Die Holz- und Papierindustrie sucht händeringend nach Fachkräften. Ist das nur eine Herausforderung für die Branche oder auch eine Chance?
Holz- und papierverarbeitende Betriebe haben mit einem massiven Mangel an Fachkräften zu kämpfen – in einer Größenordnung wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Gerade jetzt, wo das weltweite Wirtschaftswachstum für eine kräftige Konsumnachfrage sorgt, geht fast die Hälfte der Baby-Boomer-Generation in den Ruhestand. Nur ein Bruchteil der offenen Stellen wird mit neuen Mitarbeitern besetzt. Wenn die Analysten mit ihren Prognosen recht behalten, könnte die Branche bald in eine handfeste Krise rauschen. Das entscheidende Drehrädchen lautet daher – HR.
Allein in den USA sollen in den nächsten zehn Jahren 4,6 Millionen neue Arbeitsplätze in der verarbeitenden Industrie geschaffen werden – zusätzlich zu den 2,4 Millionen offenen Stellen, die aufgrund des Fachkräftemangels unbesetzt bleiben werden. Dies ergab eine von Deloitte und dem Manufacturing Institute durchgeführte Studie. Problematisch wird dies dann, wenn man berücksichtigt, dass der Fachkräftemangel die US-Wirtschaft 2,5 Billionen US-Dollar kosten wird.
Es steht also viel auf dem Spiel für holz- und papierverarbeitende Betriebe. Sie müssen versuchen die entstehenden fachlichen Qualifikationslücken zu schließen. Doch das Problem löst sich nicht indem man einfach mehr Leute einstellt. Die HR-Verantwortlichen müssen drastische Maßnahmen ergreifen, um ihre Strategien für die Talentgewinnung und -bindung neu auszurichten. Sie müssen den Schwerpunkt auf das Verhalten der Mitarbeiter legen und die engen Grenzen traditioneller Personalwirtschaft ausweiten. Das sind zentrale Aufgaben im HR-Bereich, um zukunftsfähig zu werden.
Gehälter steigen in der Holz- und Papierindustrie
Fachkräfte stehen zur Verfügung, aber die richtigen Leute zu gewinnen ist eines der Hauptanliegen – noch wichtiger als die Materialkosten. Hochschulabsolventen der Fachrichtung Chemie erhalten Jobangebote von Holz- und papierverarbeitenden Unternehmen in US-Bundesstaaten wie Maine, Washington oder Oregon. Während der Durchschnittslohn steigt, sind auch die Jahresgehälter in der Holz- und Papierindustrie gestiegen – von 51.000 US-Dollar im Jahr 1999 auf fast 76.000 US-Dollar im Jahr 2017.
Trotz dieses Stellenmarktes ist das traditionelle Bild eines Arbeiters in einer Fräswerkstatt für jüngere Arbeitnehmer nicht so verlockend wie für die Generationen vor ihnen. Die jungen Leute befürchten, dass neue Technologien an entlegenen Orten nur langsam eingeführt würden. Außerdem sind sie besorgt, dass die Branche von ihnen verlangen würde, sich von den modernen Annehmlichkeiten der heutigen digitalen Welt zu lösen. Für die Mitarbeiter, die ihren Job schon seit Jahrzehnten machen, ist die Einarbeitung neuer Mitarbeiter unglaublich verwirrend. Denn zu den aktuellen Fähigkeiten gehören Instinkte, die für die Auszubildenden eine Selbstverständlichkeit sind, aber nicht für die Ausbilder.
Telearbeit in der Holz- und Papierindustrie?
Zwar stehen die Mitarbeiter heutzutage vor belastenden Herausforderungen, doch die moderne Technologie bietet eine Fülle von Möglichkeiten, um zu überdenken, wie der Werksbetrieb künftig laufen soll und wo die Arbeitskräfte in dieses Modell passen werden. Zum Beispiel können es sich immer mehr Betriebe leisten, ihren Mitarbeitern Telearbeit anzubieten, sodass diese an einem Ort ihrer Wahl arbeiten und das Team in der Fabrik unterstützen können. Eine weitere zukunftsweisende Entwicklung ist die Erweiterung der Arbeitsumgebung mit Augmented Reality, um fachkundige Unterstützung durch Experten zu bieten, die auf eine immer größere Anzahl von Arbeitsbereichen ausgedehnt werden kann.
Dass künftig noch größere Veränderungen möglich sein werden, zeigt sich bei einem Rundgang durch eine Papierfabrik. In einigen Betrieben stehen im Produktionsbereich Maschinen, die fast 300 Meter lang sind und nur von wenigen Technikern betrieben werden. Der Grad der Automatisierung ist so hoch, dass die Maschine sich selbst steuert und Daten erzeugt, die Aufschluss darüber geben, wie die operative Leistung aussieht und welches Optimierungspotenzial besteht.
Dieser Wandel vom Maschinenbediener zum Maschinenanalytiker, ist eine Strategie, die viele Unternehmen verfolgen. Die Belegschaft erwirbt immer mehr Know-how im Bereich Fertigung und versteht es, die neuesten technologischen Innovationen zu nutzen, Erkenntnisse aus Daten zu gewinnen und sich schnell mit der Bedienung neuer Maschinen vertraut zu machen. Wichtige Herausforderungen für HR.
HR als Partner der Führungsetage
Die Möglichkeiten, Arbeitnehmer weiterzubilden und ihnen neue Fähigkeiten zu vermitteln sind enorm. Aber keine dieser Änderungen kann erfolgen, wenn der Vorstand nicht mit den HR-Führungskräften zusammenarbeitet. Leider ist dies bei 91,4 % der Unternehmen derzeit nicht der Fall. Dies ergaben Studien im Rahmen des SAP-Performance-Benchmarking-Programms.
HR-Führungskräfte als Partner einzubinden, die einen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten, ist außerordentlich wichtig. Sie können eine Kultur des lebenslangen Lernens schaffen, mehr Gelegenheiten bieten, neue Qualifikationen zu erwerben und die individuellen Beiträge zum Gesamterfolg des Unternehmens deutlich machen.
Die Unternehmensstrategie können sie unterstützen, indem sie bei der Gewinnung und Bindung der besten verfügbaren Mitarbeiter taktischer vorgehen und ihnen die richtigen Jobs zuordnen. Mit einer intelligenten HR-Plattform haben die Mitarbeiter Zugriff auf die richtigen Tools und Funktionen, um strategische Veränderungen umzusetzen. Dies stellt nicht nur sicher, dass der Betrieb reibungslos abläuft, sondern erhöht auch das Engagement der Mitarbeiter. Denn sie erhalten die Möglichkeit, einen Beitrag zum Unternehmen zu leisten, der für sie von Bedeutung ist.
Positive Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen
In der Holz- und Papierindustrie sind gewisse Dinge nicht beeinflussbar, beispielsweise die Kosten für Material und wirtschaftliche Faktoren. Doch zwei Dinge – die HR-Strategie und die Belegschaft – können gestaltet und zu wertvollen Ressourcen entwickelt werden.
Firmen, die das Personalwesen bei ihrer Geschäftsstrategie berücksichtigen, reagieren auf Veränderungen und nutzen die beträchtlichen Verbesserungsmöglichkeiten. Sie sehen ihre Belegschaft nicht als Instrument, um Widgets für den Verkauf zu erstellen. Jeder Mitarbeiter wird als strategischer Wettbewerbsvorteil gesehen, den es im gesamten Betrieb zu nutzen gilt.
Mehr darüber, wie die richtigen HR-Strategien Veränderungen in der Fertigung bewirken können, erfahren Sie im Artikel Plant Tours In The 21st Century: How Human Resources Leaders Can Stay Connected.