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Vorschriften für Plastikabfälle nehmen rasant zu. 2022 hat das Vereinigte Königreich Abgaben auf Kunststoffverpackungen eingeführt, Spanien folgte im Jahr 2023. Auch in den USA gibt es immer mehr Regelungen für Plastikmüll – aktuell allein über 100 Vorschriften zur erweiterten Herstellerverantwortung.

Um alle Verpackungen bis 2030 wiederwendbar oder recycelbar zu machen, wollen die Vereinten Nationen ein Abkommen zur Eindämmung von Plastikmüll bis 2024 ausarbeiten. Gleichzeitig verstärken auch Unternehmen ihr Engagement für Nachhaltigkeit über freiwillige Vereinbarungen, wie sie beispielsweise von der Ellen MacArthur Foundation und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Environment Program, UNEP) vorgeschlagen werden.

Auch Verbraucher und Verbraucherinnen beschäftigen sich mit dem Thema. Wie UNEP berichtet, sind 91 Prozent der Verbraucher besorgt über den zunehmenden Plastikmüll. Und eine Studie von Trivium Packaging und der Boston Consulting Group zeigt, dass 73 Prozent bereit sind, für umweltfreundliche Verpackungen mehr zu bezahlen.

Alle diese neuen Vorschriften einzuhalten, kann äußerst herausfordernd und kostspielig sein – für Unternehmen jeder Größe. Viele kleine und mittlere Betriebe haben kein entsprechendes internes Know-how, sodass sie vielfach die Einhaltung der Vorgaben entweder nicht gut genug überwachen oder für teures Geld auslagern. Für größere Unternehmen ist der immense Aufwand dieser Aufgabe abschreckend und birgt die Gefahr, dass Abkürzungen kostspielig werden.

„Angesichts ihrer komplexen Abläufe und ihrem riesigen Geschäftsvolumen aufgrund ihrer verschiedenen Produkte und ihrer Geschäftstätigkeit in verschiedenen Ländern sind viele Unternehmen eher vorsichtig, um Strafen zu vermeiden“, erklärt Darren West, SAP-Produktexperte für Lösungen im Bereich Kreislaufwirtschaft. „Sie schätzen deshalb ungefähr die Höhe ihrer Abgaben und schlagen dann noch etwas darauf, um auf der sicheren Seite zu sein.“

Genauere Daten, niedrigere Kosten

Für den Konsumgüterkonzern Henkel kam die Forderung nach einer effektiven Lösung für den Umgang mit Plastikmüll von der Steuerabteilung. Aufgrund der bevorstehenden Abgaben auf Kunststoffabfälle im Vereinigten Königreich und der EU starteten die Steuerexperten von Henkel ein Projekt, das die Einhaltung der Vorgaben aus steuerlicher Sicht sicherstellen sollte.

Im Bereich IT stieß das Team sofort auf einige große Hürden. Um die neuen Vorschriften einhalten und Strafzahlungen zu vermeiden, benötigte Henkel zunächst ein System, dass die Plastikdaten seiner Produkte überwachen, messen und dokumentieren konnte. In einem begrenzten Angebot an Lösungen die passende für seine Anforderungen zu finden, war kein leichtes Unterfangen. Erschwert wurde das Ganze noch dadurch, dass die Vorschriften ganz neu waren. Darüber hinaus musste Henkel die erforderlichen Stammdaten aggregieren und aufbereiten, um eine präzise Berichterstattung sicherzustellen – ohne die IT-Infrastruktur unnötig zu verkomplizieren oder die damit verbundenen Kosten aufzublähen.

Die Lösung SAP Responsible Design and Production entstand aus dem Wunsch heraus, ein dynamischeres Management von Plastikabfällen zu ermöglichen. Die Lösung bietet ein optimiertes, granulares Datenmanagementsystem, das die Überwachung, Messung und Dokumentation von Umweltauswirkungen erleichtert, die durch die Herstellung von Produkten und deren Verpackungen entstehen.

Heute unterstützt SAP Responsible Design and Production Unternehmen wie Henkel dabei, bei der Zusammensetzung von Produkten und Verpackungen den Überblick zu behalten. Das Management der primären, sekundären und tertiären Verpackungen sowie der Transportverpackungen in der gesamten Logistikkette mit allen ihren Details erfordert sehr viel Sorgfalt. Die Lösung bietet ein digitales Modell der Verpackungs- und Produktlandschaft, sodass die Umweltauswirkungen sorgfältig und präzise analysiert werden können.

Sie berücksichtigt den komplexen Verpackungsprozess, indem sie genaue Daten über die Materialflüsse und Attribute in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft dokumentiert. Zudem kann sie Teams bei der Erfassung von Gewichten, Volumina und Versanddaten sowie von wichtigen Details zu recycelten Inhalten, Import-/Exportinformationen und den verschiedenen Verpackungsbestandteilen unterstützen. Diese präzise Erfassung ist äußerst wichtig für die Berechnung der Plastiksteuern sowie der EPR-Gebühren (EPR – erweiterte Herstellerverantwortung) und erfordert genaue Kenntnisse der einzelnen inländischen und grenzüberschreitenden Materialflüsse.

Für die Zukunft plant SAP Erweiterungen für die Lösung, mit denen sich die Widerverwertbarkeit, die Wiederverwendbarkeit und das in den verschiedenen Materialien enthaltene CO2 verfolgen und überwachen lassen. Für Unternehmen, die die Scope-3-Emissionen ihres gesamten Verpackungsportfolios nachvollziehen und ihre Verpackungen nachhaltiger gestalten wollen, sind diese Daten unerlässlich.

Die Lösung hilft Unternehmen dabei, die gewünschten Ergebnisse zu erreichen, Zeit und Geld zu sparen und Dinge zu vereinfachen. Besonders, wenn es um neue Märkte geht. Wenn ein Unternehmen seinen Sitz in einem Land hat, beispielsweise in Belgien oder den Niederlanden, und etwa nach Frankreich und Italien expandieren möchte – die jeweils ihre eigenen Systeme und Regeln für Verpackungen haben –, wird das Management der Daten komplexer. Mit SAP Responsible Design and Production können Material-, Verpackungs- und Transportdaten auf neue Märkte zugeschnitten werden. Die gleichen Prozesse müssen nicht wiederholt werden.

Das Besondere an der Lösung ist aber, dass sie sich anpassen lässt, sobald die Daten integriert sind. Sie kann sich nahtlos auf verschiedene Marktanforderungen einstellen und mit nur einem Klick Berichte erstellen, die für die Einhaltung der Steuer- und EPR-Vorschriften erforderlich sind.

„Es geht hier also um Vereinfachung“, sagt West.

Eine nachhaltigere Zukunft gestalten

Die Erfassung von Daten und ihre Auswertung sind aber erst der Anfang. Die wahre Herausforderung besteht darin, diese Daten in Maßnahmen umzusetzen.

Denn die Lösung unterstützt Unternehmen nicht nur dabei, ihren Verpflichtungen nachzukommen wie beispielsweise Abgaben auf Kunststoffabfälle zu zahlen und EPR-Gebühren genau zu berechnen. Sie liefert auch die Datenbasis, um fundierte strategische Entscheidungen treffen zu können. Sie bietet Informationen, wie sich die Wahl von Materialien sowie Materialzusammensetzungen auf die Umwelt auswirken. Dadurch hilft sie Unternehmen, auf nachhaltige und verantwortungsvolle Verpackungslösungen und Geschäftsmodelle umzusteigen.

Durch die Einführung von SAP Responsible Design and Production konnte Henkel seine Verpflichtungen effizienter erfüllen und hatte einen besseren Einblick in seine Daten. Die neuen Funktionen ermöglichen jedoch nicht nur kurzfristige Effizienzsteigerungen, sondern bieten noch viele weitere Vorteile. Sie dokumentieren die laufenden Maßnahmen von Henkel zur Reduzierung seines ökologischen Fußabdrucks und verleihen so seiner branchenweiten Führungsrolle im Bereich Umwelt eine neue Dimension.

„Ein toller Aspekt dieser Lösung ist, was sie einem Unternehmen wie Henkel ermöglicht“, sagt Stephen Jamieson, der weltweit für SAP-Lösungen im Bereich Kreislaufwirtschaft verantwortlich ist. „Nämlich die gute Arbeit, die Henkel bereits sehr effektiv leistet, zu dokumentieren.“

Henkels „SAP Responsible Design and Production“-Projekt passt sehr gut zu einer anderen Initiative des Unternehmens, durch die die Kommunikation mit Lieferanten verbessert, mehr Daten erfasst und die Datenbank im Bereich Nachhaltigkeit ausgebaut werden soll.

Die Teams von Henkel sind damit in der Lage, Produkte zu erkennen, für die die höchsten Plastiksteuern anfallen. Diese Informationen könnten bald in das strategische Produktdesign einfließen und so unter Umständen erheblichen Kosteneinsparungen ermöglichen. Zudem schafft Henkel in Regionen wie Spanien und dem Vereinigten Königreich bereits eine solide Datengrundlage. Dadurch wird Henkel noch besser in der Lage sein, sich auf Änderungen von Vorschriften in seinen anderen Märkten einzustellen.

Wo die Reise hingeht

Die Weltwirtschaft wendet sich immer mehr einem Kreislaufmodell zu. Die SAP trägt dem Rechnung, indem sie Innovationen für SAP Responsible Design and Production in großen Schritten vorantreibt. Da Unternehmen es mit vielen verschiedenen Materialarten zu tun haben, werden künftige Lösungserweiterungen auch Elemente wie Lebensmittel, Landnutzung, Textilien, Batterien und Elektroschrott berücksichtigen, also alle Eckpfeiler der Kreislaufwirtschaft. Die Lösung wird wichtige Faktoren wie Rohmaterialien, recycelte Inhalte, den CO2-Gehalt und wiederverwendbare Inhalte messen.

Ziel von SAP Responsible Design and Production ist es, Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Strategie für die Kreislaufwirtschaft zu unterstützen. So können sie Abfälle vermeiden, Materialkreisläufe einführen und zur Regeneration natürlicher Systeme beitragen können. Die Lösung ist so konzipiert, dass sie sich nahtlos mit den zentralen Geschäftsprozessen und Systemen verknüpfen lässt. Unternehmen können somit ihre Nachhaltigkeitsstrategien präziser und effizienter umsetzen. Ob es darum geht, Kostenberechnungen in die Rechnungserstellung einzubinden oder durch die Integration mit anderen Lösungen Nachhaltigkeit ganzheitlicher im Unternehmen umzusetzen – SAP Responsible Design and Production kann Teams bei der Umgestaltung ihrer Geschäftsprozesse unterstützen.

„Wir wollen bei Henkel eine Führungsrolle bei der sparsameren Verwendung von Kunststoffen einnehmen – und Kunden umweltfreundlichere Optionen bieten“, sagt Dr. Nora Mundschenk, Corporate Director für den Bereich Finance Tax and Trade Group bei der Henkel AG & Co. KGaA. „SAP Responsible Design and Production und SAP Services and Support werden uns hierbei unterstützen.“

Weitere Informationen darüber, wie die SAP Unternehmen beim Umsetzen und Dokumentieren ihrer Nachhaltigkeitsziele unterstützt, finden Sie auf www.sap.com/sustainability.


Sami Emory ist Brand Journalist für Sustainability Communications bei SAP.