Die Pandemie war ein Katalysator: Klassische stationäre Einzelhändler, Konsumgüterhersteller und auch der Großhandel haben in den letzten beiden Jahren einen großen Digitalisierungsschritt gemacht. Ob Omnichannel-Angebote, Direct-to-Consumer-Strategien oder elektronische Marktplätze und B2B-Portale – die Handelslandschaft in Deutschland verändert sich rasant. 2022 gilt es, diese Ansätze auszubauen und intelligent miteinander zu verknüpfen.
Die jüngste Erhebung des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel (bevh) hat es gerade noch einmal bestätigt: Mit einem Zuwachs von 19 Prozent im Jahr 2021 wird der E-Commerce in Deutschland immer mehr zur neuen Normalität für Kunden und Einzelhändler.
Annähernd jeder siebte Euro, der den Verbraucherinnen und Verbrauchern für Haushaltsausgaben zur Verfügung steht, wurde im letzten Jahr beim Einkauf von Waren im Online-Handel ausgegeben. Ein Jahr zuvor war es noch jeder achte. Für das Jahr 2022 geht der Verband davon aus, dass die E-Commerce-Umsätze mit Waren erneut um 12 Prozent auf voraussichtlich mehr als 110 Mrd. Euro steigen wird.
Der stationäre Handel ist nicht tot, aber er verändert sich
Trotzdem – so meine Meinung – wird es auch in Zukunft Einkaufszentren, kleine Läden in den Innenstädten und Ketten-Stores in der Fußgängerzone geben. Aber es werden immer weniger die Filialen sein, wie wir sie heute kennen. Schon jetzt gibt es Einkaufsstätten ohne Kassierer, bei denen ich die Ware nur aus dem Regal nehmen muss und beim Verlassen des Geschäfts wird der Einkauf automatisch über meine Kreditkarte abgerechnet.
Aber die Filialen werden in Zukunft auch neue Funktionen übernehmen: Sie sind dann auch Showroom, Service Center, Pick-up Point oder Versandstelle. Damit dies alles zu vertretbaren Kosten möglich ist, wird allerdings jede Menge technologische Unterstützung gebraucht. Wir als SAP arbeiten schon länger an der „Filiale der Zukunft“ und haben unsere Lösungen erst vor wenigen Tagen virtuell im Umfeld der Retailtechnologie-Messe NRF 2022 präsentiert.
Unser Ziel ist es, möglichst viele Aufgaben zu automatisieren und wenn menschliche Interaktion nötig ist, sollen diese Aufgaben über ein intelligentes Task-Management optimal verteilt werden. Die Beschäftigten gewinnen so mehr Zeit für eine bessere Kundenbetreuung. Selbstverständlich kann modernste Filialhardware, wie zum Beispiel Kameras zur Erkennung von Bestandslücken, nahtlos integriert werden. Deshalb hat die Filiale nach meiner Ansicht mehr als je zuvor ihre Daseinsberechtigung.
Der Trend geht für den klassischen Einzel- und Großhandel auch 2022 weiter in Richtung Omnichannel- und Multiexperience-Verkauf. Und selbst der Einzelhandel mit Lebensmitteln, Drogeriewaren und Tierbedarf boomt inzwischen online. Laut der bveh-Studie legte er 2021 mit einem Plus von 36,4 Prozent abermals deutlich und unter allen Segmenten am stärksten zu (2020: 40,9 Prozent Wachstum).
Von daher bin ich sehr gespannt auf unseren Special Guest beim Industry Talk für Consumer Products, Retail & Wholesale auf der SAP NOW 2022 am 8. Februar um 13:00 Uhr. Holger „Stani“ Stanislawski, bekannt als Fußballspieler und -trainer u. a. beim FC St. Pauli, ist seit 2014 erfolgreicher Unternehmer und Geschäftsführer des Rewe-Centers in Hamburg-Winterhude. Er wird uns aus erster Hand berichten, wie der Lebensmitteleinzelhandel auf den Wettbewerb mit dem E-Commerce reagiert, aber auch, wie sich starre Strukturen aufbrechen lassen und die Customer Experience verbessert werden kann. Beispielsweise mit einem Late Night Shopping für Singles, Sitzecken für Senioren oder einem Fußballfeld für Kinder im Rewe-Center.
Konsumgüterhersteller verkaufen direkt an die Endkunden
Für eine Reihe von Handelsbranchen hat sich während der Pandemie eine neue Herausforderung entwickelt: Direct-to-Consumer (D2C). Immer mehr Markenhersteller verkaufen ihre Produkte inzwischen direkt an die Endkunden. Hier nennt die bveh-Erhebung ebenfalls aktuelle Zahlen: 2021 konnte der Umsatz im Direktvertrieb um satte 25,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zulegen. Konsumgüterhersteller, die diesen Weg gehen wollen, unterstützen wir zum Beispiel mit einer schnell und kostengünstig einzuführenden Commerce-Plattform, die echte Online-Einkaufserlebnisse innerhalb kürzester Zeit bereitstellt.
„Die kommunikative Nähe zum Kunden und eine engere Kundenbindung“, nennt das Consumer Barometer der Unternehmensberatung KPMG neben den höheren Margen als entscheidende Pluspunkte für das D2C-Modell. Markenartikler können damit einfacher Daten ihrer Kunden ermitteln und das sich verändernde Verhalten besser erfassen. Dadurch lassen sich auch deren Wünsche und Anregungen direkt aufnehmen und von vorneherein bei der Produktentwicklung berücksichtigen.
Digitale B2B-Marktplätze sind für den Großhandel eine Chance
Trotzdem bin ich der Überzeugung, dass in Deutschland Einzel- und Großhandel auf absehbare Zeit der wichtigste Absatzkanal für die Hersteller bleiben werden und sich verstärkt partnerschaftliche Lösungen herausbilden, bei denen sich die Online-Angebote von Herstellern und Einzelhändlern ergänzen.
Auch im Großhandel, der bis zum Pandemiebeginn oft noch per Telefon und Fax sein Geschäft betrieb, hat die Digitalisierung Fahrt aufgenommen. So hat sich seit 2015 die Zahl der elektronischen B2B-Marktplätze hierzulande verdreifacht. André Schwarz, bis Ende 2021 stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) e.V., hat im letzten Jahr in unserem WebCast ebenfalls auf entsprechende Studien hingewiesen.
Danach werden sogar im Bereich komplexer technischer Produkte bereits rund ein Drittel über Online-Kanäle verkauft. Und er empfiehlt deshalb den Großhändlern, die Vorteile der Plattformökonomie zu nutzen und eine eigene Marktplatzstrategie zu entwickeln, die zu ihrer Kundschaft passt.
Egal ob Konsumgüterhersteller, Einzel- oder Großhändler – in allen drei Bereichen gibt es gemeinsame Trends für das aktuelle Jahr. Dazu gehört vor allem die Optimierung von Prozessen, die nicht mehr den neuen Anforderungen der Kundinnen und Kunden genügen. Wir bieten den Unternehmen dafür integrierte Tools und Business Process Intelligence-Lösungen (BPI), mit denen die Prozessperformance gemessen werden kann. Danach lassen sich Schwachpunkte visualisieren. Im Idealfall können diese dann verbessert oder sogar komplett automatisiert werden. Hier spielen dann moderne Technologien wie Robotic Process Automation oder Künstliche Intelligenz eine wichtige Rolle.
Nachhaltigkeit, Transparenz und Rückverfolgungsmöglichkeiten
Ein anderer übergreifender Aspekt ist das Thema Nachhaltigkeit und mehr Transparenz in den Lieferketten. Zum Beispiel kann der CO2 Footprint eines gesamten Unternehmens – aber auch von einzelnen Produkten – mit Hilfe unserer Softwarelösungen sichtbar gemacht werden. Diese Information lässt sich dann auch als Basis für Kundeninformationen nutzen, aber auch im Falle von notwendig werdenden Rückrufen. Wichtig dabei: Der Erfolg solcher Konzepte steht und fällt mit der Verfügbarkeit von Echtzeit-Daten.
Mit unserem Cloud-Angebot wollen wir unsere Kunden aus Konsumgüterindustrie, Einzel- und Großhandel bei der umfassenden digitalen Transformation zum intelligenten Unternehmen unterstützen. Die Herausforderung besteht dabei darin, neue Entwicklungen und Trends frühzeitig zu erkennen. Aber dann auch die Flexibilität zu besitzen, sich als Unternehmen von den Prozessen her und auch organisatorisch schnell und flexibel darauf auszurichten.
SAP NOW: Industry Talk Consumer Products, Retail und Wholesale zu aktuellen Branchentrends
Beim virtuellen Industry Talk Consumer Products, Retail & Wholesale auf der SAP NOW 2022 am 8. Februar um 13:00 Uhr spreche ich mit Branchenvertretern und Digitalisierungsexperten darüber, was die Handels- und Konsumgüterbranche aktuell beschäftigt. Und wie Digitalisierung dabei helfen kann, die anstehenden Herausforderungen nachhaltig zu meistern. Profitieren Sie von aufschlussreichen Insights erfolgreicher Digitalisierungsprojekte bei REWE Group und Schwarzwaldmilch und den launigen Denkanstößen unseres Gastes Holger „Stani“ Stanislawski.
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