Eine der größten Herausforderungen in der Branche Life Sciences ist das Management der Lieferkette. Für temperaturempfindliche Waren gelten besondere Regeln, gerade für den Transport von Produkten aus den Bereichen Pharmazie und Biotech.
Wer mit Produkten handelt, die temperaturempfindlich sind, hat einiges zu beachten. In der Einzelhandelsbranche muss eine Lieferung Joghurt immer mit einer bestimmten Temperatur transportiert werden. Ganz anders kann es bei einer Lieferung Medikamente aussehen. Hier können verschiedene Temperaturen notwendig sein. Jeder Inhaltsstoff muss bei einer spezifischen Temperatur und Luftfeuchte gelagert werden. Sind diese Spezifikationen nicht erfüllt, werden die Arzneimittel unbrauchbar.
Ist es möglich, die Erfahrungen aus der Kühlkettenüberwachung im Einzelhandel auf Medikamentenwirkstoffe zu übertragen? Ja, allerdings nicht eins zu eins. Wie bereits erwähnt haben beiden Branchen ganz unterschiedliche Prozesse. Doch das Prinzip, wie Wirkstoffe oder Produkte überwacht werden, ist gleich.
Sollten bei jedem Transport Bestandsprüfungen durchgeführt werden? Das wäre zwar möglich, aber nicht gerade effizient. Eine Software automatisiert den Prozess der Bestandsprüfung. Menschliche Fehler lassen sich so so auf ein Minimum reduzieren, die Transparenz zwischen den Beteiligten erhöhen. Trotz Bestandsprüfungen besteht weiterhin die Gefahr des Verderbs, was zu hohen Kosten im Herstellungsprozess führen kann.
Abhilfe schaffen mit SAP Leonardo for Life Sciences
SAP hat nun mit SAP Leonardo for Life Sciences, Cold Chain Logistics Option, ein neues Industry Innovation Kit auf den Markt gebracht, das die Qualitätsvorschriften für die Fertigung in hohem Maße zu erfüllt. Das Branchen-Kit hilft, den Verderb von Wirkstoffen und dadurch entstehende Kosten zu verhindern. So kommt es zu weniger qualitätsrelevanten Fehlern, Retouren und Bußgeldern. Für ein Life-Sciences-Unternehmen bedeutet dies höhere Erträge und weniger Nacharbeiten.
So funktioniert das Kit: Stellen Sie sich einen Joghurt als biologisches Arzneimittel vor. (Es wird oft argumentiert, Probiotika in Joghurt seien ein Arzneimittel, aber diese Frage soll hier nicht diskutiert werden.) Wie in Medikamenten gibt es auch in Joghurt Bakterienkulturen, die für den Menschen gut sind und ihm helfen, Nahrung zu verdauen. Biologische Arzneimittel nutzen lebende Zellen, um dem Menschen zu helfen, Krankheiten zu bekämpfen. Sowohl Joghurt als auch biologische Arzneimittel müssen bei bestimmten Temperaturen gelagert werden. Verdirbt eines der beiden, könnte dies für den Menschen schädlich sein.
SAP Leonardo for Life Sciences, Cold Chain Logistics Option, funktioniert ähnlich wie das Industry Innovation Kit für die Einzelhandelsbranche, bei dem der Schwerpunkt auf der Logistik liegt. Um beim Vergleich mit dem Joghurt zu bleiben – die Grundidee, den Verderb zu verhindern, ist bei beiden Kits gleich. SAP hat die Logistiksoftware in drei Kategorien unterteilt: Wareneingang, Produktion und Warenausgang. Beim Wareneingang werden die Lagerbedingungen der Rohstoffe überwacht. Es wird sichergestellt, dass die Rohstoffe nicht verdorben sind und sofort verarbeitet werden können. Sollte bei einem Lastkraftwagen die Klimaanlage ausfallen, wird der Fahrer gewarnt, damit er schnell ein Ersatzfahrzeug finden oder ein Kühlhaus ansteuern kann. Wenn der Transport hin zum Hersteller einwandfrei funktioniert, kommen die Rohstoffe sicher an und können als Inhaltsstoffe verwendet werden.
Im Herstellungsprozess ist die Zeit außerhalb der Kühlkette (Time out of Refrigeration, TOR) ein besonders wichtiger Faktor. Während der Herstellung ist es entscheidend, die Dauer einer Kühlunterbrechung genau zu erfassen. SAP Leonardo for Life Sciences, Cold Chain Logistics Option, hilft den Labormitarbeitern in der Arzneimittelherstellung die Temperaturschwankungen der Kühlaggregate zu überwachen. Anhand dieser Daten können sie voraussagen, ob die Wirkung eines Medikaments beeinträchtigt sein wird.
Nach der Herstellung erfolgt die Lagerung und auch dort werden bei jedem Medikament Temperatur und Luftfeuchte überwacht. Die Labormitarbeiter sehen jede Arznei virtuell auf der SAP Cloud Platform. So sind sie in der Lage, Produktionsplanung und Lagerbestände zu optimieren.
Schließlich erfolgt die Auslieferung der Waren. Die fertigen Produkte werden an Händler versandt. Auch beim Warenausgang werden Daten erfasst, damit Medikamente pünktlich ankommen und während des Transports keinen Schaden nehmen.
Warum Sensoren so wichtig sind
Die mit dem Industry Innovation Kit ausgelieferten Sensoren haben jeweils eine bestimmte Aufgabe. Virtuelle Grenzen, so genannte „Geofences“, erkennen innerhalb eines festgelegten Areals Bewegungen von Lager- und Transporteinheiten. Lagereinheiten wie Kühlschränke, ausgestattet mit Sensoren, Smart Tags oder optional Umgebungssensoren, messen Innen- und Außentemperatur, Luftfeuchtigkeit und Erschütterungen. Smart Tags sind Sensoren, die Informationen an Anwender und Systeme übermitteln, basierend auf dem Standort und den bereitgestellten Informationen. Smart Tags können ein Display haben und lassen sich an Lagereinheiten anbringen. Sie liefern Informationen über das gelagerte Material, zum Beispiel Füllstand, Temperatur oder Zeit außerhalb der Kühlkette. Transporteinheiten wie Gabelstapler können mit Standortsensoren und auch mit Smart-Tag-Lesern ausgestattet werden.
Unternehmen im Bereich Life Sciences ermöglicht das Branchen-Kit den Überblick über ihre Lieferkette: Waren lassen sich in Echtzeit verfolgen, ebenso ob ein Produkt Schaden genommen hat oder Gefahr läuft, früher als erwartet zu verderben. Mit diesen Informationen sind Life-Sciences-Manager in der Lage, Produktionsplanung und Lagerbestände zu optimieren.