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Computerspiele haben mich seit jeher fasziniert. Ich bin immer wieder von der Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Konzentration professioneller Gamer begeistert. Es ist beeindruckend, wie die Gaming-Industrie innerhalb weniger Jahrzehnte gewachsen ist und sich weiterentwickelt hat.

Eines der Schwergewichte in der Welt des E-Sports ist Team Liquid: Die Organisation betreut über 160 E-Sportler, die sich in mehr als 15 verschiedenen Spielen messen. Zudem hat das Franchise eine riesige Fangemeinde mit mehr als 10 Millionen Followern auf verschiedenen Social-Media-Plattformen. Team Liquid hat über 75 wichtige Turniere gewonnen und gehört damit zu den erfolgreichsten Organisationen im Profi-E-Sport.

Eines der zuschauerträchtigsten Spiele mit einer besonders großen Fangemeinde ist League of Legends. Mit seinem League of Legends-Team konnte Team Liquid bereits zahlreiche Erfolge verzeichnen, unter anderem den Sieg der League of Legends Championship Series (LCS) im Frühjahr 2024.

E-Sport: Datenanalysen für Team Liquid

Bei League of Legends besteht das Ziel darin, ein starkes und ausgewogenes Team aufzubauen, das aus fünf Charakteren besteht – den sogenannten „Champions“. Diese versuchen, ihren Mitspielern immer einen Schritt voraus zu sein und sie zu schlagen.

Alle Teams nehmen vor einem Spiel an einem Auswahlverfahren teil, bei dem die Champions bestimmt werden. Aus 166 Auswahlmöglichkeiten werden dabei Champions selektiert beziehungsweise ausgeschlossen, um ein leistungsstarkes Team aufzustellen.

Champions sind die Figuren, die während des Spiels von den Spielern gesteuert werden. Alle Champions haben besondere Fähigkeiten. Ihr Zusammenspiel ermöglicht es einem Team, zahlreiche strategische Richtungen einzuschlagen, um so das Spiel zu gewinnen.

Spieleranalysen helfen bei der Auswahl der Champions

Nach der Auswahl der fünf Champions („pick“) darf jedes Team auch fünf Champions ausschließen („ban“). Diese Figuren können danach von keiner der Seiten ausgewählt werden. Damit können bestimmte Faktoren eliminiert werden, die eine bestimmte Strategie gefährden würden. Zudem kann das gegnerische Team so daran gehindert werden, seine bevorzugte Spielweise oder Zusammenstellung umzusetzen.

E-Sport-Teams und -Analysten müssen die Präferenzen und Strategien des Gegners kennen, um sich auf dieses Auswahlverfahren vorbereiten zu können. Das Ganze lässt sich mit einem informellen Völkerballspiel vergleichen, bei dem die fünf Spieler jedes Teams vor Spielbeginn ihre Champions aus 166 verfügbaren Spielern auswählen.

Zweimal pro Woche sind Updates zum Spiel („patches“) verfügbar, die sich vor allem auf die Champions sowie indirekt auf die Teams auswirken, die neue Strategien testen und entwickeln. Damit ist League of Legends ein Spiel mit einem sich ständig ändernden Spielverlauf. Die Auswahl der Champions muss dabei fortwährend den neuen Umständen angepasst werden und die Spieler müssen sowohl das eigene als auch das Verhalten des gegnerischen Teams analysieren.

SAP ermöglicht Echtzeit-Analysen bei einem der größten E-Sports-Turniere weltweit

KI erlaubt präzise Prognosen

Darüber hinaus ist es aufgrund der Art und Weise des Auswahlverfahrens und der unterschiedlichen Strategien der Gegner schwierig, genaue Vorhersagen zu treffen. E-Sports-Teams haben nur eine Woche Zeit, um sich vorzubereiten und die favorisierten Champions sowie die Stärken und Schwächen des anderen Teams herauszufinden.

Bisher schufen Trainer bei Team Liquid Szenarien, die auf manuellen Analysen der Auswahlmuster und der bevorzugten Champions des gegnerischen Teams basieren. Problematisch ist dabei, dass die manuelle Analyse vor der Auswahl stattfindet und Änderungen hinsichtlich der Auswahl und des Ausschlusses der Champions von den Entscheidungen des anderen Teams abhängen. Darüber hinaus machen es die große Anzahl an potenziellen Wettkämpfen und die vielen verschiedenen Strategien der gegnerischen Teams schwer, die Auswahl manuell zu prognostizieren.

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SAP hilft, Spiele zu entscheiden 

Was aber wäre, wenn Team Liquid auf mehr als 6.000 professionelle E‑Sport-Matches des vergangenen Jahres zurückgreifen und so innerhalb von Sekunden die beste Option für die bevorstehende Championauswahl ermitteln könnte? Und was wäre, wenn die Analyse auch die Auswirkungen von Spiele-Patches sowie Daten von 1,6 Millionen Amateurturnieren berücksichtigen könnte, um Veränderungen in Bezug auf die Fähigkeiten und Stärken der Champions auszuwerten? Mit SAP ist jetzt genau das möglich.

Indem SAP AI Core zum Trainieren eines generativen KI-Modells genutzt wird, das Daten aus vergangenen Spielen in den Kontext des anstehenden Spiels stellt, erhält Team Liquid optimale Vorschläge zur Championauswahl, um die Chancen für einen Sieg zu maximieren.

Die auf der SAP Business Technology Platform (SAP BTP) basierende Lösung speichert Daten in SAP HANA Cloud, um die 1,6 Terabyte an Daten vergangener Spiele verarbeiten zu können. Mit diesen Daten wird dann ein intelligenter Bot trainiert. Diese Anwendung, die auf der SAP BTP ausgeführt wird, visualisiert die Prognosen und informiert Team Liquid nach jedem Auswahl- und Ausschlussverfahren über die aktuellen Gewinnchancen.

Manuelle Analysen gehören der Vergangenheit an

Mit dem KI-Bot kann sich Team Liquid in Sekundenschnelle auf potenzielle Auswahlszenarien bei Spielen gegen sämtliche Profi-E-Sport-Teams vorbereiten. Möglich wird dies, indem auf Grundlage einer riesigen Anzahl von Spielen zahlreiche ausschlaggebende Faktoren berücksichtigt werden. Die Trainer und Spieler können Was-wäre-wenn-Analysen durchführen und erhalten anhand dieser Daten wertvolle Einsichten, mit denen sie neue Strategien simulieren können. Dies spiegelt sich auch in einer Zeitersparnis gegenüber der bisherigen manuellen Analyse wider: Team Liquid spart mit den Lösungen von SAP etwa 10.000 Stunden an Zeitaufwand pro Jahr ein.

SAP Business AI nutzt die SAP BTP sowie SAP HANA Cloud, um Team Liquid die Möglichkeit zu geben, mithilfe von Daten fundiertere Entscheidungen zu treffen und so noch erfolgreicher zu sein. Auf diese Weise lassen sich Freude am Spiel und geschäftlicher Erfolg vereinen und die Leistungsfähigkeit von Unternehmens-KI wird für jeden greifbar – nicht nur für Gamer.


Philipp Herzig ist Chief Artificial Intelligence Officer der SAP.

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