Anfang April ging der Industrieservices-Anbieter Rohrer mit SAP S/4HANA Cloud live. Vom ersten Customizing bis zum Go Live brauchte das Team nur zwölf Wochen. Dabei ist die Migration weniger eine Frage der Technologie als des Mindsets, resümiert der Dienstleister S&T, der das Projekt technisch umsetzt.
„Das Schöne bei einem Wechsel in die Cloud ist, dass es eigentlich keine technischen Voraussetzungen gibt. Man braucht nur einen Rechner mit Internet-Zugang.“ Davon ist jedenfalls Michael Perfler überzeugt. Er ist Business Unit Manager SAP beim Systemhaus S&T, das für den steirischen Industrieservices-Anbieter Rohrer die Migration auf SAP S/4HANA Cloud umsetzt. Konkret: Das Unternehmen verlagert die Standardprozesse aus FiCo sowie Logistik in die Cloud, das selbstentwickelte ERP-System wird über Schnittstellen angebunden.
Vor wenigen Tagen gingen die ersten Standorte live. Derzeit zeigen sich die typischen Umgewöhnungserscheinungen, wie Perfler sagt. So brauchen einzelne Anwender zusätzliche Berechtigungen und an der einen oder anderen Schnittstelle muss nachjustiert werden.
Rohrers Projektleiter Michael Friess löst das, wie immer, mit Kommunikation. „Wir halten jetzt jeden Morgen um 8.30 eine kurze Telefonkonferenz und besprechen, was getan werden muss“, berichtet Perfler. Mit „wir“ meint er das Kernteam aus Vertretern aller Fachbereiche, dem IT-Team von Rohrer sowie SAP-Spezialisten aus seiner eigenen Firma. Dass dieses Team fachlich so breit aufgestellt ist, hält Perfler für einen großen Pluspunkt. Vor allem aber sagt er: „Wir haben bei Rohrer das Glück, mit einem extrem kompetenten und motivierten Kernprojektteam zusammenzuarbeiten und in diesem Umfeld auch die Entscheidungswege sehr kurz zu halten.“
Genau das spiegelt das nötige Mindset wider. Cloud Computing assoziiert Perfler mit Innovation und ständiger Weiterentwicklung. Das heißt: wer in die Cloud geht, bekommt vierteljährlich Updates und Funktionserweiterungen. Wer als Sachbearbeiter bei diesem Tempo mithalten will, muss bereit sein, ständig zu lernen.
Vier typische Phasen eines SAP-Projektes
Stichwort Tempo: „Vom ersten Customizing bis zum Go-Live sind nur zwölf Wochen vergangen“, berichtet Perfler. Das Team konnte die typischen vier Phasen eines SAP-Projektes – Explore (oder Analyse), Realize (Implementierung), Deploy (Vorbereitung auf den Echtbetrieb) und Run (Betrieb) – wesentlich verkürzen. Denn in der Analysephase haben sich die Akteure gleich auf „Fit to Standard“ konzentriert. „Die Nutzung von Standardprozessen mag einzelne operative Veränderungen bedeuten, verringert aber mittel- und langfristig die Total Cost of Ownership und erhöht die Möglichkeit, von den Entwicklungen in der Cloud zu profitieren“, sagt Perfler. Weniger technologisch und eher menschlich betrachtet heißt das allerdings auch, dass „die Lernkurve von on premise auf die Cloud“ nicht unterschätzt werden darf, merkt Projektleiter Michael Friess an.
Glücklicherweise bringen die Mitarbeiter bei Rohrer die nötige Offenheit mit. Das bestätigen jedenfalls die Leiterinnen von Controlling und Buchhaltung, die beide zum Kern des Projektteams zählen. Dieselbe Offenheit und Neugier verlangt Perfler von den Kollegen bei S&T. Der SAP-Goldpartner ist durchweg Cloud-zertifiziert. Für ein Projekt wie dieses setzt Perfler außerdem eine betriebswirtschaftliche Ausbildung und Kenntnisse der Abläufe in den jeweiligen Themenbereichen voraus: „Dies allein schon, um sich mit den Fachbereichsleitern auf Augenhöhe unterhalten zu können“, erklärt er. Und fügt an: „Für das ‚Übersetzen‘ der fachlichen Anforderungen in ein Umsetzungskonzept ist jedes Jahr an Erfahrung im bisherigen SAP-Umfeld hilfreich.“
Rohrer homogenisiert die Systemlandschaft mit Cloud ERP
Weil Rohrer eben nicht komplett in die Cloud geht, sondern Teile des hausgemachten ERP-Systems über Schnittstellen anbindet, müssen S&Ts IT- und Business-Berater die Anbindung von Vorsystemen über die SAP Cloud Plattform abdecken. Für die Anbindung nutzt das Unternehmen vorwiegend webbasierte Services zum Datenaustausch. Perfler betrachtet die Platform nicht nur als Basis für die Individualentwicklungen, sondern auch als Enabler für neuere Technologien wie Machine Learning oder das Internet of Things (IoT). So wäre es denkbar, dass die Firma Rohrer – die beispielsweise Tanks und ganze Anlagen reinigt und wartet – mittels Sensoren und Vernetzung Predicitive Maintenance nutzt.
„Wer in die Cloud geht, muss sich nicht mehr um Hardware, Betriebssysteme und Anwendungen kümmern und kann sich ganz auf sein Kerngeschäft konzentrieren und braucht keine umfangreiche IT-Infrastruktur mehr, sondern nur einen Rechner mit Internet-Zugang.“ (Michael Perfler, Systemhaus S&T)
Die Finanzbuchhaltung arbeitet nun standortübergreifend mit einem einheitlichen System in der Cloud, statt wie bisher mit länderspezifischen Anwendungen vor Ort. Dass der Anwender Teile des IT-Managements an die SAP abgeben kann, hält Michael Perfler für einen der größten Vorteile der Cloud. Die europäischen Rechenzentren für SAP S/4HANA Cloud stehen in Frankfurt und St. Leon-Rot (Baden-Württemberg). „Wer in die Cloud geht, muss sich nicht mehr um Hardware, Betriebssysteme und Anwendungen kümmern“, schließt Perfler. „Er kann sich ganz auf sein Kerngeschäft konzentrieren und braucht keine umfangreiche IT-Infrastruktur mehr.“ Sondern nur noch einen Rechner mit Internet-Zugang.