Die meisten Menschen wissen vielleicht nicht genau, was es mit AdBlue auf sich hat. Dieselfahrzeuge brauchen die Flüssigkeit, um Stickoxide aus dem Abgas zu entfernen. Bald könnte der Stoff jedoch Schlagzeilen machen. Denn ein Mangel an AdBlue könnte Lieferketten zum Stillstand bringen und einen unerwünschten Schmetterlingseffekt auslösen, so dass schon kleinste Veränderungen dazu führen können, dass eine Vorhersagbarkeit über die weitere Entwicklung eines Systems nicht möglich ist.
Seit September 2015 dürfen alle in Europa verkauften Neufahrzeuge nicht mehr ohne AdBlue fahren. Und laut der American European Community Association (AECA) hat der Absatz von gewerblichen Dieselkraftfahrzeugen in der Europäischen Union zugenommen und macht inzwischen 95,8 Prozent des Marktes aus (96,5 Prozent im Jahr 2020).
Leider zwingen die astronomischen Energiepreise immer mehr Hersteller dazu, die Produktion von AdBlue einzustellen, sodass sich das Angebot verknappt hat. Wie Reuters meldet, hat beispielsweise die deutsche SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH vor Kurzem die Produktion gestoppt, um weitere Verluste zu vermeiden, und verkauft aktuell ihre AdBlue-Restbestände. „Wir lassen die Bestände auslaufen. Wir leeren unsere Vorräte, weil wir nicht mehr produzieren“, sagte ein Sprecher von SKW Piesteritz.
Die Folgen sind gravierend und könnten den Logistiksektor sehr schwer treffen – neben vielen anderen Branchen in der Lieferkette. Ohne AdBlue stehen die meisten Lkws still. Produkte können somit nicht an Läden ausgeliefert werden, und Supermarktregale bleiben leer. Und wenn Lastwagen nicht mehr fahren, bricht alles zusammen, und die gesamte Wirtschaft ist komplett ausgebremst. Wenn stattdessen Lkws ohne AdBlue fahren, müssten die europäischen Emissionsnormen vorübergehend geändert werden. Dies würde aber die Umwelt stark belasten.
Optimierung der Routenplanung
Wenn ein wichtiger Stoff (in diesem Fall AdBlue) knapp ist, ist es wichtig, seinen Verbrauch zu optimieren. Denn je weniger Kilometer gefahren werden, desto weniger AdBlue wird verbraucht. Dies hat auch enorme Auswirkungen auf die Umwelt, denn Logistikprozesse sind einer der Hauptverursacher von CO2-Emissionen – und somit ein wichtiger Faktor für das Erreichen unserer Nachhaltigkeitsziele. Ziel ist es, Waren effizient und nachhaltig zu möglichst niedrigen Kosten zu verteilen und zu liefern.
Die Routenplanung bietet daher großes Potenzial für die Optimierung von gefahrenen Kilometern, den AdBlue-Verbrauch und die in die Atmosphäre gelangten Emissionen. Moderne Technologien wie etwa ein Transportmanagementsystem können dazu beitragen, die Kilometer und CO2-Emissionen zu minimieren sowie Verbesserungsmöglichkeiten für Flotte oder Laderaum, die Steuerung von Zeitfenstern und die Optimierung von Be- und Entladeprozessen zu erkennen. Speditionsaufträge können somit kombiniert werden, um die bestmögliche Route mit optimaler Nutzung des Laderaums zu erstellen. Das spart nicht nur Kosten, sondern auch Treibstoff.
Alternative Transportmittel
Auch wenn ein großer Teil des Warentransports auf der Straße stattfindet, sollte die Wahl des Transportmittels wegen der zunehmenden Knappheit von AdBlue gut durchdacht werden. Der Schienenverkehr ist eine der umweltfreundlichsten und wirtschaftlichsten Verkehrsmittel, vor allem für große Mengen von Gütern. Die Waren werden nicht nur schnell, sondern auch kostengünstig transportiert. Und in Kombination mit anderen Verkehrsträgern sind fast alle Ziele im In- und Ausland erreichbar.
Dies gilt auch für den Transport per Schiff. Dieser Verkehrsträger ist jedoch stark vom Wetter abhängig. Hier gab es beispielsweise in diesem Jahr Probleme, als aufgrund des Niedrigwassers im Rhein keine Waren transportiert werden konnten.
Daher sollte die Entscheidung für einen bestimmten Verkehrsträger oder eine Kombination aus verschiedenen Verkehrsträgern von der Art und Menge der Waren sowie der Transportgeschwindigkeit, dem Ursprung und dem Ziel der Waren abhängig sein. Im Hinblick auf den Kundenservice und den Umweltschutz gewinnt dies immer mehr an Bedeutung.
Alternative Energiequellen
Um die Verwendung von AdBlue zu vermeiden, müssen alternative Antriebsoptionen gefunden werden. Die Verwendung von Flüssiggas (LPG) wäre eine Option. Es ist geruchslos, korrosionsbeständig und ungiftig. LPG eignet sich besonders für den Ferntransport, beispielsweise per LKW. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren auf Elektrofahrzeuge umzusteigen, da diese kein Benzin brauchen und daher keine CO2-Emissionen verursachen.
Darüber hinaus ist es auch möglich, klimafreundlichen Wasserstoff, einen Rohstoff für künftiges Flugbenzin oder Schiffsdiesel, zu verwenden. Damit der Umstieg von Dieselmotoren zu alternativen, umweltfreundlicheren Optionen gelingt, sollten Logistikunternehmen eine Führungsrolle bei der Erprobung und Perfektionierung neuer Technologien und Transportmittel übernehmen. Die Zukunft des Güterverkehrs auf der Straße ist mit Sicherheit elektrisch. Und der Mangel an AdBlue zeigt, dass eine kleine, aber empfindliche Störung in der Lieferkette erhebliche Folgen haben kann.
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