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Praxisorientiert Klimaschutzmaßnahmen umsetzen – zwei SAP-Kunden berichten, wie umfangreich die Vorschriften dazu sind und wie sich ESG-Datentransparenz reichen lässt.

Daten stellen bei Investitionen in den Bereich Umwelt, Gesellschaft und Governance (ESG) die größte Herausforderung dar. Die meisten Schwierigkeiten ergeben sich für Investoren daraus, dass Daten nicht konsistent, vergleichbar und überprüft sind. In einer Sondersitzung zur Veranstaltung „Bloomberg Green at COP27“ im Rahmen der diesjährigen UN-Klimakonferenz (COP27) sollten Best Practices und aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich ausgelotet werden. Die Veranstaltung wurde gemeinsam mit der SAP ausgerichtet. Unternehmen hatten hier die Gelegenheit, außerhalb der Verhandlungssäle der Klimakonferenz über praxisorientierte Strategien für branchenübergreifende Klimaschutzmaßnahmen zu diskutieren.

Ein Unternehmen mit umfassender Erfahrung in ESG-Berichterstattung ist Anheuser-Busch InBev, die größte Brauereigruppe der Welt mit Hauptsitz in Belgien. Die Strategie des Unternehmens für Wachstum durch Digitalisierung seines Geschäftsumfelds – 200 Brauereien, 6 Millionen Kunden und über 2 Milliarden Konsumenten – beinhaltet die Auswertung enormer Datenmengen.

Die richtigen Daten

„Zum Brauen braucht man die hochwertigsten Zutaten und dazu braucht es eine gesunde Umwelt. Wir sind ein Unternehmen in der Agrarindustrie. Wir beobachten die tiefgreifenden Auswirkungen des Klimawandels auf unsere betrieblichen Abläufe und unsere Herkunftsregionen“, sagte Ezgi Barcenas, Chief Sustainability Officer, Anheuser-Busch InBev. „Mit Standorten in über 50 Ländern haben wir zahlreiche Metriken einzubeziehen. Allein im eigenen Unternehmen wenden wir 400 Betriebspraktiken für die Erfassung unserer Effizienz, unseres Wasser- und Energieverbrauchs, unserer Instandhaltungsvorgänge und unserer Beschaffung an, um nur einige zu nennen.“

Wie Barcenas erklärte, müssen bei der Analyse der Lieferkette die ökologischen und gesell­schaftlichen Auswirkungen der Unternehmenstätigkeit auf alle vor- und nachgeschalteten Stufen betrachtet werden. D.h. von den Kleinbauern bis hin zu der halben Million an mittelständischen Unternehmen, die ihre Kunden sind und die Produkte überall auf der Welt verkaufen, vom Tante-Emma-Laden bis zur großen Handelskette. „Das sind riesige Datenmengen“, erklärte sie. „Und dazu kommen noch die gesamten Forschungs- und Entwicklungsdaten, Sicherheitsdaten und Daten über zukünftige Verpackungs- und Logistik­konzepte. Der Punkt ist: Manchmal brauchen Sie nicht mehr Daten, sondern bessere. Sie müssen sich fragen: Sind diese Daten nützlich, um Entscheidungen zu treffen? Helfen sie uns, die richtigen Maßnahmen überall im Unternehmen umzusetzen?“

Schneider Electric investiert in Innovation

Als weiteres Unternehmen, das enorme Datenmengen auszuwerten hat, war Schneider Electric SE vertreten. Schneider Electric ist ein französischer multinationaler Konzern, spezialisiert auf digitale Automatisierung und Energiemanagement für Gebäude, Rechenzentren, Infrastruktur und Industrieunternehmen. Mit seinen Services für Energie- und Nachhaltigkeitsmanagement wird Schneider Electric Kunden bis 2025 bei der Dekarbonisierung und der Vermeidung von 800 Millionen Tonnen CO2 unterstützt haben.

„Wir müssen unser Tempo verdreifachen, wenn wir die Klimakatastrophe abwenden wollen. Die Berichterstattung über Scope-3-Emissionen ist überaus wichtig, denn wir können nur beobachten, was wir messen können, und wir können uns nur verbessern, wenn wir Messungen durchführen“, betonte Michael Lofty, Senior Vice President des Bereichs Power Products bei Schneider Electric. Die gute Nachricht: Schneider Electric erzielt bereits 70 % seines Ertrags aus „grünen“ Lösungen. Das Unternehmen investiert stark in Innovation. „Jede Innovation, die von Schneider Electric stammt, ist ein nachhaltiges Angebot“, unterstrich er. „Jedes Produkt ist nachhaltiger als sein Vorgänger, und Kennzahlen sind die wichtigsten Belege.“

Die größte Herausforderung bestand für Schneider Electric darin, auf seinem Kurs zur Nachhaltigkeit die Lieferanten mit ins Boot zu holen. Das Unternehmen rief ein Zero Carbon Project ins Leben. Das soll den ca. 1.000 Lieferanten zu mehr Nachhaltigkeit verhelfen. Zusammen waren diese für 70 % der CO2-Emissionen in vorgelagerten Stufen ver­antwortlich. „Hier bewegen wir wirklich etwas, und diese Bewegung ist unabdingbar, weil wir nur so stark sind wie unser kleinster Lieferant“, meinte Lofty. Im Rahmen des Projekts sollen die Emissionen der Lieferanten quantifiziert werden, um eine Baseline zu ermitteln und die wichtigsten Quellen von Emissionen herauszufinden. Das ermöglicht wiederum eine datengesteuerte Priorisierung von Maßnahmen und Roadmap-Entwicklung.

ESG-Reporting

Einer weit verbreiteten Annahme zufolge dienen Investitionen im Bereich ESG dazu, Unternehmen zu belohnen, die sich für den Umweltschutz einsetzen. Doch gemäß einem Bericht der Harvard Business Review beruhen ESG-Bewertungen, die den Ausschlag für die Auswahl von ESG-Fonds geben, auf dem Grundsatz der Wesentlichkeit. Dieser Rechnungslegungsgrundsatz besagt, dass alle Faktoren, die die Entscheidungen von Investoren beeinflussen können, anhand GAAP-Standards in den Abschlüssen eines Unternehmens genau ausgewiesen werden müssen.

Einige Unternehmen haben bereits das Prinzip der Wesentlichkeit mit ihrem eigenen finanziellen Erfolg und dem Wohlergehen unseres Planeten verknüpft. In einer Studie von SAP Insights hat eine signifikante Minderheit der Befragten angegeben, dass Nachhaltigkeit schon jetzt finanziell wesentlich für ihr Unternehmen ist, und eine größere Gruppe erwartet dies für die nähere Zukunft. Unternehmen wie Anheuser-Busch InBev und Schneider Electric finden bereits Wege, diese Verknüpfung wertschöpfend zu nutzen. „Was sich in den letzten Jahren gewandelt hat, ist, dass Investoren besser verstehen, welche Daten für ein Unternehmen wesentlich sind, und sie stellen mehr Fragen dazu“, erläuterte Barcenas. „Deshalb sind wir bestrebt, mehr Kontext zu unseren Daten bereitzustellen.“

Nur mit genauen Daten kann ein Unternehmen wirklich veranschaulichen, welche handfesten Auswirkungen die Veränderungen in der Welt auf seine Gewinne und Verluste haben. Mit einem globalen Rahmenkonzept und einer obligatorischen Berichterstattung könnten die Heraus­forde­rungen in Bezug auf Datenmengen sicher bewältigt werden. Doch das wird in absehbarer Zeit nicht der Fall sein. „Bei einigen Standards und Regeln müssen wir noch mehr Fortschritte machen, bevor wir sie ver­pflichtend vorschreiben“, sagte Gunther Rothermel, Senior Vice President und Leiter des Bereichs Sustainability Engineering bei der SAP. „Wir müssen den gemeinsamen Nenner für die Regelungen ermitteln und diesen erst einmal umsetzen. Diesen gemeinsamen Nenner können wir dann mit zunehmender Reife und Akzeptanz der Regelungen ausweiten.“

ESG-Datentransparenz in den Geschäftsprozessen

Unternehmen wie die SAP mit Produkten, die ebenfalls Standards erfüllen müssen, werden zumindest vorerst, so Rothermel, zahlreiche Vorschriften einhalten müssen. In der Zwischenzeit helfen SAP-Lösungen mit ihren Funktionen für ESG-Datentransparenz in allen wichtigen Geschäfts­prozessen, ihren Geschäftsnetzwerken und ihrem weitreichenden Partnernetz Unternehmen aller Größen und Branchen, null Emissionen, null Abfall und null Diskriminierung zu erreichen. „Wir sind überzeugt, dass Unternehmen durch die Verankerung von Nachhaltigkeit mitten in ihrer Geschäftsstrategie effizientere Betriebsabläufe aufbauen, ihre Innovationskraft stärken, das Mitarbeiterengagement fördern, stabilere Lieferketten schaffen, Risiken minimieren, Umsätze steigern und noch mehr strategische Vorteile erzielen können“, sagte Rothermel.

Mit den richtigen Kennzahlen für den Nachweis können Unternehmen die Rendite aus ihren Investitionen in Nachhaltigkeit (Return On Sustainability Investment, ROSI) und die Wesentlichkeit, die für die Entscheidungen von Investoren ausschlaggebend ist, besser verstehen. Das bringt letztlich höhere Renditen für die Aktionäre und langfristigen Nutzen für Umwelt und Gesellschaft.

Weitere Informationen darüber, wie die SAP Unternehmen beim Umsetzen und Dokumentieren ihrer Nachhaltigkeitsziele unterstützt, finden Sie auf sap.com/sustainability.