>

Beschaffungsverantwortliche spielen eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien. SAP hat kürzlich eine Umfrage durchgeführt, die Einblicke in nachhaltige Beschaffungsstrategien gibt.

Für Unternehmen rund um die Welt ist Nachhaltigkeitsberichterstattung mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Daten (ESG) verpflichtend geworden. Mitarbeitende in allen Branchen, Investoren und Verbraucher fordern Veränderungen. Dementsprechend haben einige Regierungen neue Bestimmungen eingeführt. Wir alle tragen Verantwortung dafür, unsere Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren und einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten.

Beschaffungsverantwortliche spielen daher eine zentrale Rolle und helfen Unternehmen ihre ESG-Ziele zu erreichen. Sie haben Kontakt zu fast allen Geschäftsbereichen und tragen dazu bei, die Effizienz und Stabilität des Betriebs zu steigern. Das Beschaffungswesen wird mehr und mehr zu einem wichtigen Geschäftspartner, der hilft, die ESG-Verpflichtungen zu erfüllen. Laut einer Umfrage der Stanford Business School haben 51 Prozent der globalen Unternehmen nachhaltige Praktiken in der Beschaffung eingeführt, die dazu beitragen, die Stabilität ihrer Wertschöpfungsketten zu erhöhen.

Während nachhaltige Beschaffung in der Privatwirtschaft seit langem Priorität hat, tätigt nun auch der öffentliche Sektor größere Investitionen in diesem Bereich. Der Grund dafür ist ein Vorschlag der US-Regierung. Mit der Federal Supplier Climate Risks and Resilience Rule sollen große Auftragnehmer von Regierungsbehörden zur Offenlegung ihrer Umweltdaten verpflichtet werden. In Deutschland ist am1. Januar 2023 das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) in Kraft getreten. Es regelt die gesellschaftlichen und ökologischen Sorgfaltspflichten der Unternehmen.

Inzwischen konzentrieren Unternehmen aller Branchen darauf, ihre ESG-Verpflichtungen zu definieren und zu erfüllen – ein Indiz dafür, dass jetzt ein Wendepunkt erreicht ist. Beschaffungsverantwortliche müssen nun handeln, um nachhaltigeren Praktiken den Weg zu ebnen.

Trend zum nachhaltigen Konsum wird durch Inflation ausgebremst

Es ist bekannt, dass ESG-Berichterstattung komplex und vielschichtig ist. Ein hohes Maß an Transparenz ist dabei wichtig. Und Nachhaltigkeit ist in der Regel an die Berechnung und Reduzierung des CO2-Fußabdrucks gekoppelt. Angesichts dieser Transparenz hat SAP in den USA 1.000 Verbraucher gefragt, inwiefern sie Nachhaltigkeit bei ihren Kaufentscheidungen berücksichtigen und von welchen Faktoren diese Entscheidungen beeinflusst werden. Die Umfrage brachte interessante Ergebnisse zutage.

  • Eine steigende Zahl von Konsumenten legt beim Kauf Wert auf Nachhaltigkeit. Über die Hälfte der Verbraucher (51 Prozent) gab an, in den letzten zwei Jahren den Schwerpunkt darauf gelegt zu haben, Produkte von Marken zu kaufen, die einen nachhaltigen Ansatz verfolgen. Bei unserer Umfrage im Februar 2022 waren es noch 36 Prozent, was einem Anstieg von 15 Prozent entspricht. Darüber hinaus gab mehr als ein Drittel (36 Prozent) der Verbraucher an, dass sie, wenn möglich, Produkte von Marken kaufen, die Standards für ethische Produktion und Beschaffung einhalten.
  • Durch die Inflation sinkt bei Verbrauchern die Bereitschaft, nachhaltiger einzukaufen. Vor dem Hintergrund steigender Preise sagen 64 Prozent der Verbraucher, dass ihre Bereitschaft, für nachhaltige und/oder ethische Produkte mehr zu zahlen, weitgehend erschöpft ist. Die Mehrheit (85 Prozent) würde nachhaltigeren Einkäufen Vorrang einräumen, wenn der Kostenaufwand nicht so hoch wäre.

Verbesserte Beschaffungsprozesse, um eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen

Verbraucher setzen nicht nur auf nachhaltiges Einkaufen, sondern fordern auch Transparenz. Viele bleiben skeptisch angesichts der ESG-Leistungsdaten, die Unternehmen zur Verfügung stellen. Deshalb wird das Beschaffungswesen eine immer wichtigere Rolle spielen. Seine Aufgabe ist es, bei jedem Beschaffungsvorgang auf eine nachvollziehbare Herkunft der Waren zu achten.

Die Umfrage hat gezeigt, wie Konsumenten denken:

  • Der Verdacht auf „Greenwashing“ kann Verbraucher davon abhalten, nachhaltig einzukaufen. Bei Kaufentscheidungen stufen nur 22 Prozent der Konsumenten die Nachhaltigkeitsinitiativen eines Unternehmens als ihr wichtigstes Kriterium ein. Ein Anlass zur Sorge könnte sein, dass sage und schreibe die Hälfte (50 Prozent) der Befragten der Meinung ist, dass Unternehmen bei den Angaben zur Nachhaltigkeit ihrer Marken übertreiben, um Kunden in die Irre zu führen. Und 34 Prozent sind sich nicht sicher, ob dies der Fall ist.
  • Verbraucher wollen über die ESG-Initiativen eines Unternehmens informiert werden. Doch nach wie vor bestehen Wissenslücken. Die meisten Konsumenten (40 Prozent) suchen im Internet nach Informationen und Daten zu ESG-Initiativen oder Produktverpackungen. Weitere wichtige Informationsquellen sind die „Über uns“-Seiten der Firmen (34 Prozent) und soziale Medien (34 Prozent). Mehr als ein Viertel der Verbraucher (28 Prozent) weiß nicht, wo die Informationen zu finden sind.

Den Weg zu nachhaltiger Beschaffung im Jahr 2023 ebnen

Die Umfrage macht deutlich: Um Vertrauen zu Kunden aufzubauen, müssen Unternehmen ihre Geschäftsprozesse neu gestalten und dabei Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen.

Beschaffungsverantwortliche können diese Herausforderung nicht im Alleingang bewältigen. Sie können jedoch den Grundstein für den Erfolg legen, denn sie sind besonders gut positioniert, um den Weg für nachhaltige Innovationen in der gesamten Lieferkette zu ebnen. Um diesen Weg zu gehen, ist ein nachhaltiger Beschaffungsplan erforderlich, der Folgendes beinhaltet:

  • Nachhaltig beschaffen: eine nachhaltige Beschaffung etablieren, um den CO2-Fußabdruck und die Treibhausgasemissionen des Unternehmens zu reduzieren.
  • Kreislaufwirtschaft gestalten: mit Lieferanten zusammenarbeiten, um innovative Möglichkeiten zu finden, Abfall zu verringern, indem Materialien wieder verwendet oder recycelt werden.
  • Due-Diligence-Prüfung von Lieferanten durchführen: sicherstellen, dass Lieferanten die ethischen Grundsätze einhalten und zum Umweltschutz beitragen.
  • Soziale Verantwortung fördern: bewusst mit Unternehmen zusammenarbeiten, die ethisch und umweltbewusst handeln und dem Thema Nachhaltigkeit Vorrang einräumen.

Mit SAP-Lösungen sind Anwender in der Lage, in jeder Phase des Beschaffungsprozesses nachhaltige Praktiken zu realisieren, vom Source-to-Pay-Prozess über die Lieferkette bis hin zu externen Arbeitskräften. So lässt sich Vertrauen zu Verbrauchern aufbauen. Die Lösungen unterstützen beim Erreichen der Nachhaltigkeitsziele und beim Umwelt- und Klimaschutz. Eine Win-Win-Situation, die sich für alle lohnt.


Etosha Thurman ist Chief Marketing and Solutions Officer des Bereichs Intelligent Spend and Business Network bei SAP.