Finanzchefs von Unternehmen (CFOs) sind heutzutage nicht mehr nur für die Finanzabteilung zuständig. Sie setzen sich aktiv für die Transformation ihres Unternehmens ein. Dabei kümmern sie sich um effiziente, durchgängige Prozesse und sorgen dafür, dass neue Geschäftsmodelle und organisatorische Veränderungen flexibel umgesetzt werden können. Aus meiner Sicht gibt es acht Hauptgründe, weshalb die Cloud hier eine zentrale Rolle spielt.
1. Die Cloud stärkt die Innovationkraft von Unternehmen in Prozessbereichen, die zur Differenzierung beitragen.
Häufig wird die Cloud als Instrument zur Kostenoptimierung gesehen. Aktuelle Studien (zum Beispiel von McKinsey, FINANCE Magazin) zeigen jedoch: Der größte Nutzen der Cloud liegt darin, Geschäftsprozesse zu modernisieren. Das Verarbeitungstempo und die Leistungsfähigkeit einer Cloud-Systemlandschaft (einschließlich der Fähigkeiten der Hyperscaler) bieten ideale Voraussetzungen für Innovationen, etwa durch Advanced Analytics, Data Lakes, intelligente Services sowie benutzerfreundliche No-Code-/Low-Code-Funktionen. Damit lassen sich zentrale Prozesse – wie im Bereich der Kundeninteraktion – schnell optimieren. Dank der Cloud sind Unternehmen also nicht nur effizienter, sondern heben sich auch von Wettbewerbern ab.
2. Die Cloud erleichtert die Standardisierung in Prozessbereichen, die nicht zur Differenzierung beitragen.
Standardisierung ist für ein modernes Management der Geschäftsprozesse unverzichtbar. Sie ist die Grundvoraussetzung für ein hohes Maß an Automatisierung und Effizienzsteigerung, besonders in Bereichen, die nicht zur Differenzierung beitragen, wie z.B. dem Record-to-Report Prozess. Standardisierte Prozesse lassen sich darüber hinaus kontinuierlich und weitaus kostengünstiger weiterentwickeln als in einer nicht standardisierten Umgebung. Bei Cloud-ERP-Systemen erfolgt diese Standardisierung anhand klar definierter, branchenspezifischer Best Practices.
3. Die Cloud ermöglicht skalierbare Hyperautomatisierung und intelligente Prozesse.
Natürlich möchten CFOs möglichst viel automatisieren und bei komplexen Entscheidungsprozessen künstliche Intelligenz nutzen. Dafür benötigen sie skalierbare KI-Services, die umfangreiche Berechnungsmodelle nutzen, an großen Datensätzen trainieren und schnell weiterentwickelt werden können. Eine solche Skalierbarkeit kann nur eine Cloud-Unternehmensplattform bieten. Denn sie weist Ressourcen flexibel zu und entwickelt sich unabhängig von den Anwendungen (zum Beispiel dem ERP-System) weiter.
4. Die Cloud ermöglicht eine Unternehmenssteuerung anhand von Szenarien entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Für eine moderne Unternehmenssteuerung, wie sie von CFOs benötigt wird, müssen verschiedene Voraussetzungen gegeben sein – unter anderem: vernetzte Informationen, um Szenarien ganzheitlich modellieren zu können, intelligente und proaktive Prognosefunktionen sowie flexible Enterprise-Performance-Management-Systeme. Die Cloud bietet diese Eigenschaften: Verschiedene Transaktionssysteme lassen sich flexible miteinander verbinden. Virtuelle Datenzugriffe werden durch moderne Cloud-Data-Warehousing-Technologie unterstützt, und die nötige Leistung für komplexe Simulationen kann bedarfsabhängig bereitgestellt werden. Mit Blick auf die aktuellen Veränderungstreiber, wie Nachhaltigkeit, makroökonomische und politische Instabilität sowie Preisschwankungen bei Rohstoffen, lässt sich sagen: Nur Cloud-basierte Systeme und Plattformen können die von CFOs benötigte Vernetzung, Flexibilität und Innovationskraft bereitstellen.
5. Die Cloud ermöglicht schnelle Veränderung in Bezug auf Organisation und Geschäftsmodell .
Veränderungen gibt es überall – zum einen organisatorische Veränderungen in Form von Übernahmen oder Veräußerungen, zum anderen Prozessänderungen aufgrund sich wandelnder Geschäftsmodelle oder – beispielsweise – Unterbrechungen der Wertschöpfungskette. Cloud-Systeme lassen sich schnell an veränderte Strukturen anpassen und bieten damit die Grundlage, um auf Einflüsse von außen reagieren zu können. Wenn wir auf neue, Service-basierte Geschäftsmodelle blicken, registrieren wir häufig eine deutlich erhöhte Komplexität und signifikant höhere Transaktionszahlen. Dem lässt sich am besten mit einer skalierbaren Cloud-Umgebung begegnen.
6. Die Cloud unterstützt Geschäftsbereiche dabei, auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Meiner Erfahrung nach haben CFOs oft damit zu kämpfen, dass ihre Unternehmen Prozesse nicht schnell genug modernisieren können. Oft liegt das an ERP-Systemen, die schon 15 oder 20 Jahre alt sind und teure, risikoreiche Update-Zyklen durchlaufen müssen. Cloud-Systeme schaffen Abhilfe: Hier ist sichergestellt, dass den CFOs immer die neuesten Funktionen zur Verfügung stehen, um auf Veränderungen in der Geschäftswelt reagieren zu können.
7. Die Cloud erleichtert die Vernetzung.
Wer in Zukunft erfolgreich sein will, muss gut ins Geschäftsumfeld eingebunden sein. Netzwerke mit Lieferanten, Ressourcen, Banken, Kreditagenturen und anderen spielen eine wichtige Rolle und bieten die nötige Flexibilität in der Wertschöpfungskette. Die Systeme und Infrastruktur der Cloud unterstützen solche Netzwerke, fördern die Modularität und ermöglichen den Unternehmen eine einfache und bedarfsgerechte Integration.
8. Die Cloud weist der IT-Organisation eine strategische Rolle zu.
IT-Organisationen berichten oft als reine „Kostenstelle“ an den CFO. Mit der Umstellung auf die Cloud outsourcen sie Aufgaben, die nicht zur Differenzierung beitragen. Dadurch senken sie ihre Kapitalintensität und werden zu einem entscheidenden Innovationszentrum für Unternehmen. Indem sie sich auf die Prozessinnovationen konzentrieren, die zur Differenzierung beitragen (siehe Punkt 1), werden sie vom reinen Kostenfaktor zum Wertschöpfer.
All diese Überlegungen machen deutlich: CFOs, die die Cloud-Transformation der Unternehmenslandschaft aktiv mitgestalten, sind klar im Vorteil.
Christian Straub ist Head of Customer Advisory S/4HANA and Finance für Mittel- und Osteuropa bei der SAP.