Bei SAP Fiori hat sich seit der Markteinführung vor mehr als einem halben Jahrzehnt viel getan. Diese Entwicklung hat Missverständnisse darüber aufgeworfen, was SAP Fiori genau ist. Wenn wir heute von SAP Fiori sprechen, meinen wir ein umfassendes Designsystem für Unternehmenssoftware.
SAP Fiori umfasst eine Reihe von Komponenten und Patterns, die auf verschiedene Weise miteinander kombiniert werden können. Außerdem stehen Beschreibungen und Anleitungen zur Nutzung, zum visuellen Design, zu Texten, zum Ton und zur Integration in das Produktportfolio zur Verfügung. Obgleich das Designsystem verschiedene Technologien, Plattformen und Interaktionsmodi umspannt, ist es wichtig zu bedenken, dass alles bei SAP Fiori denselben Designwerten, -prinzipien und -verfahren folgt.
Aber wie sind wir zum heutigen SAP Fiori gekommen? Hat die SAP wirklich Leute zusammengetrommelt und von einem auf den anderen Tag ein Riesenprojekt gestartet, um dieses umfassende Designsystem zu entwickeln? Die kurze Antwort lautet „nein“. Die lange Antwort ist in den folgenden Absätzen zu finden. Es ist eine Geschichte, bei der die Lösung eines großen Problems Schritt für Schritt pragmatisch angegangen wurde und das, was funktionierte, weiterentwickelt wurde.
Neues Design und User Experience mit SAP Fiori 1, 2 und 3
Vielleicht haben Sie schon von SAP Fiori 3 gehört und sich gefragt, was wohl mit SAP Fiori 1 und 2 passiert ist. Anfangs war SAP Fiori eine Sammlung von Anwendungen mit einem bestimmten Design. Es gab also eigentlich nie ein SAP Fiori „1“ . Wir wussten damals ja nicht, dass sich das Konzept als so erfolgreich erweisen würde. Es gab „einfach nur“ SAP Fiori als pragmatischen Ansatz, um eine Lösung für ein sehr großes Problem zu finden. Unsere Software war zu kompliziert zu bedienen und die Anzahl von Anwendungen und Technologien kaum zu überblicken. Angesichts von Dutzenden Technologien und Hunderttausenden Bildschirmbildern war dies wirklich ein großes, hartnäckiges Problem. Die ersten SAP-Fiori-Anwendungen waren in erster Linie für den Einsatz auf Mobilgeräten konzipiert. Deshalb zielte der nächste Entwicklungsschritt, SAP Fiori 2, darauf ab, das SAP-Fiori-Design auf handfeste ERP-Szenarien zu übertragen. Und jetzt kommt die nächste Stufe: SAP Fiori 3. Dabei geht es darum, das SAP-Fiori-Designsystem auf alle SAP-Produkte im intelligenten Unternehmen anzuwenden.
Um die Entwicklung und Einführung von SAP Fiori zu unterstützen, bieten wir zahlreiche Ressourcen für Designer und Entwickler an, unter anderem die SAP-Fiori-Richtlinien, SAP Fiori elements, SAP Fiori fundamentals, die SAP Fiori apps reference library, überschaubare Online-Lerninhalte, die als Beacon bezeichnet werden, sowie SAP Fiori makers, eine virtuelle Community, in der designorientierte SAP-Partner in virtuellen Gesprächen ihre SAP-Fiori-App-Designs vorstellen und ihre Erkenntnisse präsentieren können.
SAP Fiori „1“ – eine neue Benutzererfahrung
Die Umgestaltung und Neuentwicklung der Benutzungserfahrung von SAP-Anwendungen begann mit vier Benutzerrollen und erstreckte sich auf 25 der gängigsten SAP-Szenarien. Dazu gehörten etwa die Genehmigung von Urlaubs- und Reiseanträgen, das Anlegen von Kundenaufträgen und die Nachverfolgung von Bestellungen. Aller Anfang ist schwer: Was aus heutiger Sicht wie kleine Schritte erscheinen mag, war tatsächlich ein Riesenprojekt. Rückblickend ist das Bemerkenswerte, dass SAP Fiori genau das bewirkt hat, was es bewirken sollte: eine Revolution in der Benutzererfahrung für die SAP und für Unternehmenssoftware einläuten.
Die SAP informierte in einer Pressemitteilung vom 15 Mai 2013 über die Einführung einer „Sammlung verschiedener Apps, die eine intuitive und einheitliche Nutzung der am weitesten verbreiteten Softwarefunktionen bieten – und das über diverse Geräte: vom Desktop über Tablets bis hin zu Smartphones“. Ein Jahr und eine Woche nach der Einführung gab die SAP die Verfügbarkeit von mehr als 300 SAP-Fiori-Apps bekannt. Im folgenden Jahr stieg die Zahl der SAP-Fiori-Apps auf über 500. Die Begeisterung über SAP Fiori breitete sich im Unternehmen aus und ergriff vor allem auch unsere Kunden.
SAP Fiori 2 erhält Red Dot Design Award
Während das Design-Team an der Weiterentwicklung der SAP-Fiori-Benutzererfahrung für komplexere Szenarien (eines der Hauptziele von SAP Fiori 2) arbeitete, drehten die Teammitglieder ein Video, das zeigte, wie SAP Fiori 2 die Erfassung eines Kundenauftrags vereinfacht (was im klassischen ERP recht kompliziert ist). Dieses Video reichten sie dann für die Red Dot Design Awards 2015 ein, den renommiertesten Wettbewerb für Produktdesigner. Zur Freude aller gewann das Team die Auszeichnung für das Designkonzept! Dieser Sieg war eine willkommene Bestätigung, dass die SAP die richtige Richtung eingeschlagen hatte.
Während wir SAP Fiori 2 in SAP S/4HANA integrierten, konnten wir unseren Kunden auf der Kundenkonferenz SAPPHIRE NOW 2016 schon zeigen, wie dies die Leistungsfähigkeit von ERP mit einem modernen und einfachen Design verband. Um den Bedürfnissen unserer Nutzer gerecht zu werden, wurden folgende Verbesserungen eingeführt: Bildschirmplatz, Seitentypen, Navigation, und eine flexiblere Startseite. Auch der SAP-Sprachassistent hatte mit Fiori 2 seinen ersten Auftritt, ebenso wie die Viewports, welche mittels einer eleganten Animation zusätzliche Bereiche mit Benachrichtigungen in den Fokus des Nutzers rücken. Es wurden noch weitere Designkonzepte entwickelt, die den Benutzern kontextbezogene und proaktive Unterstützung bieten, beispielsweise „Situations“, aber diese kamen erst in der neuen Version SAP Fiori 3 zum Zuge.
SAP Fiori 3: das Design auf alle SAP-Produkte im intelligenten Unternehmen anwenden
Da bei SAP Fiori von Anfang an moderne Konzepte und Designprinzipien angewendet wurden, die den Benutzern hohen Bedienkomfort bieten und ihnen helfen, ihre Arbeit einfacher zu bewältigen, fasste der SAP-Vorstand den wegweisenden Beschluss, SAP Fiori einen wichtigeren Platz einzuräumen als den einer separaten Gruppe von Apps, die neben unserer Kernsoftware besteht. Im Herbst 2016 kündigte die SAP an, dass SAP Fiori in Zukunft DAS Designsystem für all unsere Produkte sein würde. Während sich SAP Fiori weiterentwickelt und eine immer größere Reichweite erlangt, sehen wir es nach wie vor als unsere Aufgabe, die Benutzer mit der bestmöglichen Erfahrung zu unterstützen. Um diese Aufgabe zu erfüllen, hat die SAP drei Prioritäten für die Benutzererfahrung gesetzt: Konsistenz, Integration und Intelligenz.
Einheitliche Benutzererfahrung motiviert Mitarbeiter
Im Laufe der Jahre hat die SAP eine Reihe von erstklassigen Lösungen erworben. Damit haben wir unsere Position als Marktführer im Bereich Unternehmenssoftware gefestigt und uns zugleich auch als führender Anbieter von Cloud-Lösungen etabliert. Der Transformationsprozess ist nun in vollem Gang, und die Zeit ist gekommen, sich auf eine einheitliche Benutzererfahrung zu konzentrieren.
Eine einheitliche Benutzererfahrung ist aus vielerlei Gründen betriebswirtschaftlich sinnvoll. Die Benutzer müssen weniger geschult werden, werden schneller produktiv, machen weniger Fehler, produzieren höherwertige Daten und sind motivierter. Wenn Benutzer über unbekannte Symbole rätseln, nach Drucktasten suchen, sich fragen, was bestimmte Fachbegriffe wohl zu bedeuten haben, und die Bedeutung von Farben neu lernen müssen, brauchen sie länger für ihre Arbeit und sind frustriert. Entspricht hingegen das Erscheinungsbild und Verhalten einer Oberfläche den Erwartungen der Benutzer, dann haben sie das Gefühl der Kontrolle und Expertise. Dann sind sie auch eher bereit, die Software überhaupt zu nutzen und sich auf neue Anwendungen einzulassen, die ihnen vielleicht helfen, ihre Arbeit besser und schneller zu erledigen als je zuvor.
Um eine konsistente Benutzererfahrung zu schaffen, arbeiten wir in mehreren Phasen daran, das Erscheinungsbild, die gängigen Funktionen, die Steuerelemente und die Floorplans des intelligenten Unternehmens zu harmonisieren. Als erste Maßnahme stellte die SAP am 25. April mit SAP UI5 1.65 das neue Theme Quartz und das neu gestalteten und vereinfachten Navigationsbereichs zur Verfügung. Weitere Innovationen für mehr Konsistenz werden den Kunden schnellstmöglich zur Verfügung gestellt.
Integration und sprachbasierte Bedienung
Im herkömmlichen Sinne stand das Wort „Integration“ in der IT für Datenintegration, Prozessorchestrierung und Single Sign-On. Aber die Benutzer von heute erwarten und verdienen mehr als das. Uns ist bewusst, dass unsere Kunden bei der Nutzung von SAP-Software erwarten, sich nahtlos durch unser gesamtes Produktportfolio bewegen zu können. Ihnen ist es egal, ob es SAP Concur, SAP Fieldglass, SAP SuccessFactors, SAP S/4HANA oder ein anderes SAP-Produkt ist, das ihnen im Hintergrund die Arbeit erleichtert. Und sie sollten sich darüber auch keine Gedanken machen müssen. Als weitere Errungenschaften auf dem Weg zu einer integrierten Erfahrung haben wir eine zentrale Liste aller Aufgaben und Genehmigungen (Inbox) und ein Launchpad mit „Cards“ entwickelt. Darin sehen die Benutzer nur für sie relevante Inhalte aus verschiedenen SAP-Produkten. Auf diese Weise wurde viel Überflüssiges und unnötige Navigation eliminiert, sodass sich die Benutzer auf das konzentrieren können, was in ihrem Job wichtig ist.
Ein weiterer Pluspunkt für die Integration sind die sprachbasierte Bedienung. Darüber können die Benutzer einem Sprachassistenten in natürlicher Sprache – gesprochen oder über die Tastatur – mitteilen, was sie tun möchten. Das System sucht die gewünschten Informationen für die Benutzer zusammen. Auf diese Weise können die Benutzer produktübergreifend in einer fortlaufenden Konversation arbeiten, und das alles auf einem einzigen Bildschirmbild.
SAP Fiori 3 bietet außerdem ein ganz neues Sucherlebnis mit einer verbesserten Vorschau, einer besseren Ergebnisseite und Visualisierungen der Ergebnisse. Diese Suchfunktionen sind natürlich vollständig in den Sprachassistenten integriert.
Künstliche Intelligenz
Neben Konsistenz und Integration bringt SAP Fiori 3 auch eine produktivere Nutzung von Unternehmenssoftware durch den Einsatz von maschineller Intelligenz mit sich. Je mehr Informationen Benutzer zur Verfügung haben, umso besser können sie ihre Arbeit bewältigen. Doch ist die Menge von verfügbaren Informationen heute unüberschaubar. Selbst das intelligenteste menschliche Gehirn ist mit dem Versuch überfordert, diese Informationsflut zu analysieren. Unser UX-Modell „Situations“, das mit maschineller Intelligenz arbeitet, sammelt wichtige Informationen aus verschiedenen Teilen des Unternehmenssystems und informiert die Benutzer über Geschäftsereignisse, um die sie sich kümmern müssen. Anschließend gibt es Empfehlungen aus und lernt aus den Entscheidungen der Benutzer. Durch die proaktive Zusammenstellung relevanter Informationen für den Benutzer in einer verständlichen Abfolge kann das System dem Benutzer auch die beste zu ergreifende Maßnahme empfehlen. Irgendwann können die Benutzer nach und nach einige Aufgaben vertrauensvoll an das System übergeben. Dank dieser Unterstützung können sie ihre Aufgaben besser erledigen und gewinnen Freiraum, um sich auf strategische und kreative Aufgaben zu konzentrieren.
Weiterentwicklung vorantreiben und Funktionierendes beibehalten
Wie Sie erfahren haben, haben sich zwischen 2013 und heute einige Dinge bei SAP Fiori verändert. Vor allem hat es sich von einer Gruppe von Apps zu einem umfassenden Designsystem für alle SAP-Produkte weiterentwickelt. Aber einiges ist auch unverändert geblieben. Von Beginn an sind die Designprinzipien von SAP Fiori dieselben geblieben: rollenbasiert, anpassungsfähig, kohärent, einfach und leicht zu bedienen. Und auch unser Bestreben, Unternehmensbenutzern die bestmögliche Benutzererfahrung zu bieten, hat sich nicht geändert.
Weitere Informationen
Weitere Informationen finden Sie in der SAP-Fiori-Roadmap. Suchen Sie einfach unter www.sap.com/roadmaps nach „Fiori“.
In einem zweiminütigen Video erklärt Thomas Reiss, Vice President des Bereichs SAP Design Product Management, wie SAP Fiori für ein tolles Benutzererlebnis in SAP S/4HANA sorgt.