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Schulterschluss dreier belgischer Wasserversorger als Gewinn für Mensch und Umwelt

Anke Geudens weiß viel über Wasser – über den Erhalt der Trinkwasserqualität und den Umgang mit Verunreinigungen durch menschliche Aktivitäten. Als Geschäftsprozessverantwortliche bei Pidpa, einem staatlichen Wasserversorger im belgischen Flandern, nahm sie an der von T|A|C Events veranstalteten International SAP Conference for Utilities in Basel teil. Dort berichtete sie von ihren Erfahrungen mit einem Pilotprojekt zu intelligenten Wasserzählern.

„Wasser ist der Motor der nachhaltigen Wirtschaft“, sagte sie, wobei sie sich auf das Motto der jüngsten Wasserkonferenz der Vereinten Nationen bezog – der ersten seit 1977. „Auf einer solchen Konferenz kommen Politiker, Forscher, Wissenschaftler und führende Unternehmen der Branche zusammen, um Veränderungen in der Wasserwirtschaft voranzutreiben; in erster Linie müssen wir bei uns selbst anfangen, um etwas zu verändern.“

Mit 20 Jahren Erfahrung in der Wasserbranche hat sich Geudens die Botschaft der Vereinten Nationen wirklich zu Herzen genommen. Ihren eigenen Beitrag zu diesem Umdenken leistet sie durch den Einsatz von Technologien, die eine effizientere Wassernutzung ermöglichen.

Herausforderungen für die städtische Wasserwirtschaft

Im letzten Jahr erlebte Europa seinen trockensten Sommer seit 500 Jahren. Die Trockenheit wird durch den Klimawandel vorangetrieben. Darum fürchten Europas Regierungen zunehmend um die Sicherheit der Wasserversorgung privater Haushalte sowie landwirtschaftlicher und industrieller Betriebe.

Laut dem Wassernutzungsindex ist Belgien das dritttrockenste Land in Europa. Die Niederschlagsmenge in Kubikmeter entspricht im Durchschnitt noch der von vor hundert Jahren. Doch Niederschlag fällt unregelmäßiger als zuvor. Dadurch wechseln sich relativ trockene Phasen mit Starkregenereignissen ab, bei denen der Boden die Wassermassen einfach nicht aufnehmen kann. Belgien hat beim Aufbau seiner Wasserinfrastruktur in der Vergangenheit alles darangesetzt, dass das Wasser schnell und effizient abfließen kann, anstatt es zu sammeln. In der Folge herrscht heute Wasserknappheit.

„Wir müssen wirklich im Detail verstehen, was Knappheit verursacht. Nur so können wir Kunden über ihren Wasserverbrauch und darüber, wie sie diesen kontrollieren können, informieren“, erklärte Geudens. Am besten gehe dies mit einem digitalen Wasserzähler. „Ein intelligenter Wasserzähler ist ein wirkungsvolles Mittel, um die Wasserverschwendung zu reduzieren und vernünftig mit Wasser umzugehen.“

Eine gemeinsame Plattform

Das Besondere an dem von Geudens vorgestellten Modell für intelligente Zähler ist jedoch nicht so sehr das Smart-Meter-Managementsystem selbst, sondern dass es gemeinschaftlich betrieben wird. Pipda versorgt 1,5 Millionen Menschen mit Trinkwasser. Das ist ein Viertel der Bevölkerung Flanderns.

Auf Drängen der belgischen Behörden, mehr intelligente Zählersysteme einzusetzen, haben Pidpa und zwei weitere flämische Wasserversorger, Farys und De Watergroep, beschlossen, sich zum Wohle ihrer Kunden zusammenzuschließen. Gemeinsam haben sie sich zusammen mit der SAP an die Entwicklung der Lösung SAP Cloud for Energy gemacht. Es entstand eine zukunftssichere, cloudbasierte Plattform für Wasserzähler mit umfangreichen Funktionen zur Datenerfassung, Datenverarbeitung und Datenanalyse. Die Plattform fasst Zählerstands- und Sensordaten in einer zentralen Datenquelle zusammen und unterstützt zukünftige innovative Funktionen.

„Das System fügt sich in eine weitreichendere Vision ein, die die Digitalisierung von Netzwerken für mehr Nachhaltigkeit zum Ziel hat. Denn es geht nicht nur um die Zähler“, so Geudens. „Die von uns gesammelten Daten unterstützen die drei Unternehmen dabei, den Verbrauch vorherzusagen, den Wasserdruck zu steuern, Lecks zu erkennen, die Qualität zu überwachen und so weiter.“ Die drei Wasserversorger tauschen nun Informationen über Lieferanten, IT-Anbieter und Subunternehmer und vor allem anonymisierte Daten mit Forschungseinrichtungen aus.

Doch dieses einzigartige Kooperationsmodell beschränkt sich nicht auf ein intelligente Zählersystem für die Wasserbewirtschaftung. Besonders interessant ist die Tatsache, dass das System synchron zur Einführung intelligenter Strom- und Wasserzähler durch den interkommunalen flämischen Strom- und Gasversorgungsnetzbetreiber Fluvius auf den Markt gebracht wurde.

„Nun besitzen wir ein vollständig integriertes Netz an intelligenten Zählern, die mehrere Zwecke erfüllen“, sagte Geudens. „Kunden können quasi in Echtzeit ihren Wasser-, Gas- und Stromverbrauch an einer Stelle abrufen. Anhand dieser Daten können sie im Grunde den eigenen Energieverbrauch verwalten.“

Geudens erwähnte auch auf branchenübergreifende Synergien. Die Wasserversorger verfügen nun über die gemeinsam von der SAP und Capgemini entwickelte Software zur Zählerdatenverwaltung. Diese bietet eine gemeinsame IT-Infrastruktur und -Wartungsservices bei geteilten Entwicklungskosten. Zudem haben sie ein Shared-Service-Center eingerichtet, das dauerhaft hochwertigen Kundensupport sicherstellt und den Qualifikations- und Kompetenzaustausch ermöglicht.

Auch die Synergien zwischen den Wasser- und den Energieversorgern waren beeindruckend. Es wurde möglich, alle Daten zum Wasser-, Gas- und Stromverbrauch des Kunden zentral über den Stromzähler zu erfassen, da alle drei Zähler gleichzeitig installiert wurden.

„Wir konnten die Entwicklungs- und Integrationskosten um 40 Prozent und die Beschaffungskosten um 10 Prozent senken“, freute sich Geudens. „Dank der Zusammenarbeit mit Fluvius konnten wir stolze 60 Prozent bei den Kosten für die Datenverwaltung und 10 Prozent bei den Installationskosten einsparen.“

Vorteile für alle

Kunden, Wasserversoger und die Umwelt profitieren von dem Kooperationsprojekt. Für Endverbraucher werden die Zählerstände automatisch, genau und in Echtzeit erfasst. Die Daten sind transparent, sodass der Verbraucher verantwortungsvoll mit der Ressource Wasser umgehen und auf Benachrichtigungen über ungewöhnlich hohen Verbrauch reagieren kann.

Die Wasserversorger profitieren von effizienteren automatisierten Backend-Prozessen, größeren Datenmengen zu Analysezwecken, unternehmensübergreifender Zusammenarbeit für zukünftige Innovationen sowie der Möglichkeit, Kosten zu teilen.

Frühzeitige Warnmeldungen über Leckagen und Wasserverschwendung sowie die Möglichkeit, den Wasserverbrauch zu reduzieren, wirken sich positiv auf die Umwelt aus.

Anke Geudens kam nochmals auf die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zurück: „Wir alle müssen unseren Beitrag leisten. Unternehmen und Bürger müssen einen Gang höher schalten, um sicherzustellen, dass alle Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen haben. Nicht nur hier und heute, sondern überall und auch in Zukunft. Jeder Tropfen zählt.“


Folgen Sie Judith Magyar auf Twitter: @magyarj

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Forbes veröffentlicht.

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