Die SAP eröffnet NFT-Kunstausstellung im Schulungszentrum Walldorf. 47 Werke von 18 Künstlern sind noch bis Ende Februar zu sehen.
Mit Beginn der Pandemie standen Künstler und Künstlerinnen weltweit vor der Herausforderung, dass Museen, Ausstellungen und Kunstforen geschlossen wurden. Von einem Tag auf den anderen konnten sie ihre Kunst nicht mehr der Öffentlichkeit präsentieren.
Zumindest nicht in analoger Form.
„Viele Künstlerinnen stellten sich die Frage, wie sich ihre Kunst in dieser Situation noch verkaufen oder vermarkten lässt“, sagt Alexandra Cozgarea, Kunstkuratorin bei SAP SE. „Deshalb hat sich damals ein regelrechter Hype um digitale Kunst und besonders um Kunstwerke in Form von NFTs herausgebildet.“
SAP hat nun im Schulungszentrum Walldorf erstmals eine Ausstellung solcher NFT-Kunstwerke eröffnet. Doch was sind überhaupt NFTs?
NFT steht für „non-fungible token“, also einen „nicht-ersetzbaren“ Token. Dabei handelt es sich um ein einzigartiges, nicht austauschbares digitales Objekt, das auf einer Blockchain gespeichert wird und als Echtheitszertifikat für einen physischen oder digitalen Gegenstand (z. B. ein Bild) dient. Im Prinzip handelt es sich um eine Art Besitzurkunde für einen Gegenstand – eine digitale Adresse, die aus einer Zahlenkombination besteht.
Einsatz von NFTs auf dem Kunstmarkt
Um Kunstwerke in Form von NFTs zu erwerben, benötigt man Kryptowährung sowie eine kryptofähige Wallet, z. B. auf dem Smartphone, um die NFTs aufzubewahren. Es existieren offene Plattformen im Internet wie etwa OpenSea, wo jeder nach NFTs browsen und gezielt nach bestimmten Künstlern suchen kann.
„Diese Plattformen funktionieren ein wenig wie Galerien“, erklärt Alexandra Cozgarea. „Künstlerinnen, die ihre Arbeiten dort anbieten wollen, laden diese zunächst auf die darunterliegende Blockchain hoch – ein Prozess, der als ‚Minting‘ oder Prägung bezeichnet wird.“
Bei diesem Prozess wird der Token erstellt – eine Adresse, die aus einer Zahlenkombination besteht. Auch wenn das angezeigte Bild identisch ist, kann sich die individuelle Zahlenkombination minimal von anderen unterscheiden. Auf diese Weise ist es möglich, Serien von Kunstwerken zu prägen und zum Verkauf anzubieten.
Bezahlt mit Kryptowährung
„Es gibt Kunstwerke, die bereits mit digitalen Mitteln hergestellt und als NFT auf die Blockchain hochgeladen werden“, erläutert Alexandra Cozgarea. „Aber es ist auch möglich von analogen Kunstwerken wie Ölgemälden oder Plastiken NFTs zu erstellen. Das würde dann über eine Fotografie z. B. in Form einer .jpg-Datei passieren.“
Wenn man ein Kunstwerk ausgewählt hat, schickt man über die Plattform eine Anfrage oder, wenn direkt ein Preis angegeben ist, ein Angebot. Wenn der Künstler einverstanden ist, gibt er den NFT frei. Bezahlt wird mit in der Wallet des Kunden hinterlegter Kryptowährung. Im Anschluss erhält dieser die Adresse des NFT über einen Link und kann den NFT in die eigene Wallet transferieren.
Das gekaufte Kunstwerk kann nun jederzeit abgerufen werden, z. B. als .jpg- oder Video-Datei über einen Link oder QR-Code, aber der Token bleibt stets in der Wallet.
„Die Künstler, die derzeit ihre NFTs bei SAP in Walldorf ausstellen, haben ihre Kunstwerke als Dateien vorher auf USB-Stick gezogen“, sagt Alexandra Cozgarea. „Die Quelle liegt aber weiterhin sicher auf der Blockchain, deshalb würde es für die Besitzverhältnisse keinen Unterschied machen, wenn ein Stick verloren gehen oder gestohlen würde.“
„Viele meiner Arbeiten entstehen auf der Grundlage mehrjähriger Recherchen, in denen ich Lücken in der Geschichte, Hintergründe des Codens sowie den undurchsichtigen Einfluss von Datenbanken auf die Entwicklung von Algorithmen und die damit einhergehende Bildproduktion, untersuche, verändere und dabei frage: Wer sind wir und was prägt unsere Identität? Was macht einen Menschen aus? Welche Spuren hinterlassen wir an dem Ort, an dem wir leben?“
Johanna Reich, ausgestellte Künstlerin
Besuchen Sie den digitalen 360°-Rundgang durch die Ausstellung!
SAP arbeitet an einer Lösung für NFT-Management
NFTs sind jedoch nicht nur für den Kunstmarkt interessant. Auch die Geschäftswelt hat das Potenzial von NFTs erkannt. Bei SAP arbeitet ein über drei Kontinente verteiltes Team an einer Lösung für NFT-Management, die den Fokus auf Kundenbindung und Loyalitätsprogramme legt.
Zur Eröffnung der Kunstausstellung konnten die Besucher selbst Zugriff auf NFTs erhalten, die von SAP erstellt worden sind.
„Unser Partner ist MetabrewSociety, ein Start-up aus Bayern, das sich unter anderem über NFTs finanziert hat“, sagt Sven Haiges, Softwareentwickler bei SAP Labs München. „Über einen auf den Metabrew-Bierdosen befindlichen QR-Code können Kunden und Besucher von SAP-Veranstaltungen nun einen sogenannten Claim für einen NFT erhalten.“
Sven rechnet damit, dass das Interesse an NFTs in Zukunft noch weiter wächst. „Das gesellschaftliche Segment, das sich mit Kryptothemen und NFTs auskennt, wird nicht wieder verschwinden“, betont er. „Das sind etwa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung und tendenziell natürlich eher junge Menschen.“
Menschen möchten etwas Exklusives
Alexandra Cozgarea sieht in NFTs eine Reaktion auf die Digitalisierung: „Öffnung und Austausch, in gewisser Weise eine Demokratisierung, sind das Versprechen der Digitalisierung. NFTs jedoch generieren erneut einen Eigentumsbegriff für das digitale Zeitalter. Der Mensch möchte etwas Exklusives.“
SAP stellt im Schulungszentrum in Walldorf 47 Kunstwerke von 18 verschiedenen Künstlern aus. Diese werden auf Monitoren gezeigt.
„In dieser Ausstellung befinden sich ausschließlich digital produzierte Werke“, sagt Alexandra Cozgarea. „Zusätzlich sind unterschiedliche klassische Kunstformen zu sehen, die teilweise mit den Möglichkeiten der Digitalisierung, z.B. Augmented Reality (AR), spielen.“
Reinhardt Schmidt, einer der ausgestellten Künstler äußert sich: „Nach dem ersten von mir erstellten NFT im Jahr 2018 und den darauffolgenden Veröffentlichungen und Ausstellungen ist die ‚Poesie der Blockchain‘ ein bedeutendes Highlight für mich. Die Präsentation von Kunst in Verbindung mit NFT durch einen Global Player wie SAP ist sowohl für mich als Künstler als auch für die gesamte Web3-Community ein wichtiger Meilenstein.“
Die Ausstellung läuft noch bis zum 23. Februar 2024.