Finanzchefs mittelständischer Unternehmen eilt der Ruf voraus, dass sie auch noch so geringe Anzeichen für potenzielle Risiken stets wachsam beobachten. In einer aktuellen Umfrage von Oxford Economics bezeichnete jedoch rund die Hälfte der Finanzverantwortlichen aus mittelständischen Unternehmen das Risikomanagement (54 %) und die Ausgabentransparenz (45 %) als ihre größten Herausforderungen.
Durch die Corona-Pandemie sahen sich Unternehmen innerhalb weniger Tage mit gewaltigen Problemen im Hinblick auf ihren Cashflow konfrontiert. Die Entscheidung von Regierungen, nicht versorgungsrelevante Geschäfte sowie Büros zu schließen, hat das Wirtschaftsleben massiv beeinträchtigt. Durch die Unterbrechung von Produktionsabläufen und Überlastung von Lieferketten sind den Unternehmen Umsatzverluste entstanden. Außerdem steigt das Kreditrisiko, da es zu plötzlichen Liquiditätsengpässen kommt, vormals erfolgreiche Absicherungsstrategien nicht mehr greifen, weniger Umlaufvermögen zur Verfügung steht und auch die Risiken auf Kundenseite zunehmen.
Erfolgreiches Finanzmanagement im Mittelstand. Liquidität sichern, Finanzdaten erfolgreich analysieren.
Wie können mittelständische Unternehmen angesichts aktueller Planungsunsicherheiten ihre Liquidität nachhaltig sichern? Besonders in angespannten Märkten ist es für Finanzleiter und kaufmännische Leiter aus dem Mittelstand schwierig, Liquidität, Finanzströme und das Forderungsmanagement zuverlässig zu steuern.
Im SME-Finanz-Webinar zeigen wir Ihnen, worauf es bei der Analyse von Finanzdaten ankommt und wie eine verlässlichere Entscheidungsgrundlage hergestellt werden kann.
Im Zuge der Corona-Krise zeigt sich besonders deutlich, dass mittelständische Unternehmen unabhängig von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen das Cashflow-Management in ihre strategische Planung einbinden müssen.
Ein dreigleisiger Ansatz zur Verbesserung des Cashflow-Managements
Transparenz ist entscheidend, insbesondere im Zusammenhang mit dem Cashflow-Management. Mit zuverlässigen, in Echtzeit verfügbaren Finanzdaten und umfassender Transparenz können Finanzmanager das Vertrauen der Geschäftsführung und derjenigen gewinnen, auf die sich ihre Entscheidungen auswirken.
Während einer Pandemie haben Finanzberichte für Finanzverantwortliche höchste Priorität und werden von vielen Unternehmen in täglichen Meetings abgefragt. Wird die Erstellung dieser Berichte durch ein integriertes Treasury-System unterstützt, bilden sie die Grundlage für drei wichtige Maßnahmen, die mittelständische Unternehmen zur Sicherung ihres Cashflows ergreifen sollten.
1. Kontinuität für Finanzprozesse und Mitarbeiter sicherstellen
Ob die Mitarbeiter der Finanzabteilung im Büro oder im Homeoffice arbeiten – sie sind auf unterbrechungsfreie Prozesse, kontinuierlich verfügbare Informationen und eine reibungslose Kommunikation ohne Verbindungsabbrüche angewiesen. Die Finanzsysteme sollten beispielsweise in der Lage sein, geschäftskritische Aktivitäten wie dringende Zahlungen, Überweisungen und das Handelsmanagement zu unterstützen – ganz gleich, ob diese Vorgänge vor Ort im Büro oder per Remotezugriff ausgeführt werden.
Auch die Einrichtung einer Task Force, in der alle Geschäftsbereiche vertreten sind, kann dazu beitragen, auf der Grundlage gemeinsam genutzter Daten potenzielle Risikofaktoren zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu planen. Durch die Verknüpfung von Datenanalysen mit konkreten Empfehlungen verfügen Finanzmanager über einen praxisbezogenen Blick auf die Geschäftsabläufe und können unternehmensweit die Bereiche ermitteln, die sich auf die Liquidität auswirken und in denen kurzfristiger Finanzierungsbedarf besteht.
2. Liquidität proaktiv steuern
Sowohl in Zeiten des Wandels als auch in Phasen stabilen Wachstums ist es von entscheidender Bedeutung, den Finanzstatus des Unternehmens zu kennen. Mit täglichen Berichten zu wichtigen Kennzahlen wie dem Tagesfinanzstatus, Cashflow-Prognosen sowie zur Zusammensetzung des freien Cashflows, des Umlaufvermögens und der Schulden sind Finanzteams in der Lage, eine Liquiditätsplanung für mindestens zwölf Wochen vorzunehmen.
Falls diese Berichte nicht bereits vorhanden sind, sollten Finanzverantwortliche die Einführung von Tools in Betracht ziehen, die Einblick in die entsprechenden Kennzahlen und vorausschauende Analysen ermöglichen. So können verschiedene Szenarien anhand konzernweiter Informationen zu Kassenbeständen und Liquiditätsprognosen in allen relevanten Währungen bewertet werden.
Unternehmen, die kurzfristige Kredite oder staatliche Finanzierungshilfen beantragen, sind außerdem verpflichtet, Informationen zum Tagesfinanzstatus sowie Liquiditätsprognosen bereitzustellen. Dabei unterstützen auch diese analytischen Tools.
Auch die Vor- und Nachteile von Programmen für die Supply Chain Finance, der Erweiterung des Kreditrahmens oder von neu ausgehandelten Zahlungskonditionen sollten sorgfältig abgewogen werden. Darüber hinaus lassen sich neue Möglichkeiten identifizieren, wie gebundenes Kapital genutzt und das Reverse Factoring neu strukturiert werden können.
3. Risiken und Chancen abwägen
Durch die Analyse möglicher Szenarien können Finanzverantwortliche die potenziellen Auswirkungen von Risiken bewerten und mit umsichtigen Strategien die Wettbewerbsvorteile ihres Unternehmens ausbauen. Indem sie die Auswirkungen von Risiken durch schwankende Rohstoffpreise neu beurteilen und die Entwicklung auf externen Märkten genau beobachten, können sie außerdem Produkt- und Kapazitätspläne optimieren.
Finanzteams können die Ergebnisse von Analysen der Cashflow-Planung nutzen, um ihre Absicherungsstrategien mit folgenden Maßnahmen an neue Gegebenheiten anzupassen:
- Absichern von Wechselkursrisiken
- Anpassen von Limitmanagement-Methoden für Ad-hoc-Aufgaben
- Mindern von Kreditrisiken innerhalb der Lieferkette
- Neuausrichten der Finanzierungsstrategie durch die Erweiterung des Kreditrahmens und die Nutzung neuer Liquiditätsquellen
- Anpassen des Betriebsmodells und Überarbeiten des Business-Continuity-Plans
Dieser Beitrag ist Teil der Themenserie
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Bewältigung der unmittelbaren Herausforderungen und Entwicklung von Strategien für die Zukunft
Ob mittelständische Unternehmen in wirtschaftlich gesunder Verfassung sind, Verluste schreiben oder mit unzureichenden Liquiditätsreserven zu kämpfen haben – das Risiko schwankender Cashflows ist allgegenwärtig. Auch ohne einschneidende Ereignisse wie eine Pandemie können sich Unternehmen mit diesem Risiko konfrontiert sehen.
Wie also können erfolgreiche Finanzmanager ihr Unternehmen dabei unterstützen, unstete Zeiten unbeschadet zu überstehen und finanzielle Möglichkeiten effektiv zu nutzen? Entscheidende Voraussetzung sind schnell verfügbare, aussagekräftige Prognosen und Empfehlungen zu den potenziellen Auswirkungen auf den Finanzstatus, die Ergebnisse und Stabilität des Unternehmens.
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Zum Autor: Christian Mnich ist Vice President und Head of Solution Management im Bereich Treasury and Working Capital Management bei SAP.
Der Artikel ist im Original auf SAP Brandvoice Forbes erschienen.