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Nachhaltigkeitstrends 2023: Die Zeit des Greenwashing ist vorbei, jetzt zählen wirkliche Ergebnisse

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Die diesjährige Prognose der Nachhaltigkeitstrends kommt einem perfekten Sturm gleich. Und zwar im positiven Sinne: Zweckorientierung führt zu Fortschritt und eröffnet zugleich neue Geschäftschancen. Im Jahr 2023 erwarten die Analysten von Forrester, dass mindestens zehn Unternehmen fünf Millionen Dollar oder mehr an Geldstrafen für Greenwashing zahlen müssen. Langfristig jedoch gehen die Prognosen davon aus, dass positive Umweltauswirkungen erzielt werden.

Die Forscher von Gartner prognostizieren, dass politische Akteure weltweit einzelstaatliche Verpflichtungen unterstützten würden, von 2025 bis 2035 mehrere Billionen Dollar in Klimaschutzmaßnahmen zu investieren. Aufgerüttelt durch die Forderungen der Verbraucher und genötigt durch zunehmend strengere Vorschriften, hat die Wirtschaft Maßnahmen ergriffen, um eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen. Hier eine Zusammenfassung der Bereiche, in die schwerpunktmäßig investiert wird:

Nutzung präziser, qualitativ hochwertiger ESG-Daten (Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung)

ESG-Standards und Vorschriften werden zum wesentlichen Bestandteil der Arbeitsweise der Unternehmen, denn sie betreffen alle Bereiche des Geschäfts. Die US-Börsenaufsicht SEC drängt auf schärfere ESG-Regeln, während die britische Kunststoffverpackungssteuer globale Lieferketten verändern soll. Laut Deborah Kaplan, globale Leiterin des Bereichs Nachhaltigkeit in der Customer-Success-Organisation der SAP, besteht für Unternehmen die größte Herausforderung darin, die riesigen Mengen unterschiedlicher Daten zusammenzutragen und zu verstehen – unabhängig davon, wie stark ihr Bewusstsein für Nachhaltigkeit ausgeprägt ist.

„Unternehmen benötigen Lösungen, die Datentransparenz und Detailgenauigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette bieten. Sie müssen rasch handeln, da das Regelwerk der ESG-Standards ständig weiterentwickelt wird. Nachhaltigkeitsmetriken sollten in jeden Geschäftsprozess integriert und auf die Unternehmensstrategie abgestimmt werden“, erklärte Kaplan. „Wir sehen, dass Kunden manuelle Prozesse, die sowohl zeitaufwendig als auch ungenau sind, abschaffen und auf eine ganzheitliche Lösung wie SAP Sustainability Control Tower setzen, um ihre Berichte detailgenauer und schneller zu erstellen. Sie erhalten einen besseren Überblick über ihre Daten. Die Lösung unterstützt sie dabei, ihre Nachhaltigkeitsziele umzusetzen und zu dokumentieren – über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg mit integrierten Prüf- und Kontrollfunktionen.“

Die Analysten von IDC prognostizieren, dass 30 Prozent der Unternehmen bis zum Jahr 2024 eine Plattform für ESG-Datenmanagement nutzen werden, um ihre ESG-Kennzahlen in einem zentralen System zur Berichterstellung zu verwalten und operative Entscheidungen auf der Grundlage von Echtzeitinformationen treffen zu können. Sie rechnen auch damit, dass in drei Jahren die ESG-Leistung ein wesentlicher Entscheidungsfaktor für den Erwerb von IT-Geräten sein wird. Mehr als 50 Prozent der Ausschreibungen werden Kennzahlen zu CO2-Emissionen, Materialverbrauch und Arbeitsbedingungen miteinbeziehen.

Verknüpfte Daten, um verantwortliches Handeln zu unterstützen

Durch die steigenden und sich ständig ändernden Berichtspflichten zu Scope 3 haben Führungskräfte den Wert verknüpfter Daten erkannt, denn sie helfen ihnen, die Auswirkungen auf das Klima zu verfolgen, zu dokumentieren und zu reduzieren. Laut der Analysten von Gartner beziehen sich die Erwartungen der Kunden in puncto ökologische und soziale Nachhaltigkeit auf den gesamten Produktlebenszyklus. Die Forscher prognostizierten, dass „Käufer ihr Ausgabeverhalten ändern werden und nur von Unternehmen und Lieferanten kaufen werden, die ihren Verpflichtungen tatsächlich nachkommen.” Darüber hinaus stellten sie fest, dass 67 Prozent der Unternehmen beabsichtigen, Führungskräfte im Bereich Supply Chain für die Einhaltung der Leistungskennzahlen zu ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit verantwortlich zu machen.

Laut einer Prognose von IDC werden bis 2024 rund 80 Prozent der G2000-Unternehmen ihre CO2-Daten erfassen und ihren unternehmensweiten CO2-Fußabdruck anhand quantifizierbarer Kennzahlen melden. Bisher lag diese Zahl bei 50 Prozent. Die Forscher von Gartner gehen davon aus, dass bis 2027 bereits 50 Prozent der zehn größten Konsumgüterhersteller „digitale Produktpässe“ für mindestens eine ihrer Produktkategorien haben werden. Mit dem Produktpass stehen wichtige Informationen lückenlos digital zur Verfügung: CO2-Fußabdruck, Abfallaufkommen, Haftung und Risiko und vieles mehr. Die Informationen können sowohl unternehmensweit als auch an Lieferanten und Aufsichtsbehörden weitergegeben werden.

Nachhaltigkeit bedeutet letztendlich bessere Geschäftsergebnisse

Nachhaltiges Wirtschaften ist weitaus mehr als nur die Berichterstattung über CO2-Emissionen. In diesem Jahr erwarten die Analysten von Forrester, dass fünf Fortune-Global-200-Unternehmen Richtlinien bekannt geben werden, die Geschäftsreisen aus Nachhaltigkeitsgründen beschränken. Eine Rückkehr auf das Niveau vor der Pandemie halten die Analysten für unwahrscheinlich. Sie schreiben: „Einige nutzen den Neustart [nach der Pandemie], um die bestehenden Reiserichtlinien neu zu bewerten, indem sie die Emissionsdaten von Reisen verfolgen.“

Normen im Bereich der Nachhaltigkeit werden auch durch finanzielle Aspekte vorangetrieben. Da die SEC Unternehmen zunehmend auf Greenwashing überprüft, gehen Forrester-Analysten davon aus, dass Unternehmen „ihre Nachhaltigkeitsziele in ihren Unternehmensrichtlinien verankern werden – mit dem Ziel, ökologisch nachhaltiges Verhalten zu fördern.“ Die Analysten von IDC prognostizieren, dass bis 2026 über 60 Prozent der internationalen Hersteller den CO2-Fußabdruck von Produkten als wichtige Kennzahl nutzen werden, um Nachhaltigkeit – über die Berichterstattung hinaus – zu etablieren. Der Grund dafür sind neue Vorschriften und nachhaltigkeitsbezogene Aspekte bei Kreditvergaben.

Innovationen und nachhaltige Geschäftsmodelle

Nachhaltigkeit ist gut für das Geschäft. Dabei geht es nicht nur darum, Gesetzesvorschriften zuverlässig einzuhalten. Die Forscher von Gartner weisen darauf hin, dass Unternehmen, die in der Lage sind, den Überblick im weltweiten Auflagendschungel zu behalten und ihre Compliance-Systeme zu skalieren, einen erheblichen Wettbewerbsvorteil erzielen werden. Diese Analysten fordern Führungskräfte auf, noch weiter in die Zukunft zu blicken. Nach Ansicht der Gartner-Forscher wird es einen „Carbon Flip“ geben, einen Punkt, an dem die Mehrheit der Akteure erhebliche Ressourcen bereitstellen wird, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren. „Es wird eine Zeit voller Neuerungen bei den Klimaschutz-Technologien geben, gefolgt von einer langen Phase, etwa 20 Jahre, in denen skalierbare Lösungen eingeführt und Kohlenstofftechnologien abgeschafft werden.“

Für die nahe Zukunft erwarten die Forscher viele kurzfristige geschäftliche Erfolge im Zuge der Nachhaltigkeitswelle. Bis zum nächsten Jahr, so prognostizieren IDC-Analysten, wird ein Viertel der Unternehmen weltweit mit gutem Beispiel vorangehen und verantwortungsvolle Unternehmensführung demonstrieren, indem sie ihre Ausgaben für digitale Technologien im Bereich Nachhaltigkeit gegenüber 2022 um mehr als 25 Prozent steigern werden. Die Analysten rechnen damit, dass in drei Jahren 45 Prozent der G2000-Unternehmen Nachhaltigkeit in ihren Lieferketten umsetzen werden und Daten zu den Auswirkungen auf effektive Weise melden werden und so für zehn Prozent weniger Abfall sorgen werden, um nicht zuletzt auch ihren Wettbewerbsvorteil zu erhöhen.

Nachhaltigkeit umfasst inzwischen mehr als nur die Nachverfolgung von CO2-Emissionen. Was zählt, ist auch das unternehmensweite Bekenntnis, weltweit Fortschritte für Nachhaltigkeit zu erreichen. Und so setzen sich unterschiedlichste Unternehmen für eine gesündere Welt ein. Das ist sicherlich ein Fortschritt, der uns helfen wird, etwas leichter durchzuatmen und länger zu leben.

Erfahren Sie mehr darüber, wie Sie Nachhaltigkeit in Ihre Geschäftsabläufe integrieren können, um eine Zukunft zu schaffen, in der es keine Emissionen, keine Abfälle und keine Ungleichheit gibt.