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Unter den größten Zusammenbrüchen von Lieferketten in der jüngeren Geschichte haben erst die Ereignisse der letzten Jahre Reformen hervorgebracht. Zur Stärkung von Beschaffungsprozessen wurde außerdem der Aspekt der gesellschaftlichen Verantwortung in ein anderes Licht gerückt. Zahlreiche Gesetze und Initiativen auf der Grundlage der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte wurden geschaffen, die auf den drei Säulen des Rahmenwerks der Vereinten Nationen für Menschenrechte ruhen: „Schutz, Achtung und Abhilfe“. Darunter unter anderen das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz.

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, kurz LkSG, trat im Juni 2021 in Deutsch­land in Kraft und kann den übrigen EU-Ländern als Modell dienen. Es enthält eine Reihe von Bestimmungen zur Regelung der gesellschaftlichen und ökologischen Verantwortung von Unternehmen. Unter anderem müssen Unter­nehmen demzufolge bis spätestens April 2024 gegenüber den Bundesbehörden nachweisen, dass ihr Risikomanagementsystem in der Lage ist, Verstöße in der Lieferkette zu beheben.

Das bundesdeutsche LkSG und andere Lieferkettensorgfaltspflichtengesetze sollen den Umweltschutz fördern, Verletzungen von Menschenrechten verhindern und letztlich mehr Transparenz in Lieferketten schaffen. Um ein solches Gesetz einhalten zu können, müssen Unternehmen Vorbereitungen treffen. Das beweist, dass die Digitalisierung von Lieferketten nicht mehr nur ein Merkmal eines modernen Beschaffungswesens mehr ist – sie ist eine Voraussetzung dafür. Mit einer flexiblen digitalen Lieferkette können Unternehmen sich rasch auf neue gesetzliche Vor­schriften oder unerwartete Krisen einstellen.

Die Förderung von Nachhaltigkeit und Menschenrechten ist inzwischen in weiten Teilen der Wirtschaft fester Bestandteil von Unternehmenszielen. Unternehmen des 21. Jahrhunderts ist es ein Anliegen, zum Allgemeinwohl der globalen Gesellschaft und zum Schutz des Planeten beizutragen. Diese ethische Handlungsgrundlage ist heute aus Sicht von Kunden und Verbrauchern bereits eine Voraussetzung. Zudem spielt sie bei der Rekrutierung von Personal eine entscheidende Rolle. Unternehmen ohne klare Agenda für Nachhaltigkeit und Menschenrechte könnten erhebliche Schwierigkeiten haben, Talente zu gewinnen und langfristig zu binden.

Und während die Verwirklichung von Nachhaltigkeitsprogrammen und der Aufbau von ethischen Partnerschaften zahlreiche positive Effekte zeitigen, könnten umgekehrt Verstöße gegen das LkSG und vergleichbare Gesetze zu empfindlichen Strafen und Bußgeldern führen. Beispielsweise müssen Unternehmen mit über 400 Millionen Euro Umsatz unter Umständen bis zu zwei Prozent des Jahres­umsatzes zahlen, wenn sie keine Abhilfemaßnahmen ergreifen, um nicht konforme Praktiken abzustellen. Zudem kann die Nichteinhaltung des Gesetzes zum Aus­schluss von öffentlichen Ausschreibungen für bis zu drei Jahre führen. Hinzu kommt der Reputationsschaden für das Unternehmen. Ein Verstoß könnte verheerende Folgen für das öffentliche Ansehen und letztlich für Umsatz und Gewinn des Unternehmens haben.

Investitionen in Nachhaltigkeit und den Schutz der Menschenrechte sind nicht nur unerlässlich, um Strafzahlungen zu vermeiden, sondern auch, um das Unternehmen zukunftsfähig zu machen. Im Endeffekt geht es darum, das Richtige für unsere Gesellschaft und für unseren Planeten zu tun.

Aufbau einer absolut transparenten Lieferkette

In einem Zeitalter, in dem jede Information binnen Sekundenbruchteilen weltweit verfügbar ist, müssen Unternehmen erkennen, dass Verbraucher mehr denn je beobachten, welche Haltung sie nach außen repräsentieren und was sie tatsächlich tun, um ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden. Konsumenten möchten die Gewissheit haben, dass die Unternehmen, mit denen sie interagieren, gesellschaf­tlich und ökologisch verantwortungsvoll handeln. Wenn Kunden über soziale Medien Skandalmeldungen in Echtzeit verbreiten können, kann ein einziger Fehlgriff in der Lieferkette zu einem sofortigen Boykott führen – mit katastrophalen Folgen für das Unternehmen. Doch Unternehmen können sich schützen, indem sie alle Sorgfalts­pflichtengesetze einhalten, die erforderlichen Daten erfassen und eine absolut transparente Lieferkette aufbauen.

Aus diesem Grund müssen Unternehmen eine umsetzbare Strategie für soziale Verantwortung entwickeln. Es gibt zahlreiche rohstoff- und regionsspezifische Anbieternetzwerke mit Fokus auf Nachhaltigkeit. Doch eine zentrale Datenquelle für die gesamte Lieferantenbasis kann risikosensible Kernprozesse unterstützen und gleichzeitig differenzierte Berichterstattung und transparente Prüfungsnachweise ermöglichen. SAP-Lösungen können beim Aufbau von digitalen Brücken helfen und die Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften erleichtern, indem sie:

  • im Ausgabenmanagementprozess bei der Lieferantenauswahl aktuelle Ratings zu Lieferantenrisiken bereitstellen, damit Unternehmen ohne großen Aufwand Lieferanten mit geringem Risiko auswählen können
  • interne und externe Datenquellen einbinden, um detaillierte Risikoprofile für alle direkten Lieferanten bereitzustellen
  • Unternehmen bei der Erkennung, Dokumentation und Beseitigung von Risiken in enger Zusammenarbeit mit den Lieferanten helfen

Unterstützung durch die SAP

Die SAP bietet ein modulares Toolkit, das auf der jetzt verbesserten Lösung SAP Ariba Supplier Risk und dem SAP Business Network aufbaut, sowie zusätzliche Erweiterungen für unternehmensspezifische Anforderungen.

Ein starkes Fundament

SAP Ariba Supplier Risk enthält Kernfunktionen für ein umfassendes LkSG-konformes Risikomanagement. Diese bewährte Lösung zur Steuerung von Risiken liefert die Funktionen, die Unternehmen für die Einhaltung von Lieferketten­sorgfaltspflichtengesetzen benötigen. Sie bietet Lieferantenrisiko-Ratings aus vielfältigen internen und externen Datenquellen, die eine Beschaffung bei Partnern, die gegen Auflagen verstoßen, vermeiden helfen. SAP Business Network wird künftig standardisierte und erweiterbare Fragebögen zur Selbstbeurteilung (Self-Assessment Questionnaires, SAQs) anbieten, mit denen Lieferanten auf einfache Weise Informationen über ihr LkSG-bezogenes Risikoprofil an Kunden senden können. Zudem kann durch automatisierte Berichterstattung die Übermittlung von Pflichtinformationen an das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) sichergestellt werden, sodass manuelle Prozesse entfallen.

LkSG-bezogene Funktionen stehen Kunden mit SAP Ariba Supplier Risk ohne Zusatz­gebühren zur Verfügung. Dazu zählen standardisierte LkSG-spezifische SAQs für Lieferanten in SAP Business Network for Procurement, die von Lieferanten selbst gepflegt und an beliebige Kunden versendet werden können. Darüber hinaus arbeitet die SAP gemeinsam mit Partnern an vorkonfigurierten Deployment-Inhalten, die einen effizienten Produktivstart ermöglichen und hohe Flexibilität für die Konfiguration von kundenspezifischen Anforderungen bieten.

Modulare Erweiterungen für maximale Flexibilität

Die SAP bietet Erweiterungen und Add-ons für spezifische Geschäftsanforderungen. Mithilfe von externen branchenspezifischen Anbieternetzwerken mit Fokus auf Nach­haltigkeit können Unternehmen vollständige Transparenz schaffen. Ergänzende Lösungen wie SAP Ariba Supplier Lifecycle and Performance können die Einbindung von Lieferanten und die Zertifikatsverwaltung erleichtern. Die Software SAP Fieldglass hilft bei der Steuerung der Compliance bei externen Mitarbeitern vom Onboarding bis hin zur Lohn- und Gehaltsabrechnung. Die Anwendungen SAP Product and REACH Compliance und SAP Environment, Health, and Safety Management ermöglichen die Wiederverwendung vorhandener Compliance-Informationen und tragen so zum Aufbau von Vertrauen bei den Kunden bei.

Mit dem LkSG und ähnlichen Gesetzen sollen konkrete Fortschritte bei der Schaffung einer Welt mit weniger Ungleichheit erzielt werden. Vergleichbare Vorschriften werden wahrscheinlich in Zukunft überall in der EU in entsprechenden Gesetzen verankert werden. Wenn Unternehmen jetzt die geeigneten SAP-Lösungen implementieren, können sie ein stabiles Fundament für das Risiko­management in der Lieferkette, Klimaneutralität und an Kreislaufwirtschaft orientierten Abläufen schaffen. Damit entwickeln sie sich zu wichtigen Akteuren in einem widerstandsfähigen und flexiblen Netzwerk für Wertschöpfung.

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Sie mit SAP-Lösungen Ihr Unter­nehmen für Konformität mit dem LkSG rüsten können, besuchen Sie www.ariba.com/lksg.


Salvatore Lombardo ist Senior Vice President, Chief Product Officer und Head of Engineering für SAP Procurement.