfähige Partner, die mit uns gemeinsam die Interessen der Bundesrepublik vertreten.“

 

Zu den Autoren: Mona Schöffler ist Value Advisor, Customer Advisory Public & Energy bei SAP Germany; Thomas Kunert ist Senior Director, Industry Advisory Public Service bei SAP MEE