Lebensmittelketten agieren heute – so wie andere Einzelhändler auch – in einer Erlebniswirtschaft. Neben Preis und Auswahl erwarten Kunden stets frische Ware. Möglich macht dies die digitale Lieferkette.
Im Lebensmittelhandel hängt ein positives Kundenerlebnis größtenteils davon ab, wie frisch die angebotenen Lebensmittel sind. Kunden sind wählerisch und viele bevorzugen Supermärkte mit stets frischen Waren. Gelangen Erdbeeren oder verzehrfertige Salate mit einem Tag oder sogar lediglich mehreren Stunden Verspätung in die Läden, kann sich dies auf die Qualität der Lebensmittel auswirken – ganz zu Schweigen von Umsatzverlusten und Gewinneinbußen.
Logistische Herausforderungen großer Einzelhändler
Der schiere Umfang der Geschäftstätigkeiten der Schweizer Genossenschaft Migros birgt eine Vielzahl von Herausforderungen. Migros ist nicht nur eine Supermarktkette, sondern die größte Einzelhandelskette der Schweiz. Migros Aare, die umsatzstärkste der zehn Migros-Genossenschaften, betreibt 126 Supermärkte, 29 Einkaufszentren und 56 Fachgeschäfte mit einen Jahresumsatz von mehr als 3,4 Milliarden Schweizer Franken.
„Um dafür zu sorgen, dass die Ware stets frisch ist, sind effiziente Logistikprozesse und -systeme notwendig“, erklärt Manuel Melliger, Leiter des Bereichs für Logistikprojekte bei Migros Aare. „Wir setzten bei Migros in der Vergangenheit mehrere Systeme zur Lagerverwaltung an verschiedenen Standorten ein. Dadurch war es nicht möglich, einen durchgehenden und zeitnahen Informationsfluss aufrechtzuerhalten.“ Dem Logistikteam bei Migros Aare fehlte Transparenz und ein guter Überblick. Doch gerade diese Attribute sind entscheidend, um die Frische von Lebensmitteln mit kurzer Haltbarkeit zu gewährleisten.
Besonders Datenlatenz bezüglich der Warenlieferung stellte ein großes Problem dar. „Der Prozess für Prognosen und Nachschubsteuerung basierte auf einer ungenauen Bestands- und Bedarfssicht“, berichtet Melliger. „Beim Handel mit Gemüse, Blumen und Pflanzen sind präzise Nachfrageprognosen jedoch das A und O einer kundenorientierten Lieferkette.“
Die digitale Lieferkette hält Einzug
Migros nutzte in der Vergangenheit ein Kundeneinzelfertigungsmodell. Bei diesem Konzept mussten alle an der Lieferkette Beteiligten darauf warteten, dass die Filialen Bestellungen an die Lieferanten schickten. Erst dann begann die Kommissionierung der Waren in der Logistik. Migros mangelte es dadurch an Flexibilität beim Umgang mit Spitzenlasten.
Die Genossenschaft Migros Aare stellte deshalb ihre Lieferkette auf ein durch Digitalisierung gestütztes, iteratives Prognosemodell um. Dank verbesserter Transparenz und Planungssicherheit sowie einer iterativ erzeugten Nachfrageprognose können Bestellungen bei Lieferanten aufgegeben werden. Die Kommissionierung der Waren beginnt bereits, bevor die Bestellungen aus den Filialen eintreffen.
Dieses Modell optimiert Durchlaufzeiten und Datengenauigkeit, sodass sich der Warenfluss bei Migros präzise planen und steuern lässt. Mit Spitzenlasten kann nun leichter umgegangen werden, denn die Verfügbarkeit der Waren im Lager und die Palettierung ist auf den Filialbedarf abgestimmt. So sind immer genügend Waren im Supermarktregal vorhanden.
Vorteile der digitalen Lieferkette
Um die Logistikprozesse zu digitalisieren, implementierte Migros SAP Forecasting and Replenishment und SAP Extended Warehouse Management (SAP EWM) auf der SAP-HANA-Plattform im Verteilzentrum in Schönbühl. In dieser 100.000 Quadratmeter großen Einrichtung treffen täglich bis zu 7.000 Paletten ein und es werden bis zu 600 Lkw-Fahrten koordiniert.
„Der größte Vorteil ist der zeitnahe, kontinuierliche und transparente Informationsfluss – von der Warenannahme im Verteilzentrum für Frischeprodukte bis zur Warenannahme in den Filialen“, so Melliger. „Diese Verbesserung war eines der Hauptziele des Projekts. Wir legen damit den Grundstein für weitere Entwicklungen und Optimierungen in der Lieferkette.“
Der übersichtliche Informationsfluss führte auch zu genaueren Bedarfsprognosen auf Filialebene sowie verbesserter Planungs- und Logistikprozesse bei Migros. „Wir konnten Leistungssteigerungen und eine Reduzierung der Fehler während der Kommissionierung für die Verteilung verzeichnen“, erläutert Melliger. „Korrekte und zeitnahe Informationen zu den Filialbeständen und ein angemessener Umgang mit Spitzenlasten hat zu einer verbesserten Warenverfügbarkeit gesorgt – sowohl im Lager als auch in den Filialen.“
Logistics for future: intelligent, krisenfest, nachhaltig
Nachschubprobleme, Produktionsengpässe, Lieferschwierigkeiten. Seit Beginn der Krise steht die Supply Chain weltweit im Rampenlicht. Die Logistik als eines der zentralen Elemente der Supply Chain leistet einen erheblichen Beitrag zur allgemeinen Versorgungssicherheit und zum Überleben vieler Unternehmen. Und in Zukunft? Wie lassen sich dauerhaft resiliente und nachhaltige Logistikprozesse schaffen?
Die SAP und ihre Partner stehen Ihnen mit intelligenten Technologien beim Aufbau einer zukunftssicheren Logistik zur Seite. Informieren Sie sich aktuell auf unserem SAP-Infotag Lager- und Transportmanagement am 10. November 2020, der in diesem Jahr als halbtägiger Online-Live-Event stattfinden wird.
Kundenbedürfnisse im Mittelpunkt
Die digitale Lieferkette schafft mehr Transparenz bei der Nachfrageprognose und in den Logistikprozessen. Migros kann besser auf die Kundenbedürfnisse eingehen. Dadurch erhöht sich die Verfügbarkeit von Waren im Regal, das Einkaufserlebnis wird gesteigert.
Das Unternehmen möchte letzten Endes das Kundenerlebnis so zufriedenstellend wie möglich gestalten. „Die Kunden stehen im Mittelpunkt aller Digitalisierungsprojekte bei Migros“, erklärt Melliger. „Jedes Projekt muss Mehrwert für sie schaffen – egal, ob es sich um Verbesserungen im Kundendienst, weniger Kosten oder Effizienzsteigerungen handelt. SAP Extended Warehouse Management stellt einen wichtigen Meilenstein bei der Digitalisierung unserer Lieferkette dar und sorgt dafür, dass unsere Kunden ein positives Einkaufserlebnis haben.“
„Das aktuelle Projekt für Lagerlogistik schafft die Grundlage für die Digitalisierung der Logistikprozesse und bietet eine skalierbare, innovative Plattform, die aktuellen Anforderungen entspricht und auch für künftige Erfordernisse gerüstet ist. In dynamischen Umgebungen wie dieser stellt dies einen wichtigen Aspekt dar“, berichtet Arsim Jahii, Leiter des Bereichs Digital Supply Chain bei der Schweizer Landesgesellschaft der SAP. Dank verbesserter Einblicke in den Waren- und Datenfluss können wir unserer Prozesse stets weiter optimieren und so umfassende Prozessintegration auf horizontaler und vertikaler Ebene ermöglichen. Wir danken Migros dafür, dass wir sie auf dieser spannenden Reise begleiten durften.
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