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KI und die Zukunft der Arbeit: Interview mit SAP Chief Future of Work Officer Christian Schmeichel

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Der SAP Future of Work Trend Report identifiziert drei große arbeitsrelevante Bereiche, die mit der Ausbreitung künstlicher Intelligenz massive Veränderungen durchmachen: Future of Workforce, Future of People Practices und Future of HR. SAP News hat mit Christian Schmeichel gesprochen, Chief Future of Work Officer der SAP SE.

Frage: Das zweite Halbjahr 2024 wurde eingeläutet, SAP positioniert sich als Business-AI-Unternehmen, unter anderem mit einem KI-Assistenten für seine Geschäftssoftware. Was denken die Mitarbeitenden über den zunehmenden Fokus der Firma auf künstliche Intelligenz?

Antwort: KI ist schon längst kein neues Thema mehr in der Belegschaft. Laut einer internen Studie von Ende 2023 stehen 80 Prozent der Befragten KI optimistisch gegenüber. Das hat sich inzwischen nur bestätigt. Und hat natürlich auch damit zu tun, dass wir ein Softwarekonzern sind. Es gibt durchaus Branchen, in denen die Belegschaft eine gewisse Zurückhaltung an den Tag legt, was KI betrifft. Das ist bei SAP weniger der Fall, auch weil auf Themen wie Privatsphäre und Datenschutz großen Wert gelegt wird. Außerdem sehen unsere Beschäftigten natürlich die große Chance, die sich für SAP bietet, mit Business AI die nächste Entwicklungsstufe für unser Portfolio zu erschließen. Das begeistert viele.

Christian Schmeichel, KI und die Zukunft der Arbeit: Interview mit SAP Chief Future of Work Officer Christian Schmeichel

Frage: Als Chief Future of Work Officer von SAP obliegt Dir mit Deinem Team die Aufgabe, Veränderungen in der Arbeitswelt zu prognostizieren und zu begleiten. Wie beeinflusst die Ausbreitung von KI derzeit die Zukunft der Mitarbeitenden?

Antwort: Das Wettrennen um die Zukunft hat durch KI noch einmal richtig angezogen. Unsere Kunden wollen wissen, wie sich ihre Belegschaftsstruktur entwickeln muss und welche Weichen sie als Unternehmen dafür stellen sollten, welche Fähigkeiten und Qualifikationen jetzige und zukünftige Mitarbeitende brauchen werden, um für die Zusammenarbeit mit KI gut aufgestellt zu sein. Eine zusätzliche Herausforderung sind globale Megatrends wie der Klimawandel oder der Eintritt jüngerer Generationen in den Arbeitsmarkt. Das beschäftigt natürlich auch uns bei SAP. Wie andere Unternehmen spielen auch wir Szenarien durch, um herauszufinden, welche Fähigkeiten wir beispielsweise in fünf bis zehn Jahren an welchem Einsatzort brauchen werden, wie sich Rollen und Tätigkeiten verändern werden, und welcher Anteil an KI und Robotics in den einzelnen Teams benötigt wird. Es ist für niemanden leicht, sich aktuell vorzustellen, wo wir in fünf Jahren stehen werden. Deswegen bleibt es spannend.

Teammitglied künstliche Intelligenz

Frage: Welchen Einfluss hat die weitere Verbreitung von KI auf die tägliche Arbeit?

Antwort: Im Unterschied zu anderen technologischen Umbrüchen in der Vergangenheit handelt es sich bei der aktuellen Entwicklung im KI-Kontext um eine grundlegende Veränderung im Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine. Ich glaube tatsächlich, dass man die Zusammenarbeit mit KI lernen muss, und dazu gehört auch zu lernen, Aufgaben abzugeben – sozusagen das „Verlernen“ von Aufgaben und Arbeitsabläufen, wie wir sie bisher gehandhabt haben. Wir sehen bereits, wie generative KI in sehr kurzer Zeit in allen Arbeitsbereichen Anwendung findet und das Thema sehr greifbar wird. Das reicht von der Recherche und Datenanalyse bis zum Erstellen von Berichten, Präsentationen und Meetingminutes. Womöglich stellt sich so im Einzelfall heraus, dass wir perspektivisch Aufgaben mit einem ganz anderen Schwerpunkt übernehmen werden als bisher. Zum Beispiel auch Aufgaben, die man einer KI nicht anvertrauen kann oder möchte, weil dafür Entscheidungen benötigt werden, die sie Stand heute „überfordern“ – sei es aus Mangel an Kreativität, strategischem Denken oder moralischer Urteilsfähigkeit. 

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Frage: Kann man von einem Wandel weg von rein rollenspezifischer Ausgestaltung der Arbeit hin zu skill-basierten Tätigkeiten sprechen?

Antwort: Durchaus. Natürlich gibt es je nach Rolle – ob nun Entwicklung, Vertrieb, Consulting, etc. – bestimmte typische Anwendungsgebiete von KI. Aber darüber hinaus geht es um die Entwicklung eines bestimmten Mindsets, das sehr viel mit Selbstreflexion zu tun hat: Was kann ich am besten und perspektivisch besser als KI? Wo kann ich meine Fähigkeiten am besten einbringen? Ich glaube, das wird zunehmend wichtiger werden. Mit dem stärkeren Fokus auf breit einsetzbaren Fähigkeiten statt starrer Rollenprofile kommt eine gewisse Fluidität in die Organisation. Mitarbeitende werden zunehmend flexibel einsetzbar und müssen nicht eigens die Rolle oder den Bereich wechseln, um Aufgaben wahrzunehmen, die unserem persönlichen Skillset und Interessensbereich entsprechen. Ich sehe darin eine große Chance zur Erhöhung der Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Der zweite große Bereich beinhaltet die entsprechende digitale Anwendungskompetenz. Das sind zum einen praktische Fähigkeiten wie einen guten, ausgefeilten Prompt so abzugeben, dass die KI passgenau bereitstellen kann, was gebraucht wird, zum anderen aber auch entsprechendes Wissen im Bereich Ethik und Compliance.

Frage: Derart umfassende Veränderungen in kurzer Zeit verlangen den Mitarbeitenden viel ab. Wie können die richtigen People Practices hier unterstützen?

Antwort: Ein erster wichtiger Schritt ist, dass wir uns den Veränderungen bewusst sind, die da gerade passieren. Wir leben in einer Ära, in der es in immer kürzerer Zeit zu immer einschneidenderen technologischen Veränderungen kommt. Die Mitarbeitenden brauchen einen Werkzeugkasten, um diesem massiven Wandel, den sie tagtäglich erleben, erfolgreich begegnen zu können. Themen wie mentale Gesundheit spielen bei SAP seit geraumer Zeit eine große Rolle und wir sehen, dass gerade Trainings, in denen praktische Techniken zur Stressbewältigung und zur Anpassung an veränderte Arbeitssituationen stark nachgefragt werden. Aber gerade hier bietet natürlich auch der Einsatz von KI große Chancen, wenn es darum geht, eine gute Work-Life-Integration zu fördern.

Datengetriebene Personalarbeit unterstützt durch KI

Frage: Wie wirkt sich die Anwendung von KI schon heute und in Zukunft auf die Personalarbeit aus?

Antwort: Bereits heute gibt es eine Vielzahl spannender Anwendungsfälle von KI im Personalbereich, die auf eine effizientere Gestaltung von Prozessen abzielen. So etwa im Recruiting, wo Stellenausschreibungen mittels KI schneller generiert und passgenaue Interviewleitfäden erstellt werden können. Zudem können beim sogenannten „CV Matching“ Lebensläufe mithilfe von KI gescannt, relevante Informationen gesammelt und mit den Anforderungen der offenen Stellen verglichen werden. Auch im Learning-Bereich gibt es schon sehr gute Einsatzmöglichkeiten, wie beispielsweise bei der Bereitstellung von personalisierten Informationen und individuellen Trainings. Und zusätzlich zu möglichen Effizienzsteigerungen wird KI der Personalabteilung zukünftig dabei helfen, sich zu einer noch strategischeren Funktion zu entwickeln. Vor allem transaktionale Aufgaben können vermehrt automatisiert und von KI übernommen werden. Personaler haben dann mehr Zeit für strategisch wertschöpfendere Aufgaben. So kann zum Beispiel die persönliche Beratung von Mitarbeitenden wieder mehr in den Fokus rücken, für die im aktuellen Tagesgeschäft oft nicht immer die Kapazitäten vorhanden sind, die man sich in der HR-Arbeit eigentlich wünscht.

Frage: Was bedeutet der Einsatz von KI konkret für die Arbeit des People & Culture Bereiches (P&C) bei SAP?

Antwort: Ziel ist es, im Rahmen unserer Transformation das volle Potenzial von KI zu nutzen, um unsere Führungskräfte und Mitarbeitenden bei ihrer täglichen Arbeit bestmöglich zu unterstützen. Gleichzeitig geht es darum, die Effizienz des P&C-Bereiches kontinuierlich zu verbessern. Es gibt ein großes Interesse unserer Mitarbeitenden, mit KI-Anwendungen zu arbeiten. Bis heute haben mehr als 50.000 Beschäftigte das Generative AI Experience Lab genutzt und über 5 Millionen Prompts abgesetzt. Inzwischen kann man sagen, dass KI nicht nur als kollaboratives Werkzeug, sondern quasi als Partner für die Arbeit gesehen wird. „KI-First“ zu denken ist daher ein wichtiger Aspekt für anhaltenden Erfolg und um unser Ziel zu erreichen, das #1 Business KI-Unternehmen zu werden. Zudem zielt eine zukunftsweisende Personalarbeit ja darauf ab, eine attraktive Arbeitsumgebung zu schaffen, in der Mitarbeitende mit hoher Motivation und Spaß an der Sache bestmöglich ihre Aufgaben erledigen können. Im Zeitalter von KI wird es mithilfe von Daten zunehmend einfacher, zeitnah zu erkennen, wie es der Belegschaft geht, wo im Zweifel der Schuh drückt, um dann entsprechend zu handeln. Die dafür entwickelten und aus dem P&C-Bereich heraus gesteuerten Befragungs- und Feedbackformate sollen künftig mithilfe von KI die Auswertung der Ergebnisse deutlich schneller ermöglichen, um zeitnah auf Entwicklungen und Bedarfe innerhalb der Belegschaft reagieren zu können. 

Frage: Wie beeinflusst die Verbreitung von KI Deine eigene Arbeit?

Antwort: Als Chief Future of Work Officer von SAP begeistert mich diese Möglichkeit, bei den großen Veränderungen, die KI in der Personalarbeit mit sich bringt, ganz vorne mit dabei zu sein – und als People & Culture-Bereich bei SAP treiben wir das Thema nicht zuletzt als Showcase für unsere eigenen SAP-Lösungen aktiv voran. Für meine Rolle bedeutet das beispielsweise ganz konkret, gemeinsam mit meinem Team den Einfluss von künstlicher Intelligenz auf die Entwicklung unserer Belegschaft und des gesamten Personalbereiches mitzugestalten. Dazu gehören die strategische Personalplanung, moderne Arbeitsmethoden sowie Impulse für die Weiterentwicklung der HR-Organisation, um die Zukunft der Arbeit bei SAP in Richtung einer spannenden und digitalisierten Zukunft zu lenken. KI wird die Arbeit von Mitarbeitenden stark verändern und die nächsten Jahre werden sicherlich einige der innovativsten in der (HR-) Technologiewelt sein. Das ist eine tolle Gelegenheit, die Entwicklung der Arbeitswelt als SAP maßgeblich mitzugestalten.

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