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Viele Energieversorger stehen mit einem Bein in der alten Welt des klassischen Versorgungsgeschäftes und mit dem anderen in der neuen Welt digital getriebener Produkte und Services. Dafür benötigen Sie eine IT, die die Geschäftsprozesse beider Welten unterstützt. SAP liefert mit SAP for Utilities und SAP Cloud for Utilities die Antwort auf diese Dualität.

Mehr als 40 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland werden heute über erneuerbare Energien abgedeckt – Tendenz steigend. Diese Zahl steht nicht nur für ein gestiegenes Umweltbewusstsein hierzulande, sondern auch für einen tiefgreifenden Wandel in der Energiebranche. So deckte im Jahr 1990 noch eine überschaubare Anzahl von Großkraftwerken nahezu 85 Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs auf Basis von Braun- und Steinkohle sowie Kernenergie ab. Bereits im Jahr 2018 gab es in Deutschland mehr als 1,7 Millionen Anlagen, die Strom mithilfe von erneuerbaren Energien erzeugten.

Für viele Energieversorger bedeutet diese Entwicklung den Verlust ihrer einstmals marktdominanten Stellung, die sie als vormals kommunale Unternehmen oder Unternehmen mit Beteiligung der öffentlich rechtlichen Hand innehatten. Der zunehmende Wettbewerbsdruck führte zu sinkenden Preisen. Dadurch sahen – und sehen – sich zahlreiche Energieversorgungsunternehmen gezwungen, über den Tellerrand hinauszublicken und neue Umsatzquellen zu generieren.

Einige weltweite, aber auch regionale Trends erhöhen den Druck, sich umzuorientieren. So sieht sich die Branche gestiegenen Kundenerwartungen gegenüber, wie sie typisch sind für das infolge der Digitalisierung aufkommende „Zeitalter des Kunden“. Gleichzeitig legen rechtliche Anforderungen, wie die DSGVO, hohe Maßstäbe beim Umgang mit Kundendaten an. Parallellaufende Entwicklungen wie die zunehmende E-Mobilität, neue Mobilitätskonzepte, Smart Home und Smart City stellen die Energieversorger vor ganz neue Herausforderungen. Nicht zuletzt drängen immer mehr branchenfremde Unternehmen auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern in die Energiewirtschaft: Konsumgüterhersteller etwa oder Telekommunikationsdienstleister, die ihre Angebote mit energiebezogenen Dienstleistungen flankieren.

Daseinsfürsorge rund um Energieprodukte bleibt das Kerngeschäft der Versorger

Der tiefgreifende Wandel in der Branche führt zunehmend dazu, dass sich bestehende Geschäftsmodelle ändern oder gar obsolet werden. Dennoch: Eine Abkehr vom Kerngeschäft – der Erzeugung von Energie und den unmittelbar damit verbundenen Dienstleistungen wie Ablesung und Abrechnung – kommt für die meisten Unternehmen nicht in Frage. „Die Bereitstellung von Energie bleibt der Ankerpunkt für die Versorgungswirtschaft“, sagt Stefan Engelhardt, Vice President Industry Business Unit Uilities bei SAP. „Es handelt sich um das Commodity-Geschäft, in dem die Unternehmen über ein enormes Know-how verfügen, das nicht so einfach zu ersetzen ist.“

Um in diesem Bestandsgeschäft angesichts begrenzter Margen dennoch profitabel zu sein, setzten viele Energieversorger auf die Standardisierung und Automatisierung einer Vielzahl an Prozessen. Die Art und Weise wie ein Unternehmen Marktkommunikation betreibe, eine Bezugsabrechnung erstelle oder eine Ablesung einhole, sei im Grunde bei jedem Energieversorger ähnlich. „Mithilfe intelligenter Technik wie Machine Learning lassen sich diese Prozesse weitgehend automatisieren und damit deutlich effizienter gestalten“, ergänzt Engelhardt. Man führe sich beispielhaft den Abrechnungsprozess vor Augen: Bei einer Million Kunden mit zwei Prozent fehlerhafter Abrechnungen entstehe ein enormer manueller Aufwand. „Durch Automatisierung können Firmen solche Aufwände minimieren und so die Total Cost of Ownership entscheidend senken. Dadurch werden wiederum Kapazitäten für die Entwicklung von Innovationen frei“.

Innovationen, die für die Identifikation und den Aufbau neuer Geschäftsfelder als Antwort auf den gravierenden Wandel dringend erforderlich sind. „Unternehmen, die neue Wege gehen und die Chancen der Digitalisierung nutzen, um die neuen Marktanforderungen zu erfüllen, haben gute Aussichten zu wachsen und ihren Umsatz zu steigern“, erläutert Engelhardt. Dafür müssen sie allerdings zunehmend in der Lage sein, auf Echtzeiterkenntnisse zu reagieren. Das Ziel dabei: Kundenwünsche frühzeitig erkennen und ihnen schnell personalisierte Produkte und Erfahrungen anbieten zu können.

Energieversorger müssen flexibler und agiler werden

„Heute konfektionieren einige Energieanbieter Verträge bereits bis zur Losgröße 1 hinunter“, erläutert Engelhardt. „Das bedeutet nichts anderes, als dass direkte Nachbarn in derselben Straße am selben Wohnort unterschiedliche Angebote erhalten können, weil sie etwa verschiedenen Bezugsgebieten zugeordnet sind.“ Andere Anbieter verknüpfen etwa Stromtarife mit dem Verkauf von Elektronikprodukten und werden so zum Multi-Service-Provider. „Für neue Geschäftsmodelle wie diese brauchen Sie eine ganz andere Flexibilität und Agilität.“

Was bedeutet das aus IT-Sicht? Die Unternehmens-IT ist gefordert, über das Funktionieren des Commodity-Geschäftes hinauszudenken. Es gilt zunehmend, Technologien bereitzustellen, mit denen die Fachabteilungen schnell und flexibel neue Ideen ausprobieren, verwerfen oder realisieren können. Die SAP folgt mit ihrer Antwort auf diese Herausforderung der dualen Utilities-Welt: Sie ermöglicht ihren Kunden mit der neuen SAP Cloud for Utilities, die Vorzüge einer stabilen, über zwei Jahrzehnte gereiften Lösung für das Bestandsgeschäftes mit der Agilität und Flexibilität einer modernen Cloud-Suite zu kombinieren.

SAP Cloud for Utilities konzentriert sich konsequent auf die Anforderungen der neuen digitalen Utilities-Welt und unterstützt insbesondere die Multi-Service-Kapazitäten der Versorgungsunternehmen. Entsprechend adressiert die Lösung die funktionalen Schwerpunkte einfache und schnelle Definition, Einführung, Vermarktung und Verkauf von Energie- und Nicht-­Energieprodukten. Features, die als wesentliche Differenzierungsmerkmale gegenüber Wettbewerbern gelten. Der Launch der ersten ganzheitlichen Version von SAP Cloud for Utilities ist für Ende 2020 geplant. Sie wird für die energiebezogenen Prozesse auf bestehende SAP for Utilities Komponenten als Software-as-a-Service aufbauen, die sich modular um zusätzliche Cloud-Services ergänzen lassen, wie zum Beispiel Marktkommunikation, eCommerce oder subskriptionsbasierte Abrechnungen.

Keine Investitionsentscheidung ohne Bestandsanalyse

Ende 2021 soll SAP Cloud for Utilities auch komplett als native End-to-End Cloud Lösung verfügbar sein. Dann lassen sich auch die Kernprozesse der Energiewirtschaft – von der Abrechnung über das Messdaten-Management bis zum Vertragskontokorrent – alternativ zu SAP for Utilities in einer schlanken Public Cloud Lösung nutzen. Kunden, die ihre bestehende On-premises-Lösung einsetzen wollen, steht dies auch weiterhin offen. „SAP wird auch künftig in SAP for Utilities investieren und die Lösung kontunierlich weiterentwickeln“, versichert Engelhardt.

Für welche Variante sich ein Kunde entscheidet, hängt von den eigenen Prioritäten ab: Welche Geschäftsfelder sind aktuell relevant? In welchem Bereich findet die Hauptgeschäftsaktivität statt? Unternehmen, die mit der On-premises-Lösung arbeiten und sich erste neue Geschäftsfelder erschließen, investieren womöglich zunächst besser strategisch in SAP Cloud for Utilities und ziehen das Commodity-Geschäft bei Bedarf nach.“ Vor jeder Investitionsentscheidung sollte beim Kunden auf jeden Fall eine Bestandsanalyse stehen, empfiehlt Engelhardt. SAP hat dafür eigens Services und Modelle entwickelt, wie z.B. einen einfachen Transformationsleitfaden, der basierend auf einem Fragenkatalog eine erste Orientierung für die strategische Ausrichtung der Unternehmen-IT bietet.

Nachhaltige Klimaziele mit der Cloud erreichen

Perspektivisch spielt SAP Cloud for Utilities aus Sicht der SAP übrigens eine weit umfassendere Rolle als die einer reinen Unternehmenslösung. „Wir verstehen die neue Lösung als digitales Rückgrat der Climate Economy“, sagt Engelhardt. „Nachhaltige Klimaziele lassen sich nur mithilfe neuer Dienstleistungen für einen effizienteren Energieeinsatz erreichen.“ Wenn die Energieversorger Energie nicht nur als Commodity verkauften, sondern mit Dienstleistungen, Mobilitätskonzepten, Managementsystemen für Haushalte und so weiter verknüpften, würden sich enorme Chancen damit verbinden. „Wir sehen aus diesem Grund die Energieversorger im ‚Driver Seat‘ der Climate Economy.“