In dem gemeinsam von SAP und der Deutschsprachigen SAP Anwendergruppe (DSAG) verfassten Positionspapier entwickeln die Autoren Szenarien für die „übernächste“ Generation der Digitalisierung. Einhelliges Credo: Digitalisierung ist längst nicht mehr „nice to have“, sondern unumgänglich.
Im Mittelpunkt des „Visionspapiers Digitaler Wandel“ stehen vier prognostizierte Szenarien, die Unternehmen in die Lage versetzen sollen, neue Geschäftsmodelle zu implementieren, intelligente Geschäftsprozesse zu betreiben, miteinander verbundene Netzwerke aufzubauen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
Dabei geht es weder um einzelne Produkte noch um technologische Erfolgsfaktoren. Natürlich spielen Technologien wie Cloud Computing, Internet of Things (IoT), Big Data, Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen eine Schlüsselrolle für die digitale Transformation, aber die Autoren – Thomas Saueressig, SAP-Vorstand Product Engineering und Otto Schell, Co-Vorsitzender der DSAG – betrachten die Digitalisierung der Unternehmen von einer höheren Warte. Jenseits der technischen Realisierung diskutieren sie vor allem die Frage, wie eine durchgehende „vertikale“ Digitalisierung erreicht werden kann, die über punktuelle Digitalisierungsprojekte hinausgeht und das gesamte Unternehmen ins Auge fasst.
„Wir glauben, dass eine horizontale Digitalisierung – mit Schwerpunkt auf Effizienzoptimierung – in Zukunft nicht ausreichen wird“ schreiben die Autoren. Für sie steht außer Frage, dass der digitale Wandel eine Notwendigkeit ist, damit Unternehmen relevant und wirtschaftlich erfolgreich bleiben und ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden. „Man kann den Eindruck gewinnen, dass aus technologischer Sicht in Bezug auf IT-Ökosysteme in der Vergangenheit nur die nötigsten Schritte vollzogen wurden. Der Wechsel erfolgte von einem Technologie-Stack zum nächsten, ohne je eine echte Transformation zu erreichen.“
Es fehlt noch am Denken in ganzheitlichen digitalen Modellen
Der vorherrschende Ansatz herkömmlicher Geschäftsprozesse sei vor allem von einer internen Perspektive geprägt, das Denken in neuen Modellen noch lange nicht die Norm. Gleichzeitig ändere sich auch der wirtschaftliche und gesellschaftliche Blick auf Unternehmen: „Der Daseinszweck und der Wert eines Unternehmens aus Stakeholder-Sicht hängt in erhöhtem Maße davon ab, dass das Unternehmen Dienstleistungen und Produkte mit einem für die Gesellschaft nachhaltigen Zweck bereitstellt“, resümieren die Autoren. „Der kurzfristige ROI wird an Bedeutung verlieren, da Unternehmen ihren Betrieb künftig an einer langfristigen Vision für die Umwelt und die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit ausrichten müssen.“
Die intelligente, durchgehende Digitalisierung sei dabei der Schlüssel, um diesen grundlegenden Wandel voranzutreiben. Auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie, die nicht Grund, aber Auslöser für ein verstärktes Nachdenken über digitale Projekte war, ergäben sich neue Denkansätze: „Auch aus Widrigkeiten entstehen oftmals die Möglichkeit, resilienter und stärker aus einer Situation hervorzugehen“, schreiben die Autoren und schildern vier Prognoseszenarien, wie Unternehmen nach der COVID-19-Pandemie ihre Werteflüsse gestalten und bereitstellen werden.
Vier Szenarien für den digitalen Wandel
Die Autoren Thomas Saueressig und Otto Schell schildern vier Prognoseszenarien, wie Unternehmen nach der Pandemie ihre Werteflüsse gestalten und bereitstellen werden.
Prognose 1: Neuausrichtung von Unternehmen aller Branchen auf neue Geschäftsmodelle
Prognose 2: Umstellung von Prozess-Workflows zu transparenter Geschäftsprozessintelligenz
Prognose 3: Erweiterung unternehmensübergreifender integrierter Prozesse auf offene und geschlossene Geschäftsnetzwerke
Prognose 4: Nachhaltige Unternehmen
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Für den digitalen Wandel reichen Systeme und Anwendungen nicht aus
Viele Unternehmen haben bereits erste Schritte in Richtung der in dem Papier beschriebenen Prognoseszenarien unternommen. Allerdings hat bisher keines die Ziellinie auch nur annähernd erreicht. Um einen wirklichen digitalen Wandel zu erreichen, müssen Unternehmen radikal umdenken: von der reinen Fehlerbehebung in bestehenden Systemlandschaften und punktuellen Projekten hin zur Ausarbeitung einer zukunftssicheren, vorausschauenden und ganzheitlichen Strategie. Diese Strategie muss Prozesse, Systeme und Daten mit Mitarbeitern und anderen Stakeholdern zusammenzuführen.
„Unternehmen werden feststellen, dass Systeme und Anwendungen nicht ausreichen, um die Werttreiber zu nutzen und die hier angeführten Prognoseszenarien in Gang zu setzen“ schreiben die Autoren. Digitale Projekte endeten niemals mit einer erfolgreichen Implementierung. Zum Digitalen Wandel gehöre vor allem auch eine neue Kultur und Denkweise. Dabei werde eine agiler Arbeitsweise mit einer echten DevOps-Kultur – das heißt mit durchgängigen Verantwortlichkeiten (Ownership) – zur neuen Normalität, auf die Unternehmen ihre Mitarbeiter und Stakeholder vorbereiten müssen.