Auf der SAPPHIRE NOW präsentierte Hasso Plattner SAP HANA Cloud Services und SAP Data Warehouse Cloud und sprach über die Übernahme von Qualtrics.
Besucher der Keynotes auf der SAPPHIRE NOW freuen sich meist besonders auf das Spannungsfeld, das sich aus dem mitreißenden Strategieüberblick von SAP-Vorstandssprecher Bill McDermott am ersten Tag und der technischen Präsentation des Mitbegründers und Aufsichtsratsvorsitzenden Hasso Plattner am zweiten Tag ergibt.
Vor vollem Haus „entschuldigte“ sich Plattner scherzend für die Unterschiede zwischen seiner Keynote und der von McDermott am Vortag: „Das ist das Gegenteil von dem, was Sie gestern hier erlebt haben. Mir hat man kein Budget bewilligt. Wir machen es deshalb auf die althergebrachte Art: ein paar PowerPoints … und deutlich mehr ,IT‘. Das hier ist die kostengünstige Keynote-Variante.“
So mag zwar die Präsentation bescheidener ausgefallen sein, doch inhaltlich ging es hochtechnisch zu. Plattner sprach über das Thema, das ihm ganz besonders am Herzen liegt: SAP HANA. Für ihn ist SAP HANA die „Grundlage des intelligenten Unternehmens“, und er verwies stolz auf die Erfolgszahlen: 50.000 Kunden mit Lizenzen für SAP HANA, 72 Terabyte Hauptspeicher beim größten Kunden mit einer Scale-out-Konfiguration, ein Kunde, der täglich 100 Millionen Transaktionen verarbeitet, und 48 Terabyte Hauptspeicher beim größten Kunden mit einem Netzwerkknoten.
So beeindruckend diese Zahlen auch sind, so sehr freute sich Plattner, mit dem neuen Angebot SAP HANA Cloud Services ein neues Kapitel in der Erfolgsgeschichte von SAP HANA aufschlagen zu dürfen. „Die Datenbank SAP HANA ist zu gut, um nur in SAP-Unternehmensanwendungen genutzt zu werden“, erklärte er und verwies auf das massive Datenwachstum in unterschiedlichen Quellen, insbesondere in Systemen für das Customer Relationship Management (CRM).
Cloud Services: Schnell, flexibel und unkompliziert
Gerrit Kazmaier, Senior Vice President des Bereichs SAP HANA and Analytics, gesellte sich zu Plattner auf die Bühne. Gemeinsam erläuterten sie, wie mit SAP HANA Cloud Services die Leistungsfähigkeit der SAP-HANA-Datenbank in der Cloud verfügbar gemacht werden soll. So entsteht ein zentraler Zugang zu beliebig großen Datenbeständen, mit dem sich die Herausforderungen verteilter Datenlandschaften bewältigen lassen. Durch die Kombination der In-Memory-Technologie von SAP HANA mit der Virtualisierung von Daten wird das Datenmanagement für Anwender einfacher und flexibler.
In seinem Blog führte Kazmaier die Vorteile des neuen Angebots aus: „Mit SAP HANA als Fundament basiert die neue Lösung auf der schnellsten In-Memory-Computing-Engine auf dem Markt. Indem wir diese Engine flexibel machen, ermöglichen wir eine unbegrenzte Skalierung. Damit können Kunden bei Bedarf weitere Ressourcen hinzufügen – und die Kapazität wieder verringern, wenn sie nicht mehr benötigt wird. Auf der Grundlage von Technologien wie SAP IQ steht mit SAP HANA Cloud Services außerdem ein äußerst kostengünstiger SQL-Data-Lake als Speicherebene zur Verfügung.“
Ein großer Vorteil des neuen Angebots besteht darin, dass es die Leistungsfähigkeit von SAP HANA für Unternehmen jeder Größe zugänglich macht. „Viele glauben, dass SAP HANA nur für große Unternehmen und komplexe Szenarien geeignet sei“, so Kazmaier. „SAP HANA ist eine Lösung für alle! Mit SAP HANA Cloud Services stellen wir die Technologie als Service mit niedrigen Gesamtbetriebskosten bereit, was allen Unternehmen einen sofortigen Umstieg auf SAP HANA ermöglicht.“
SAP HANA für alle: die neue Lösung SAP Data Warehouse Cloud
Unter diesem Motto „SAP HANA für alle“ stellten Plattner und Kazmaier anschließend SAP Data Warehouse Cloud vor, die erste Lösung, die im Rahmen von SAP HANA Cloud Services auf den Markt kommen soll.
„In meinen Augen ist das der neueste und coolste Service im Bereich Datenmanagement“, zeigte sich Kazmaier begeistert. „Bei der Entwicklung haben wir uns von einem Grundprinzip leiten lassen: Einfachheit. Damit möchten wir erreichen, dass der Service nicht nur von IT-Experten für Data-Warehouse-Aufgaben genutzt wird, sondern von allen im Unternehmen, die mit Daten arbeiten möchten.“
SAP Data Warehouse Cloud führt Daten aus unterschiedlichen Quellen in einer Lösung zusammen und gewährleistet gleichzeitig, dass der Datenbestand eines Unternehmens geschützt, vertrauenswürdig und semantisch reichhaltig ist. Die Anwender können rasch auf die gesamte Datenlandschaft zugreifen und die Inhalte nutzen, die für ihren Geschäftsbereich relevant sind. Sie profitieren dabei von einem flexiblen Preismodell, das sich am Verbrauch orientiert. Interessierte SAP-Kunden können sich für das Beta-Programm anmelden.
Auch On-Premise-Kunden profitieren von den Cloud-Entwicklungen
Zwar lag der Schwerpunkt am zweiten Tag der SAPPHIRE NOW auf neuen Cloud-Angeboten, doch hatten Plattner und Kazmaier auch gute Nachrichten für die On-Premise-Kunden von SAP HANA im Gepäck: Auch sie sollen von den Entwicklungen auf der Cloud-Plattform und der Möglichkeit einer flexiblen Kapazitätserweiterung profitieren. „Da die Entwicklung in der Cloud wesentlich schneller voranschreitet als in allen anderen Bereichen, werden künftige SAP-Lösungen zunächst für die Cloud entwickelt“, erklärte Plattner. „Die Erfahrungen, die wir in der Cloud machen, werden dann auch in unsere On-Premise-Lösungen einfließen. Wir haben nicht vergessen, dass ein Großteil unserer Kunden noch mit On-Premise-Systemen arbeitet.“
Experience Management: Verknüpfung von operativen Daten mit Erlebnisdaten
Innovative Lösungen für den schnellen Zugriff auf Daten sind wichtig, entfalten ihr Potenzial jedoch erst mit einer umfangreichen Datenbasis. Mit der kürzlichen Übernahme von Qualtrics, einem Pionier im Bereich Experience Management (XM), eröffnen sich der SAP neue Möglichkeiten für den integrierten Zugriff auf operative Daten (O-Data) und Erlebnisdaten (X-Data).
„Das Erlebnis ist das neue Ordnungsprinzip der Weltwirtschaft“, hatte McDermott in seiner Keynote am ersten Tag der SAPPHIRE NOW ausgeführt. „Alle CEOs, mit denen ich mich unterhalte, möchten die Erlebnislücke schließen. Diese Lücke beschreibt die Kluft zwischen dem, was die Menschen erwarten, und dem, was sie tatsächlich bekommen. […] SAP ist zwar die größte Quelle für operative Daten, doch unsere Systeme stellten bislang keine Experience-Daten bereit.. SAP muss die Plattform sein, die Experience-Daten – X-Data – und operative Daten – O-Data – zusammenführt. Durch die Kombination von X- und O-Data können Sie auch einer großen Zahl von Kunden ein personalisiertes Erlebnis bieten und so die Erlebnislücke schließen.“
Plattner merkte scherzend an, dass es ihn ärgere, dass Experience-Management-Software „keine Erfindung der SAP“ sei. Er holte Qualtrics-Mitbegründer Jared Smith auf die Bühne, um mit ihm über die Bedeutung von X-Data und O-Data zu sprechen und dem Publikum einen Einblick zu geben, wie Qualtrics und die SAP diese beiden Datentypen in einer anwenderfreundlichen Lösung zusammenführen möchten.
Auf die richtigen Daten kommt es bei der Customer Experience an
Jared Smith verglich das Treffen von geschäftlichen Entscheidungen ausschließlich auf der Grundlage von operativen Daten mit der Steuerung eines Flugzeugs mit nur einem Instrument: Es steht ein Teil der benötigten Informationen zur Verfügung, doch das Gesamtbild fehlt. „Das erleben wir immer wieder“, so Jared. „In ihrem Streben nach Erfolg in der Erlebniswirtschaft setzen Unternehmen die falschen Schwerpunkte, da sie nicht über die richtigen Instrumente für strategische Entscheidungen verfügen.“
Nach Ansicht von Smith liegt das wahre Potenzial von X-Data in ihrer Integration in sämtliche SAP-Systeme, die Kunden heute nutzen: Durch diese Kombination entsteht ein echtes Gesamtbild des Unternehmens mit Informationen dazu, wie Kunden Produkte wahrnehmen. Diese wertvollen Einblicke unterstützen die kurz- und langfristige Planung. „Die richtigen Prioritäten zu setzen ist oft wichtiger als die Ausführung“, betonte der Qualtrics-Mitbegründer. „Legt man die falschen Annahmen zugrunde, wird man nicht ans richtige Ziel kommen.“
Zusammen mit Plattner ging Smith auch auf die Frage ein, die er als die „Eine-Million-Dollar-Frage im Saal“ bezeichnete: wie die SAP beabsichtigt, Qualtrics in das bereits sehr solide SAP-Lösungsportfolio zu integrieren. „Wir möchten weder in das operative System noch in das Experience-Management-System – das Qualtrics-System – eingreifen“, erklärte Plattner. Vielmehr lassen sich die Daten aus diesen beiden Systemen zusammenführen, indem spezielle Bereiche in SAP HANA Cloud Services geschaffen werden, die einen direkten Zugriff auf die Informationen ermöglichen, ohne Daten aus dem Quellsystem an ein anderes System übertragen zu müssen.
Erlebnisdaten als Grundlage für die Verbesserung von SAP-Produkten
Plattner erinnerte sich an die Anfangsjahre der SAP, als er und die anderen Gründer sich oft monatelang mit Kunden zusammensetzten, um ihre geschäftlichen Probleme zu verstehen und Lösungen dafür zu entwickeln. So wurden damals X-Data erfasst. Im Wissen darum, wie wichtig Erlebnisdaten auch für die Verbesserung von SAP-Lösungen sind, forderte er alle SAP-Kunden auf, Feedback zu den von ihnen genutzten Produkten zu geben und damit künftige Updates zu unterstützen. „Ich verspreche Ihnen – auch wenn ich nicht sagen kann, wie lange es dauern wird –, dass wir alles daran setzen, dieses Feedback einfließen zu lassen“, bekräftigte er. „Wir werden das System auf Detailebene verbessern und alles dafür tun, ein Aushängeschild zu sein und unseren Kunden mit gutem Beispiel voranzugehen, wie sich Abläufe durch die Zusammenführung von X- und O-Data optimieren lassen.“