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Die Erwartungen an grünen Wasserstoff als Kraftstoff der Zukunft sind hoch. Wir schauen uns die Fakten näher an und erläutern, welche Rolle eine Datenplattform spielen könnte.

Laut einer Studie von Goldman Sachs könnte grüner Wasserstoff bis 2050 bis zu 25 Prozent des weltweiten Energiebedarfs decken und sich zu einem 13 Billionen Euro schweren Markt entwickeln. Doch bis dahin muss zunächst das Problem gelöst werden, wo der Wasserstoff gespeichert und wie er am besten transportiert werden kann.

Unterschiedliche Herstellungsverfahren für Wasserstoff

Langfristig nachhaltig ist nur CO2-freier Wasserstoff, der unter Verwendung von erneuerbaren Entergien hergestellt wird. Es wird jedoch noch eine Weile dauern, bis genug Wasserstoff vorhanden ist, um die wachsende Nachfrage zu decken. Grund dafür ist der Mangel an Ökostrom. Das heute beliebteste der vielen alternativen Herstellungsverfahren ist die Erzeugung von blauem oder grauen Wasserstoff aus Erdgas.

In Zukunft werden in vielen industriellen Prozessen grüner oder blauer Wasserstoff oder daraus hergestellte Folgeprodukte verwendet, beispielsweise Ammoniak und Methanol. Wasserstoff kann insbesondere dazu beitragen, die CO2-Bilanz emissionsintensiver Branchen, wie des Transportwesens, der chemischen Industrie oder der Eisen- und Stahlproduktion zu verbessern. Diese verursachen jährlich rund 7 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Der hohen Zahl an potenziellen Einsatzmöglichkeiten stehen jedoch die begrenzte Verfügbarkeit und die hohen Herstellungskosten von Wasserstoff gegenüber.

Unternehmensübergreifende Kooperation für schnellere Wertschöpfungsketten

Im Sinne des Europäischen Grünen Deals, der eine Senkung der Emissionen um mindestens 55 Prozent bis 2030 sowie ein klimaneutrales Europa bis 2050 vorsieht, haben sich die Regierungen vergleichbare Nachhaltigkeitsziele gesetzt. Zu deren Erreichung setzen sie vor allem auf Wasserstoff. Auch viele Unternehmen werden aktiv, um den Wandel zur Nachhaltigkeit und die digitale Transformation in der EU voranzutreiben. Die European CEO Alliance wurde beispielsweise als Zusammenschluss von zwölf Führungskräften großer europäischer Wirtschaftsunternehmen gegründet, um konkrete Handlungsempfehlungen abzugeben und Firmen bei der Übernahme einer nachhaltigen Unternehmensführung zu unterstützen. Dieses Bündnis beruht auf der Überzeugung, dass kein Unternehmen die größten Herausforderungen unserer Zeit alleine lösen wird. Um Erfolg zu haben, müssen Unternehmen über Wertschöpfungsketten hinweg zusammenarbeiten, Partnerschaften aufbauen und mit Regierungen und Hochschulen kooperieren.

Ein Projekt, das aus diesen unternehmensübergreifenden Anstrengungen entstanden ist, widmet sich der Frage, wie die gesamte Wertschöpfungskette von grünem Wasserstoff beschleunigt werden kann – von der Produktion über den Transport, die Lagerung und den Verkauf bis hin zum Energieverbraucher. Anstatt isoliert voneinander zu arbeiten, müssen diese Marktsegmente miteinander verknüpft sein.

Alle Daten in einer zentralen Plattform

Der erste Prototyp einer Plattform für grünen Wasserstoff auf Basis von SAP Analytics Cloud erscheint vielversprechend. Die Plattform kombiniert Daten aller Teilnehmenden an der Wasserstoffwertschöpfungskette und ermöglicht dadurch bessere datengestützte Geschäftsentscheidungen. Die Zeiten komplizierter Tabellenkalkulationen sind vorbei. Stattdessen kann ein Energieversorgungsunternehmen nun die Plattform als zentrale Datenquelle nutzen, um Simulationen durchzuführen und unterschiedliche Berechnungen anzustellen, zum Beispiel: Wie viel Energie kann produziert werden? Wie viel davon soll an den Elektrolyseur abgegeben werden und wie viel Kraftstoff wird für Fahrzeuge, Haushalte und verschiedene Branchen benötigt?

Der Erfolg derartiger Plattformen hängt von einer durchgängig transparenten Wertschöpfungskette für grünen Wasserstoff ab. Mit der Supply-Chain-Lösung GreenToken by SAP können Unternehmen den Weg, den der Wasserstoff über Elektrolyseure und Energieträger nimmt, entlang der gesamten Lieferkette nachverfolgen: von der Produktion bis hin zum Energieverbraucher. Grundlage dafür ist die Blockchain-Technologie. Die Lösung ist so konzipiert, dass prüfbare Nachweise erbracht werden können, zu welchem Prozentsatz der Wasserstoff grün, blau oder grau ist. Mit GreenToken lassen sich auch Emissionen der Kategorie 3 nachverfolgen. Diese entstehen, wenn Wasserstoff über große Entfernungen hinweg importiert wird. Unternehmen können anhand der Daten nachweisen, dass der von ihnen erworbene Wasserstoff wirklich grün ist. Zudem können sie erkennen, wie viel CO2 auf dem Weg von der Produktionsstätte zum Kundenstandort erzeugt wurde. So wissen sie, welchen Ausgleich sie leisten müssen, damit ihr Wasserstoff wieder zu 100 Prozent als grün gelten kann.


Klaus Schimmer ist Chief Innovation Architect von Sustainability at SAP.
Der Artikel wurde ursprünglich im Wall Street Journal veröffentlicht.