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Wissensarbeiter haben während der Pandemie gelernt, dass sie sehr produktiv sein können, wenn sie im Homeoffice arbeiten. Mitarbeitende mit ausgeprägten digitalen Kompetenzen wurden plötzlich aus ihrem Büro vertrieben und mussten von zu Hause arbeiten. Bald darauf begannen viele, von den Städten in weniger dicht besiedelte Gebiete oder von kalten Regionen in Feriengebiete zu ziehen – manchmal sogar in andere Länder. Losgelöst vom Büro konnten Wissensarbeiter nun an jedem beliebigen Ort arbeiten – was die meisten nicht wieder aufgeben möchten.

Laut einer Umfrage von Future Forum wünschen sich 76 Prozent der Mitarbeitenden Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsortes und 93 Prozent bei der Wahl der Arbeitszeit. Der Wunsch nach flexiblen Arbeitsmodellen ist besonders ausgeprägt bei Frauen, berufstätigen Eltern und Mitarbeitenden anderer Hautfarbe, deren Zugehörigkeitsgefühl durch mobiles Arbeiten gestärkt wurde. 81 Prozent der befragten schwarzen Mitarbeitenden geben an, dass sie flexibel entscheiden möchten, wo sie arbeiten, während unter den befragten weißen Mitarbeitenden nur 75 Prozent diesen Wunsch haben.

Diese Daten stehen im klaren Gegensatz zu den Arbeitsmodellen, die die meisten Führungskräfte nach der Pandemie bevorzugen. Von den Personen, die zurzeit ausschließlich im Homeoffice arbeiten, möchte fast die Hälfte aller befragten Führungskräfte (44 Prozent) täglich im Büro arbeiten, während dies bei den Mitarbeitenden nur 17 Prozent angeben. Und 75 Prozent dieser Führungskräfte möchten drei bis fünf Tage in der Woche im Büro arbeiten, im Gegensatz zu nur 34 Prozent der Mitarbeitenden.

Was sollen Unternehmen also tun? Wie können sie entscheiden, was für Manager, das Unternehmen und ihre Belegschaft das Beste ist.

Arbeitsorte nach Kriterien der Nachhaltigkeit wählen

Man kann die Rückkehr ins Büro oder hybride Arbeitsformen auch aus Sicht der Nachhaltigkeit für das Unternehmen betrachten. Wenn die Belegschaft beispielsweise gezwungen wird, ins Büro zu kommen, und dadurch das Risiko steigt, dass wichtige Mitarbeitende kündigen, kann sich dies negativ auf die Nachhaltigkeit des Unternehmens auswirken. Unternehmen sind darauf angewiesen, dass sie zur richtigen Zeit über genügend Personen mit den richtigen Fähigkeiten verfügen.

Ein weitere Perspektive, die betrachtet werden sollte, ist die Frage, wie sich das heutige Geschäftsumfeld durch den Klimawandel, Umweltschäden usw. verändert hat. Auf unserem Planet muss sich etwas ändern und die Menschen verlangen diese Veränderung. Was wäre, wenn Führungskräfte bei ihrer Entscheidung, wer wann ins Büro kommen muss, den CO2-Ausstoß in Betracht ziehen würden, den die Mitarbeitenden durch die Fahrt zur Arbeit verursachen, und diese Entscheidung abwägen gegen den Energieverbrauch im Homeoffice und die Nachhaltigkeitsziele, die den Mitarbeitenden wichtig sind.

Hierzu wäre eine innovative ganzheitliche Steuerung und Berichterstattung erforderlich, um operative und Feedback-Daten abzubilden und damit den Fortschritt bei Zielen wie der Senkung der CO2-Emissionen im Unternehmen zu zeigen. Man stelle sich vor, das Management verfügte über die notwendigen Daten, um CO2­Emissionen und Naturkapital ökonomisch zu bewerten und zum Beispiel den individuellen und gesamten CO2-Fußabdruck der Mitarbeitenden nachzuverfolgen.

Organisationen wie das Weltwirtschaftsforum (WEF) möchten, dass Unternehmen diese ganzheitliche Steuerung und Berichterstattung in ihre strategische Entscheidungsfindung einbinden. Wenn Daten zur ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Leistung – auch als Stakeholder Capitalism Metrics bezeichnet – in Entscheidungen einfließen, können Führungskräfte ihre eigenen Ziele erreichen, die Wünsche der Belegschaft hinsichtlich Arbeitszeit und ­ort respektieren, und dazu beitragen, dass Nachhaltigkeitsziele erreicht werden, die für eine sauberere und grünere Welt sorgen.

Unterstützung durch SAP

2020 verpflichtete sich die SAP dazu, Unternehmen die Möglichkeit zu bieten, die Stakeholder Capitalism Metrics des WEF in ihre Berichterstattung einzubeziehen. Wir haben daher die Lösung SAP Sustainability Control Tower bereitgestellt, die eine ganzheitliche unternehmensweite Steuerung der Nachhaltigkeitsleistung ermöglicht. Und mit der Lösung SAP Product Footprint Management können Unternehmen noch leichter ihre CO2-Emissionen senken und nachhaltiger wirtschaften. Der datengestützte Ansatz der SAP versetzt Unternehmen in die Lage, Nachhaltigkeit umfassend in ihren Abläufen zu verankern und wertvolle Erkenntnisse in der gesamten Wertschöpfungskette zu gewinnen. Dies erlaubt ihnen den Umstieg auf CO2-arme Geschäftsprozesse.

Ein SAP-Kunde mit einem ehrgeizigen Nachhaltigkeitsprogramm und hohen CO2-Minderungszielen wollte noch einen Schritt weitergehen. Er wollte die Wünsche der Belegschaft für das Arbeiten im Homeoffice und im Büro berücksichtigen. Dabei wollte er die durch ihre Fahrt zur Arbeit erzeugten CO2-Emissionen mit der Energie vergleichen, die sie im Homeoffice einsparten. Das Unternehmen hatte es sich zum Ziel gesetzt, den betrieblichen CO2-Ausstoß zu verringern, und suchte nach einem Mechanismus, der die Manager bei den Abläufen für die operative Personalplanung unterstützt.

Die SAP entwickelte innerhalb eines Tages eine „Proof of Concept“(PoC)-Anwendung, sobald die Daten aus der Mitarbeiterbefragung vorlagen.

Die PoC-Anwendung zur Entscheidungsunterstützung wurde folgendermaßen umgesetzt:

Die Adressdaten der Mitarbeitenden wurden über standardmäßig verfügbare Programmierschnittstellen aus Datensätzen in SAP SuccessFactors Employee Central gewonnen. SAP Data Quality Management und Microservices für Standortdaten wurden sowohl zur Datenbereinigung – der Kunde konnte in SAP SuccessFactors Employee Central falsche Adressen bereinigen – als auch zur Datenanreicherung genutzt, um die Privatdresse und die Adresse der Arbeitsstätte mit Informationen zu Breitengrad, Längengrad und Höhe zu versehen.

Demografische Kenngrößen und Dimensionen wurden mit dem SAP-Analytics-Cloud-Standardkonnektor von SAP SuccessFactors Workforce Analytics bereitgestellt.

CO2-Ausstoß pro Arbeitstag

Während versucht wurde, die Stimmung der Mitarbeitenden bezüglich Arbeitsplatz und Flexibilität zu verstehen, wurde mithilfe von Employee-Experience-Management-Lösungen von SAP und Qualtrics eine Umfrage erstellt. Mitarbeitende, die von zu Hause arbeiten durften, konnten in der Umfrage angeben, wie viele Tage sie wöchentlich im Homeoffice arbeiten möchten, und ihre Wünsche für die Fahrt zur Arbeit (Verkehrsmittel und Fahrzeit) äußern. Die gesammelten Erkenntnisse halfen zu verstehen, dass die Fahrzeit zur Arbeit – nicht die Entfernung – das Abwanderungsrisiko bei verschiedenen demografischen Gruppen wesentlich beeinflusst. Diese wertvollen Informationen flossen in die Berichterstattung des Unternehmens in SAP Analytics Cloud ein.

Mit der SAP Business Technology Platform konnte dann über externe Web-Services und Dienste zur Standortbestimmung die Entfernung und Fahrzeit zur Arbeit für unterschiedliche Verkehrsmittel berechnet werden. Einer der Services konnte dann den CO2-Ausstoß für das Beförderungsmittel ermitteln, das der Mitarbeitende angegeben hatte. Die Fahrzeit nach Gehaltsgruppe ist ein wesentlicher Faktor zur Vorhersage der Mitarbeiterfluktuation.

Die Systeme sammelten auch Informationen zu sämtlichen Unternehmensstandorten und möglichen Arbeitsorten. Dies ermöglichte es, die Arbeitsorte zu optimieren, was jedoch nicht Ziel des PoC war.

Die Daten wurden dann mit der SAP Business Technology Platform, speziell SAP Data Warehouse Cloud, zusammengeführt. Und es wurden Anonymisierungssichten definiert, damit die eigentlichen Privatadressen nicht angezeigt werden. Durch die Datenanonymisierung mit SAP HANA in Echtzeit konnte die Anwendung die gewünschten Kennzahlen mit tatsächlichen Adressen präzise berechnen. Gleichzeitig wurden sensible Daten für die Visualisierung in Dashboards und Drilldowns sicher anonymisiert.

Ein Dashboard wurde entwickelt und weiter verfeinert, um die Kennzahlen zu den Fahrten der Mitarbeitenden abzufragen und auszuwerten und den entsprechenden Kohlendioxidausstoß pro Arbeitstag zu ermitteln. Anschließend wurden visuelle Darstellungen mit raumbezogenen Daten erstellt und mit interaktivem Zoom und Datenfiltern demonstriert. Ein What-if-Szenario mit in Echtzeit berechneten Diagrammen und Kennzahlen wurde vorgestellt, um zu zeigen, wie sich eine Veränderung des prozentualen Anteils mobiler Arbeit auf den CO2-Ausstoß auswirkt.

Wie der Prozess unten zeigt, wurden für das PoC verschiedene SAP-Lösungen wie zum Beispiel von SAP SuccessFactors auf der SAP Business Technology Platform genutzt.

Beispiel für den Einsatz der SAP Business Technology Platform und von SAP-Lösungen. Zum Vergrößern klicken.

Zusammenfassung

Führungskräfte können besser entscheiden, ob und wie oft Mitarbeitende wieder ins Büro zurückkehren können, wenn sie die CO2-Emissionen dieser Fahrten in ihrer Personalplanung berücksichtigen. Mit den Mitarbeiterinformationen in SAP-SuccessFactors-Lösungen können sie die Entfernung zum Büro geokodieren und mit Feedback-Daten in Employee-Experience-Management-Lösungen von SAP und Qualtrics Präferenzen ermitteln. So sind sie in der Lage, den CO2-Ausstoß für unterschiedliche Verkehrsmittel zu analysieren und datengestützte Entscheidungen für ihre Nachhaltigkeitsinitiativen zu treffen.

Wie die Abbildung unten zeigt, können Führungskräfte diese Daten sogar getrennt nach Geschlecht, Hautfarbe und Alter der Belegschaft betrachten. So lässt sich zum Beispiel besser einschätzen, wie viele Mitarbeitende starke Vorlieben haben und unter Umständen bereit sind, zu kündigen, sollte das Unternehmen eine Büropflicht einführen.

Ein PoC-Dashboard zur Darstellung der genutzten Verkehrsmittel und des CO2-Fußabdrucks der Belegschaft. Zum Vergrößern klicken.

Die Abbildung unten zeigt anhand eines einfachen What-if-Szenarios, wie schnell und wirkungsvoll Analyseoberflächen entwickelt werden können. In diesem Fall wurde eine Schiebereglerleiste eingefügt. Die Auswirkungen bei Änderungen für die vorgefilterten Mitarbeitenden werden unmittelbar angezeigt.

What-if-Szenario, das veranschaulicht, wie sich vermehrtes Arbeiten von zu Hause auf die CO2-Emissionen auswirkt. Zum Vergrößern klicken.

Diese Art von Nachhaltigkeitsdaten und ­analysen erlaubt es Führungskräften, optimale Entscheidungen zu treffen und ein Gleichgewicht zwischen ihren Vorlieben und denen der Mitarbeitenden zu finden. Gleichzeitig können sie sicherstellen, dass ihre Entscheidungen an wichtigen Zielen wie der Senkung des CO2-Ausstoßes ausgerichtet sind.

Auf diese Weise wird schnell deutlich, was das Beste für alle ist.

Weitere Informationen finden Sie unter www.sap.com/people-analytics.


Tammie Eldridge gehört zum Bereich Solution Marketing bei SAP SuccessFactors.