Ein Start-up in einem großen Unternehmen zu leiten erfordert Leidenschaft und Ausdauer – vor allem in unsicheren Zeiten wie diesen. Zwei SAP-interne Start-ups berichten, wie sie die ersten Wochen als Intrapreneure erlebt haben.
Die Corona-Pandemie wirkt sich stark auf die weltweite Wirtschaft sowie das Arbeits- und Privatleben aus. In den letzten Wochen haben sich die Anforderungen an die Geschäftsprozesse rasch geändert. Insbesondere kleine Unternehmen und Start-ups verspüren den Druck, diesen Stresstest bestehen zu müssen.
Letztes Jahr, bevor es zum Ausbruch von COVID-19 kam, waren die Aussichten für neu gegründete Unternehmen und Start-ups recht unterschiedlich. Damals sicherten sich zwei von SAP-Mitarbeitern gegründete Start-ups – GreenToken und OwnID – die Finanzierung durch ihren Arbeitgeber und traten dem Geschäftsbereich New Ventures and Technologies (NVT) bei.
Angesichts der raschen Ausbreitung der Pandemie müssen sich die Gründer dieser jungen Technologie-Start-ups nun neuen geschäftlichen Herausforderungen stellen, die sie nicht vorhersehen konnten, als sie die ersten Fördergelder erhielten.
„Ich hatte Meetings in Deutschland, USA, Großbritannien, Singapur und Indonesien, die alle abgesagt werden mussten“, sagt James Veale, Mitgründer von GreenToken. „Die Meetings wurden durch Video-Telefonate ersetzt. Aber Aktivitäten wie Installationen zur Fehlerbehebung oder Schulungen nicht vor Ort beim Kunden durchzuführen, das war schon schwierig.“
Neue Möglichkeiten im Geschäftsbereich New Ventures & Technologies
Trotz dieser neuen Herausforderungen schätzen beide Teams die Unterstützung des SAP.iO Venture Studios. Der SAP-eigene Start-up-Inkubator ist Teil der NVT Organisation und investiert in kleine, von Unternehmergeist geprägte SAP-Teams, die innovative Produkte entwickeln und einführen. Das Intrapreneurship-Programm ist eine von verschiedenen Initiativen der SAP, künftige Möglichkeiten auszuloten und Ideen von Mitarbeitern zu fördern. Es bietet den Mitarbeitern eine zentrale Anlaufstelle für alle Informationen und Tools, die sie benötigen. Dazu zählen auch exklusiver Zugang zu einem Netzwerk von Beratern, praxisbezogene Schulungen und ein erstklassiges Accelerator-Programm, das ihnen hilft, ihr eigenes Geschäft innerhalb der SAP aufzubauen.
Im Folgenden lassen beide Gründerteams ihre ersten 100 Tage als Intrapreneure Revue passieren und berichten von ihren Erfahrungen, Herausforderungen sowie wichtigsten Erkenntnissen.
Der erste Schritt: ein neues Unternehmen gründen
Dor Shany und Rooly Eliezerov sind die Mitgründer von OwnID by SAP, einer Web-Anwendung, die es Nutzern ermöglicht, eine einzige digitale Identität zu erstellen, mit der sie sich problemlos auf Websites und Apps einloggen können. Ihr Ziel ist es, personenbezogene Daten auf verschiedenen Plattformen zu schützen. Beide verfügen über Erfahrung in der Gründerszene durch ihre Arbeit beim Identity-Management-Start-up Gigya, das 2017 von SAP übernommen wurde.
Da sie nun zu SAP gehören, haben Shany und Eliezerov sich für das interne Accelerator-Programm von SAP beworben, anstatt sich externe Geldgeber zu suchen. „Es ist ein Mehrwert für die SAP und ein großes Plus für uns“, betont Shany. „Andere Unternehmen haben bereits großes Vertrauen in die SAP und wir können davon profitieren, wenn wir Neukunden ansprechen.“
Doch der Entschluss, sich zu bewerben, war auch eine persönliche Entscheidung. „Wir beide entfalten in einer Start-up-Umgebung unser volles Potenzial. Und genau dies bietet der Geschäftsbereich New Ventures & Technologies“, fügt Eliezerov hinzu.
Die Ideen, die im Rahmen des Accelerator-Programms umgesetzt werden, kommen aus allen SAP-Geschäftsbereichen. GreenToken by SAP, das zweite von Mitarbeitern geleitete Start-up, das neben OwnID ausgewählt wurde, zählte zu den Gewinnerteams des Programms SAP One Billion Lives (1BL). 1BL ist die Vorzeige-Initiative der SAP für soziales Unternehmertum mit dem Ziel, soziale Innovation zu fördern. Die Mitarbeiter erhalten entsprechende Freiräume, Tools und Betreuung, damit sie ihre nachhaltigen Vorhaben in die Tat umsetzen können. Im Mittelpunkt steht der gesellschaftliche Auftrag und das Ziel, das Leben von einer Milliarde Menschen weltweit zu verbessern.
Die Mitgründer von GreenToken, Veale und Jain, waren überrascht als sie erfuhren, dass sie für die Finanzierung ausgewählt worden waren.
„Wir haben an 1BL teilgenommen, um etwas Fördergeld zu erhalten, mit dem wir unser Projekt zum Abschluss bringen können. Und letztendlich haben wir die Möglichkeit erhalten, einen neuen Geschäftsbereich innerhalb der SAP zu gründen“, berichtet Veale, der ebenso wie Jain seine aktuelle Rolle aufgeben musste, um sich ganz auf das Vorhaben zu konzentrieren. „Erfolg oder Misserfolg. Es liegt an uns.“
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – Herausforderungen eines Intrapreneurs
Bevor sie sich die Finanzierung gesichert hatten, nahmen die vier Gründer an einem dreiwöchigen Workshop teil, den der Bereich New Ventures and Technology (NVT) organisiert hatte. Das Feedback von den Mentoren und Intrapreneur-Kollegen war gewiss kein Zuckerschlecken. Nitin Jain von GreenToken berichtet, dass jeder einzelne Aspekt ihres Geschäftsplans von den anderen Workshop-Teilnehmern genauestens geprüft und auf die Probe gestellt wurde.
Laut Dor Shany von OwnID half diese umfassende Untersuchung und Überprüfung den vier Mitgründern, ihre jeweiligen Vorhaben aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. „Unsere wichtigste Erkenntnis war, dass es nicht darum geht, unsere Probleme von anderen lösen zu lassen, sondern dass wir anderen zuhören und erfahren, wie wir uns verbessern können“, fügt Shany hinzu.
https://www.youtube.com/watch?v=CQF4TlfXSPc&feature=youtu.be
Aufgrund ihrer Erfahrungen aus dem Business-Development-Bereich sind Veale und Jain eher untypische Gründer bei NVT, da die anderen Gründerteams eher über technisches Know-how verfügen. Gerade wegen der Unterschiede ergänzen sich die Teams aber sehr gut. Sie sind in der Lage, Probleme und Fragen aus der Sicht des Anderen zu sehen und anzugehen – auch wenn das bedeutet, herausgefordert zu werden und andere offen herauszufordern.
„Wir hielten uns nicht zurück, wenn wir das NVT-Team herausforderten. Es war für beide Seiten eine wertvolle Lernerfahrung“, betont Veale. „Innovation lebt von Leidenschaft und Veränderung. Und wenn wir unseren Prozess nicht verändern können, können wir keine Innovationen hervorbringen. Das NVT-Team hat dies verstanden und uns ausreichend Spielraum und Flexibilität gegeben.“
Ein Blick in die Zukunft
In ihren ersten 100 Tagen als Intrapreneure bei SAP haben sich das Leben und die Rollen dieser vier Unternehmensgründer grundsätzlich geändert. Einerseits haben sie Verträge mit renommierten Unternehmen unterschrieben und freuen sich darauf, ihr Portfolio und ihr Geschäft auszubauen. Andererseits sind sie sich bewusst, dass sie sich nicht nur mit den typischen Herausforderungen eines Start-ups auseinandersetzen müssen. Die Coronavirus-Pandemie hat viele weitere Hindernisse mit sich gebracht – an die man vor einiger Zeit noch nicht einmal dachte.
Doch auch angesichts dieser neuen Herausforderungen bleiben sie optimistisch. „Anfangs kamen wir nicht so schnell voran, wie wir gehofft hatten. Aber wir haben uns der Situation angepasst und halten zum Beispiel persönliche Meetings per Videokonferenz ab. So nehmen wir jetzt wieder an Fahrt auf“, sagt Veale.
Würden die Gründer es weiterempfehlen, den Sprung zu wagen und Intrapreneur zu werden? Jains Antwort ist ein eindeutiges Ja. „Dieser Übergang vom Angestellten in einer großen Firma dahin, etwas Eigenes zu schaffen und voranzutreiben, ist eine Herausforderung, die ein Umdenken erfordert. Aber es lohnt sich auf jeden Fall“, unterstreicht er.
Informationen zu New Ventures and Technologies
Um die SAP und ihre Kunden fit für die Zukunft zu machen, fördert der Bereich New Ventures and Technologies (NVT) gezielt die Entwicklung zukunftsweisender Innovationen und Produkte. NVT ermittelt Geschäftschancen im SAP-Partner- und -Kundennetz, untersucht die wirtschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien, leistet Pionierarbeit auf diesem Gebiet und stellt die entsprechenden Unternehmenslösungen bereit. Weitere Informationen finden Sie unter „Innovation at SAP“ auf sap.com.