SAP hebt seine Industry Solution Utilities (IS-U) auf die SAP-HANA-Datenbank. Holger Schweinfurth, Senior Director, Industry Business Unit (IBU) Utilities bei SAP, erläutert im Interview, warum mit dem Technologie- auch ein Generationenwechsel der Branchenlösung einhergeht.
Mit SAP S/4HANA Utilities ist die SAP-HANA-Technologie auch in der Energiewirtschaft angekommen. Warum sollten die Versorger vom klassischen IS-U auf SAP S/4HANA Utilities wechseln?
Holger Schweinfurth: Der Technologiewechsel von IS-U zu SAP S/4HANA Utilities ist im Rahmen des IT-Lebenszyklus ein vollkommen marktüblicher Prozess. Die neue Software-Generation stellt dabei ein rundum erneuertes „IS-U Plus“ dar – mit zahlreichen Innovationen, von denen viele Kunden enorm profitieren.
Neue ERP-Generation bietet Innovationen wie Maschinelles Lernen
Können Sie ein Beispiel nennen, wie insbesondere Energieversorger konkret von den Innovationen aus SAP S/4HANA profitieren?
Nehmen Sie als Beispiel das manuelle Nachbearbeiten unplausibler Abrechnungswerte: Die in SAP S/4HANA Utilities implementierte Machine-Learning-Innovation ist in der Lage, anhand historischer Daten selbst zu entscheiden und so den manuellen Nachbearbeitungsaufwand zwischen 30 und 80 Prozent zu senken. In den Bereichen Abrechnung und Fakturierung liegt hier noch weiteres Optimierungspotenzial allein mit dem Einsatz von Machine Learning.
Bei welchen Prozessen ist der Optimierungsbedarf gerade bei den Energieversorgern aus Ihrer Sicht am größten?
Es lohnt sich auf jeden Fall, ein besonderes Augenmerk auf die Interaktion mit den Kunden zu legen. Mittlerweile zeichnet sich der Trend ab, Call-Center-Aktivitäten schrittweise herunterzufahren und die Kunden zu Online Services zu führen.
Die SAP führt im Rahmen der Entwicklung das Interaction Center mit ihren versorgerspezifischen Prozessen im Customer Relationship Management (CRM) mit dem Enterprise Ressource Planning System (ERP) auf einer gemeinsamen Plattform als SAP S/4HANA Utilities Customer Engagement zusammen. Intern bedeutet dies für die Versorger, dass sie eine einheitliche und aktuelle Datenbasis für alle Unternehmensbereiche zur Verfügung haben und in der Interaktion mit dem Kunden, dass sie Informationen – wie Messwerte, Vertragsmodifikationen – über verschiedene digitale Kanäle austauschen können.
Von den SAP-Anwendern wurden in der Vergangenheit häufig die sehr nüchternen Benutzeroberflächen kristisiert. Hat SAP diese Kritik bei den IS-U-Nachfolgelösungen berücksichtigt?
Auf jeden Fall, mit SAP S/4HANA ist das Handling wesentlich intuitiver geworden, es ist viel mehr Amazon-like und außerdem stark auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter im Versorgungsunternehmen zugeschnitten. Das ist im Hinblick auf die Erweiterungen gegenüber dem bisherigen ERP sehr hilfreich. Denn die neue Technologie unterstützt Prozesse, die über das klassische Commodity-Geschäft hinausgehen, und wird daher mehr und mehr zum Werkzeug neuer Anwendergruppen, vor allem auch für differenzierende Produkte und Dienstleistungen.
Neue Produktideen lassen sich mit SAP S/4HANA schneller umsetzen
Und das ist nur mit der SAP-HANA-basierten Lösung möglich?
Sie können auch im althergebrachten IS-U neue Produkte anlegen und verwalten. Doch die Komplexität eines solchen Unterfangens stellt die Nutzer häufig vor ein Zeitproblem: In einem sehr dynamischen Wettbewerbsmarkt müssen neue Produktideen sehr schnell, manchmal in wenigen Tagen, umgesetzt werden, um sich einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz zu sichern. Andererseits müssen Fehlentwicklung schnell korrigiert werden. SAP S/4HANA Utilities beschleunigt die Time-to-Market ganz erheblich.
Die Mehrzahl der Unternehmen verfolgt laut PwC eine Best-of-Breed-Strategie – mit dem Ergebnis einer oftmals heterogenen Systemlandschaft im Unternehmen. Wird SAP S/4HANA Utilities dieser Entwicklung gerecht?
Richtig, die Welt ist nicht zwangsläufig immer „blau“. Expertensysteme anderer Hersteller sind deshalb in die SAP S/4HANA integrierbar. Entsprechende Schnittstellen stehen zur Verfügung und sind wo notwendig mit Industriestandards versehen.
Dieser Beitrag ist Teil der Themenserie
Serie: SAP-Lösungen für die Versorgungswirtschaft
Erfahren Sie alles über die neuesten Trends im Bereich Versorgungswirtschaft. Finden Sie heraus, wie das intelligente Versorgungsunternehmen der Zukunft jeden einzelnen Kunden begeistert und welche Szenarien Ihnen die größten Mehrwerte eröffnen.
Weitere Artikel der Serie:
- Digitale Daseinsvorsorge: rku.it setzt bei ihrer NextGen-Plattform auf SAP S/4HANA
- Aktuelle Trends im Utility-Sektor: von Smart Home bis Sektorkonvergenz
- SAP Roadmap for Utilities: So werden Energieversorger effizienter und agiler
- Customer Experience: Kunden im Versorgungssektor intelligent binden mit dem SAP CX-Portfolio
- ERP im Versorgungsunternehmen: Viel Anlauf, weiter Sprung bei den Stadtwerken Pforzheim
- User Experience: Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm bekommen 360-Grad-Blick auf die Kunden
- Starke Partnerschaft: SAP und E.ON entwickeln neue Prozess- und Technologieplattform
- Experte im Interview: SAP S/4HANA Utilities beschleunigt die Time-to-Market ganz erheblich
- Zweite Generation der SAP Utilities-Lösung: Freiräume für Innovationen schaffen
- Podcast: Was steckt hinter der Industry Cloud von SAP?
- Windstromanbieter: Siemens Gamesa treibt Energiewende mit SAP S/4HANA voran