Das Trendthema generative AI (GenAI) und die Anwendung im Arbeitsalltag werden auch im Mittelpunkt der „Zukunft Personal Europe“ vom 10. bis 12. September in Köln stehen. Lukas Förster, Head of SAP SuccessFactors Germany, erläutert im Interview die aktuellen HCM-Trends und -Strategien von SAP.
Welche Einsatzszenarien sehen Sie im Bereich HR?
Lukas Förster, Head of SAP SuccessFactors Germany: Der erste Usecase im Bereich AI, der im HR-Bereich auf sehr großes Interesse gestoßen ist, ist die Möglichkeit, mit generative AI Stellenbeschreibungen zu verfassen.
Wenn wir uns HR-Tätigkeiten anschauen, involvieren diese sehr viele Texte, die geschrieben werden müssen. Im HR-Bereich muss man zum Beispiel immer wieder Ziele formulieren, Tickets schreiben, Feedback geben oder Mitarbeiterbesprechungen dokumentieren. Dadurch gibt es sehr schnell sehr viele Anwendungsfälle. Unsere Roadmap für die nächsten Monate umfasst deshalb aktuell auch über 40 Funktionen.
Wir sind bereits mit Joule gestartet, unserem kostenlos aktivierbaren Assistenten, der auf generativer künstlicher Intelligenz basiert und natürliche Sprache nutzt. Wir ermöglichen dadurch all unseren Kunden, ab sofort GenAI auszuprobieren.
Wie funktioniert das genau?
Joule bietet proaktive und kontextbezogene Erkenntnisse aus unseren Lösungen und aus Quellen von Drittanbietern, durchsucht schnell Daten aus unterschiedlichen Systemen und setzt sie in einen Zusammenhang, um intelligentere Erkenntnisse zu gewinnen. Joule revolutioniert so auch die HR-Geschäftsabläufe grundlegend.
Haben Sie ein Beispiel?
Das Datenmodell kann etwa mit allen unternehmensspezifischen Personalrichtlinien trainiert werden. Nutzer können dadurch ihre Fragen, etwa zu den Urlaubsarten im Unternehmen, in Sekunden beantwortet bekommen und dann auch direkt im Anschluss mit Joule die Urlaubsbuchung durchführen. Mithilfe von Joule können alle ihre Aufgaben schneller erledigen – bei gleichzeitig stark verbesserter Effizienz.
Wie ist SAP im Bereich GenAI generell aufgestellt?
Wir führen mit SAP-SuccessFactors-Lösungen den Markt an und machen damit vor, wie man GenAI im Business-Kontext einbinden kann. Unser Ziel ist es, AI in die Alltagsarbeit, in die normalen Arbeitsprozesse einzubetten, um so bei unseren Kunden hohe Effizienzgewinne zu erzielen.
Lassen Sie mich dies mit Hilfe eines Beispiels verdeutlichen: GenAI in SuccessFactors unterstützt unsere Kunden etwa bei der Formulierung von Performance Goals, einer Tätigkeit, die den verantwortlichen Managern oft viel Zeit kostet.
Nehmen wir an, eine Firma hat 20,000 Mitarbeitende und im Schnitt werden pro Mitarbeiter drei Ziele vereinbart, für deren Formulierung ohne GenAI jeweils 15 Minuten benötigt werden. Insgesamt müssten also 60.000 Ziele vereinbart werden. Für die komplette Organisation wären das 15.000 Stunden Arbeitszeit. GenAI in SuccessFactors unterstützt die Kunden bereits jetzt bei der Formulierung von smarten Zieltexten und bei der Erstellung von sinnvollen Meilensteinen.
Nehmen wir also an, die Formulierung eines SMART Goals dauert im Schnitt nur noch sechs Minuten, bedeutet das für die Firma in Summe nur noch einen Aufwand von 6.000 Stunden. Dies ist für die gesamte Organisation, insbesondere für das Management, ein extremer Zeit- und damit Effizienzgewinn. Wir liefern aus den Daten die Prompts in die Modelle.
SAP hat in innovative KI-Unternehmen investiert?
Ja, wir sind zum Beispiel neben dem Heidelberger AI-Startup Aleph Alpha auch an den US-Unternehmen Anthropic und Cohere beteiligt. Aleph Alpha hilft dem Land Baden-Württemberg aktuell bei der Digitalisierung seiner Fachverfahren. Das reicht von der Digitalisierung einfacher Anträge bis hin zur Beantwortung komplexer Anfragen und Recherchen. Die AI-Modelle entwickeln sich gerade sehr schnell weiter. SAP ist hier sehr gut unterwegs.
Sie setzen auch bei der Einführung von generativer KI in Unternehmen auf Partner?
Das stimmt; es gibt so viel Innovation, dafür muss man starke Partner haben. Mit unserem starken Partnernetzwerk sind wir perfekt aufgestellt, um alle Innovationen für unsere Kunden nutzbar zu machen. Auf der SAP Business Technology Platform haben wir einen generative AI Hub, mit dem wir sehr flexibel verschiedene Modelle anbinden können. So können unsere Kunden generative AI sehr einfach nutzen.
Wie ist es mit etwaigen ethischen Fragen beim Einsatz von generativer KI?
Bei HR geht es immer um Menschen und um sensible Daten. Das müssen wir unbedingt sauber abdecken. Als deutscher Technologiehersteller haben wir das aber in unserer DNA. Wir schauen uns immer zuerst an, welche ethischen Fragen zu beachten sind und setzen es erst dann in Technik um.
Wir bei SAP stehen für relevante, verlässliche und verantwortungsvolle KI für Unternehmen. Es gibt bei uns einen eigenen Lenkungsausschuss für KI-Ethik aus leitenden SAP-Mitarbeitern und -Mitarbeiterinnen, der unseren Ansatz, unsere Prozesse und unsere Produktkapazitäten überprüft, um die Übereinstimmung mit unseren Grundsätzen und Richtlinien sicherzustellen.
Uns geht es stets um Qualität. Deswegen führen wir sehr ausführliche Tests durch, und geben die Funktionen nur dann frei, wenn die Qualität stimmt. Künstliche Intelligenz soll den Menschen unterstützen; letztlich trifft die Entscheidungen aber der Mensch.
Ein Blick in die Zukunft: Generative künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch. Was ist daran Hype, was schon Realität in der Business-IT?
Voraussichtlich werden wir erst in einigen Jahren ganz genau wissen, was Hype ist, was underhyped und was overhyped war. Sicher ist: Künstliche Intelligenz, die auf Large Language Modellen (LLM) beruht, wird nicht mehr verschwinden, sie wird die HR-Arbeit nachhaltig auf ein neues Niveau bringen. Davon bin ich überzeugt.
Welche Ihrer Kunden setzen generative KI schon ein?
Auf unserer jüngsten Veranstaltung, der HR Connect in Dresden waren dabei: Annika Naujoks, Digital Transformation Leader, digital@m, ein Unternehmen der Stadt München, und Susann Schmid, Leiterin Kompetenzcenter Personalgewinnung von der Stadt München, die über den Einsatz von AI im Recruiting referierten. Zudem sprachen Moritz Kippenberger, Global Head of HR Services, Qualification & Recruiting bei der BMW Group, sowie Dr. Kai Wehmeyer, Senior Vice President Corporate HR Strategy & Systems bei Bertelsmann.
Wir hatten Beteiligungen von Mainova, Grenke, Boehringer Ingelheim, dem Landesbetrieb Straßenbau NRW, Continental, Knorr-Bremse und MCM Klosterfrau. Sie sehen, es ist ein breites Spektrum. Ich freue mich sehr auf den Austausch mit unseren Kunden, ob in Dresden, auf der bevorstehenden „Zukunft Personal Europe“ in Köln oder vor Ort. Ich kann sagen, das ist jetzt wirklich eine richtig spannende Zeit.
Das Interview führte der freie IT-Journalist Johannes Klostermeier
Lukas Förster
Lukas Förster ist Head of Human Capital Management & SAP SuccessFactors und Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung von SAP Deutschland. Er hat bereits über ein Jahrzehnt SAP-Berufserfahrung, wovon er die letzten fünf Jahre für die SAP Schweiz tätig war. Zuletzt leitete er dort das Public-Sector-Team.
Sein Fokus liegt nun auf SAP SuccessFactors und Human Capital Management. Es geht ihm darum, Unternehmen jeder Größe zu helfen, Mitarbeitende zu begeistern und damit als Unternehmen erfolgreich zu bleiben oder zu werden. Durch Offenheit und Transparenz, einfache Prozesse, Unterstützen statt Vorschreiben, Beteiligen und Begeistern mit innovativen Lösungen und intuitiven Nutzeroberflächen, die das Arbeitsleben einfacher machen. In seiner Freizeit betreibt er verschiedene Sportarten und Outdooraktivitäten. Seine größte Leidenschaft jedoch gehört dem Basketball und dem Wassersport.
SAP und Partner auf der „Zukunft Personal Europe“
Die Messe findet vom 10. bis 12. September 2024 auf dem Messegelände in Köln statt.
Employee Experience, Digitalisierung von HR-Prozessen und Künstliche Intelligenz im Personalwesen – dies sind die Themen, die Unternehmen 2024 bewegen. Sie wollen wissen, mit welchen Lösungen SAP und Partner Ihre HR-Landschaft effizienter machen? Sie möchten sich persönlich mit HR-Experten zu aktuellen HR-Trends, den neuesten Entwicklungen austauschen? Executives von SAP SuccessFactors und SAP stehen zum Gespräch bereit.
Hier erfahren Sie mehr zur Messe „Zukunft Personal Europe“: Übrigens: Interessenten erhalten bei Vereinbarung eines Gesprächstermins auf dem SAP-Stand ein Freiticket für die Veranstaltung. Sie finden uns am Stand K.50 in Halle 4.2. Informieren Sie sich und kommen Sie vorbei!