Der Innovation mit der Mode-2 Garage Raum zu geben hat sich für SAP Services in der Schweiz gelohnt. Über hundert Unternehmen kamen innerhalb von knapp zwei Jahren zum Innovationspark Zürich, um dort zusammen mit SAP Prototypen zu entwickeln oder an Hackathons oder Innovations-Events zu Themen wie maschinellem Lernen oder Customer Experience teilzunehmen. Ein Resümee.
Ein neues Vehikel für Innovation: Das war die Motivation für SAP Services, Mitte 2018 die Mode-2 Garage zu gründen. „Einen Ort, an dem Unternehmen schnell merken, ob ein Ansatz richtig ist und ausgebaut werden kann – oder nicht“, wie Daniel Kölsch sagt, der zusammen mit Uli Eisert die Projekte koordiniert, Kunden vor Ort beraten, betreut und getrieben hat. In den zwei Jahren haben die Innovationsmanager von SAP Services immer wieder zusammen mit den Kunden mögliche Cases qualifiziert, Teams zusammengestellt, Systeme vorbereitet, Design-Thinking-Workshops durchgeführt und jeweils innerhalb von einer Woche letztlich 40 Prototypen mitentwickelt. Manche wurden vom Kunden direkt weiterverfolgt und sind – wie etwa die avec-Box des Schweizer Handelsunternehmens Valora – heute bereits im täglichen Einsatz. Andere dienen dem Unternehmen zunächst als Grundlage, um einen validen Business Case zu rechnen – wie der Schweizer Hersteller für Befestigungs- und Präzisionskomponenten SFS Group. „In beiden Fällen diente die Woche in der Mode-2 Garage als Beschleuniger“, sagt auch Uli Eisert, „denn der Kunde weiß danach, was zu tun ist.“
Proof of Concept (PoC), Mock-up oder Business Case?
Entweder hat das Unternehmen nach einer Woche eine lauffähige Software als Proof of Concept (PoC) in der Hand (I.), per Mock-up bewiesen, dass die Software lauffähig ist (II.) oder aber in einem Business Case gezeigt, dass der Ansatz für das Unternehmen Sinn machen kann (III.). Nach Erfahrung von Kölsch und Eisert sucht etwa die Hälfte der Unternehmen nach einer technischen Lösung, für die das Internet der Dinge, maschinelles Lernen, künstliche Intelligenz oder Chatbots zum Einsatz kommen. Die andere Hälfte sucht nach „prozessorientierten“ Lösungen, um etwa mit Hilfe einer SAP-Cloud-Plattform Apps zu bauen und zudem auf Daten aus dem Backend zuzugreifen. In solchen Fällen kommen zunehmend so genannte High-Fidelity-Mock-ups zum Einsatz. „Sie sehen aus wie Software, sind aber keine“, erläutert Eisert das Vorgehen, das den Vorteil hat, dass sie meist innerhalb von zwei Tagen gebaut sind, was Zeit spart.
Klar ist: Jedes der Unternehmen, die in die Mode-2 Garage gekommen sind, hat sie auch mit einem Prototyp wieder verlassen. Kein Wunder also, dass auch die SAP-Geschäftsleitung mit dem Experiment „Mode-2 Garage“ sehr zufrieden war: „Wir haben eindrücklich bewiesen, dass SAP ein idealer Partner für Innovationsthemen ist: Unkompliziert, mit viel Kreativität und Innovationskraft haben wir die Kunden für unsere digitale Welt begeistern können“, sagt Victor Leuenberger, Mitglied der Geschäftsleitung SAP (Schweiz) AG.
Positive Gruppendynamik: Kunde und Lieferant entwickeln Innovationen im Team
Ein Wagnis war der Schritt dennoch, als bekannter und etablierter Hersteller von ERP-Systemen nun in der Mode-2 Garage Innovationsthemen wie maschinellem Lernen, dem Internet der Dinge und künstlicher Intelligenz mit neuen Tools und Methoden in den Fokus zu stellen. Trotzdem war es für Kölsch „nicht überraschend, dass das Konzept laufen würde“, denn es war an der Zeit, der Geschäftsentwicklung eine neue Herangehensweise nahezubringen, die Innovationen ermöglicht. Interessanter Nebeneffekt: „Obwohl man sich meist gar nicht oder nur aus Vorabstimmungen kannte, entstand innerhalb einer Woche ein Team, das gemeinsam eine Idee verfolgt und einen Prototyp entwickelt“, sagt Eisert. Diese „positive Gruppendynamik“ ließ Grenzen zwischen Kunde und Lieferant verschwimmen. „Es ging ausschließlich darum, ein Problem gemeinsam zu lösen“, sagt Innovationsexperte Eisert. Die Konsequenz: Obwohl die Mode-2 Garage eher als SAP-Experiment geplant war, verlängerte die SAP-Services-Geschäftsführung die Laufzeit gleich zwei Mal. Erst die Corona-Krise beendete Mitte März 2020 die Fortsetzung der Innovationswerkstatt auf dem Areal des Flugplatzes Dübendorf.
Mode-2 Garage: Mehr Zeit in die Vor- und Nachbereitung stecken
Das gibt Zeit, zu reflektieren. „Während wir zu Beginn davon ausgingen, dass technische Herausforderungen beim Kunden im Mittelpunkt stehen, zeigte sich mehr und mehr, dass die Prozesse mindestens genauso wichtig sind“, sagt Eisert. Denn was nutzt modernste künstliche Intelligenz und Sensorik, wenn der Nutzer mit der Handhabung der Anwendung nachher nicht klarkommt? „Zudem wäre sinnvoll, die einwöchige Phase in der Garage nach vorne und nach hinten zu verlängern“, kommentiert Eisert. Es hat sich zwar gezeigt, dass Kunden in einer Woche mehr erreichen, als sonst in zwei Monaten. Doch fehlte es Unternehmen vor der Woche in der Mode-2 Garage manchmal an Inspiration. „Allerdings ist es eine Voraussetzung, mit einer konkreten Idee zu uns zu kommen, die sich in der Woche dann auch validieren lässt“, erläutert Kölsch, der schon vor der Garagenwoche diverse Ansätze mit den Kunden diskutiert und vorselektiert. Auch die Zeit „danach“ kann herausfordernd werden. „Nicht selten entsteht ein Bruch im Übergang“, sagt Eisert, „der Vertrieb nimmt den Ball auf, braucht aber recht lange, um ein konkretes Angebot zu entwickeln.“ Was nach Ansicht von Eisert noch fehlt, ist ein „Standardpaket zum Weitermachen“.
Coop: Parken ohne Verzögerungen
Natürlich gibt es auch Beispiele, die zeigen, dass der nächste Schritt umgehend machbar ist. Das Schweizer Einzelhandelsunternehmen Coop vereinfacht für die über drei Millionen Teilnehmer ihres Loyalty Programms „Supercard“ das Parken in den eigenen Parkhäusern mit einem neuen Service. Der Kunde hinterlegt in der „Supercard-App“ sein Auto-Kennzeichen. Bei der Ein- und Ausfahrt wird das Kennzeichen per Kamera gescannt und geprüft. Die Parkschranke öffnet sich automatisch und die Parkgebühr wird in Form von „Superpunkten“ abgebucht. Der Kunde braucht sich weder um das Parkticket, noch um Kleingeld zu kümmern. Der neue Service wurde in der Mode-2 Garage zunächst als Prototyp entwickelt und konnte bereits drei Monate später in einem ersten Parkhaus erfolgreich getestet werden.
Noch steht die Mode-2 Garage corona-bedingt still. „In den vergangenen Monaten haben wir deshalb neue, spannende Formate etabliert – sowohl virtuell als auch beim Kunden vor Ort. Im kommenden Frühjahr, wenn SAP den neuen Zürcher Standort im „Circle“ bezogen hat, werden wir unsere Kunden mit einem völlig neuen Innovationskonzept überraschen“, sagt René Fitterer, Chief Technology Officer bei SAP Schweiz. „Innovation ist ein Kernthema und wir haben sowohl die Strategie- wie auch die Innovationskompetenz, um mit den Kunden die Zukunft erfolgreich zu gestalten. Bis dahin werden wir die Mode-2 Garage beim passenden Business Case weiterhin OnDemand sowohl virtuell als auch beim Kunden vor Ort verfügbar machen.“
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